Review

Dorothy und ihr Mann Edmund führen ein zurückgezogenes Leben, nachdem sie lange Jahre wegen grausamer Verbrechen in einer Psychiatrie verbrachten. Nur ihre Tochter Jackie besucht sie heimlich nachts, was auch die andere Tochter Debbie mitbekommt. Die ist wiederum gerade in einer aufmüpfigen, pubertären Phase (obwohl Kim Butcher wirklich nicht mehr wie 15 aussieht) und zwischen den beiden steht der Psychiater Graham, der offensichtlich eine Freundin sucht und ansonsten ein plump gezeichneter Schwätzer mit Helfersyndrom ist. Durchwachsen geht es zur Sache, denn die überraschende Darstellung einer alten Frau als Kannibalin steht im Gegensatz zu den ansonsten sehr einfältigen Charakteren. Schockierend ist die Story zwar inhaltlich, das heißt allerdings nicht gleich, dass es sich hier um den englischen „Texas Chainsaw Massacre“ handelt, wie gern der Vergleich herangezogen wird. Hier scheint die Familie oberflächlich noch intakt und kaum so krank, wie in Tobe Hoopers Glanzwerk. Dem Zuschauer wird heutzutage ein wenig Gespür dafür abverlangt, sich in die Zeit zurückzuversetzen, als Blue Jeans für gewalttätige Rocker standen, um einige brutal angedachte Momente wahrzunehmen, die sonst zu unfreiwilliger Komik verkommen. Situativ hingegen überzeugt unter anderem die Performance von Sheila Keith ("House Of Whipcord") als wahnsinnige Dorothy beim besessenen Deuten von Tarotkarten z.B. Die Besetzung ist ansonsten solide, die wenigen sichtbaren Goreszenen sind qualitativ eher mäßig bis undefinierbares Gematsche. Die heutige Einstufung ab 16 Jahren reicht völlig aus, die vorige Indizierung ist geradezu lächerlich. Die Inszenierung erinnert zwangsläufig an „Deranged“ aus dem gleichen Jahr, der ebenfalls von den kannibalischen Ausschweifungen Ed Geins inspiriert wurde. Das Flair ist allerdings deutlich englischer und die Geschichte, die sich hinter dem alten Pärchen verbirgt, bleibt eine ganze Zeit lang im Ungewissen, bzw. wird nur immer wieder angedeutet. Das Unbehagen entsteht durch die harmlos wirkende Psychopathin, die im Gegensatz zu den gewohnten Serienkillern und Slasherfiguren kein Kriterium erfüllt, das vom Weitem als bedrohlich sichtbar ist. Daraus bezieht „Frightmare“ seinen unheimlichen Reiz und dürfte damals in den Kinos ein echter Schocker gewesen sein, heute betrachtet wirkt das in der Umsetzung etwas angestaubt.

Fazit: Vielleicht nicht mehr der große Schocker, doch für die damalige Zeit schon außergewöhnlich. 5/10 Punkten

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