Review

 An den Film habe ich mich Jahre nicht herangetraut, weil man mir die Feuerlöscher-Szene als abartig brutal beschrieben hat. Klar, sie ist kraß, aber weit davon entfernt, schockierend oder verstörend zu sein. Dazu läuft der Film viel zu kurz, und da man überhaupt nicht weiß worum es geht, ist es nicht möglich, sich in irgendwen hineinzuversetzen, sich gewissermaßen auf eine Seite zu schlagen (was sich allerdings kaum ändert, siehe im nächsten Abschnitt).
 Das Problem ist aber: Das geht den ganzen Film über so! Die Schauspieler sind durch die Reihe gut, aber dennoch bleiben die Charaktere blaß, es entsteht keine Empathie. Im Gegenteil, je länger der Film läuft, desto unsympathischer wurden mir Alex und Marcus (Pierre hat ja wenigstens noch einen gewissen Witz), was unter anderem am oberflächlichen Teenie-Gelaber in der U-Bahn liegt. Und dies ist die nächste große Schwäche des Films: Die Erzählweise, welche ich anfangs als angenehm unaufgesetzt empfand, entpuppt sich als unnötige Spielerei, die den Spannungsbogen einfach vernichtet. Sollte dies beabsichtigt sein, hätte das Drehbuch mit etwas Tiefergehendem aufwarten müssen als Beziehungsgeplänkel. Dieser Kniff geht nach hinten los!
 Es kommt einfach nichts, was die totale Stille nach dem krassen Höhepunkt rechtfertigen würde: Die Charaktere sind so flach, daß man bereits nach wenigen Minuten Bescheid weiß, wer wie funktioniert, und der Anfang, den es am Ende zu sehen gibt, verbirgt keinen Clou, keine Auflösung (wie es zum Beispiel in MEMENTO der Fall ist).
 Das beruht natürlich auch auf der Tatsache, daß der Film einfach nichts zu erzählen hat: Party, Frau zwischen zwei Freunden, Frau wird vergewaltigt, Freunde suchen Rache. Hätte ein platter, unterhaltsamer Rape'n'Revenge-Knaller werden können. Da aber versucht wurde, extreme Kunst zu machen, ohne jedoch für die nötige Stimmung, Tiefe oder Geschichte zu sorgen, bleibt eine ziemlich leere Blase über.
  Ruhe kann fesseln. Auch einem lauten und stürmischen Beginn mag eine lange Passage der Stille folgen, bis es wieder losgeht. Das ist hier aber mißlungen. Ab der Partyszene ist es einfach nur langweilig, ja tatsächlich, es passiert immer weniger (wenn man mal von der Sexszene absieht, aber wie soll man die noch genießen, nachdem was bereits passiert ist (bzw. noch passieren wird)?).
 Als Pluspunkte sind neben den darstellerischen Leistungen auf jeden Fall die zahlreichen One-Shot-Szenen zu nennen. Das war's aber eigentlich auch schon. Ansonsten setzt der Film auf Schock (was gerne als "verstörend" oder "provokativ" verkünstlert wird) und Effekte - das reicht nicht.
 Eine klassische Erzählstruktur hätte zwar weniger jauchzende (Pseudo-)Intellektuelle und (Möchtegern-)Cineasten hervorgebracht, wäre aber die attraktivere Variante gewesen - wobei: Die flaue Geschichte hätte so oder so einer Überarbeitung bedurft...

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