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„Sie ist ein Werwolf!“

Joe Dantes „The Howling“-Verfilmung zählt zusammen mit „American Werewolf“ und „Wolfen“ zum Triumvirat der Werwolf-Film-Renaissance im Jahre 1981. Dessen erste Fortsetzung „Das Tier II“ folgte vier Jahre später unter der Regie Philippe Moras („The Beast Within“). Diese basiert zwar ebenfalls auf einem Roman Gary Brandners, der zusammen mit Robert Sarno auch das Drehbuch verfasste, ist aber doch ganz anders als Dantes erster Teil…

„Wenn die Füchse anfangen, die Hühner abzumurksen, dann murksen wir die Füchse ab!“

Während der Beisetzung seiner Schwester Karen erfährt Ben White (Reb Brown, „Captain America“) vom Okkultismusexperten Stefan Crosscoe (Christopher Lee, „Das Haus der langen Schatten“), dass Karens Seele verflucht und sie zu einem untoten Dasein als Werwölfin verdammt sei. Nachdem Ben von diesem Spuk überzeugt wurde, geht es zusammen mit Journalistin Jenny Templeton (Annie McEnroe, „Der Kampfkoloss“) nach Transsilvanien, um der Oberwerwöflin Stirba (Sybil Danning, „Der flüsternde Tod“) den Garaus zu machen. Das ist jedoch leichter gesagt als getan, denn Stirba hat noch große Pläne mit ihrem Werwolfrudel…

Der ehrenwerte Christopher Lee steht in seiner Rolle als Crosscoe zusammen mit einem Skelett vor einem Sternenhintergrund und zitiert bedeutungsschwanger aus einer dicken Schwarte. In L.A. wird eine Totenandacht in der Kirche abgehalten. Die Postpunk-Band Steve Parsons & Babel spielt ein Konzert, ihr Titelsong wird wiederkehrend den Soundtrack dominieren. Und eine barbusige Frau heult wie ein Wolf, verteidigt sich gegen eine halbstarke Motorrad-Gang und sorgt in ihrer Inkarnation als Werwölfin für etwas Gesplatter. Dieser Prolog sieht zunächst einmal vielversprechend aus und vermittelt den Eindruck, Regisseur Mora (respektive seine Schnittabteilung) wolle nicht viel Zeit verschwenden. Es folgt die für Genre-Stangenware typische recht holzschnittartige Skizzierung der Hauptrollen. Sensationsreporterin Templeton soll eine spektakuläre Story liefern und recherchiert im Fall der toten Karen, bei deren Bruder Crosscoe Überzeugungsarbeit in Sachen Okkultismus und Werwölfe leistet und ihm Ausschnitte aus Joe Dantes Film per Video vorführt, bevor es gemeinsam auf Werwolfjagd zu den tschechischen Drehorten geht, die das „dunkle Land“ Transsilvanien darstellen.

Und damit kann die Party steigen: Mora inszeniert seine Fortsetzung spätestens ab jetzt als inhaltlich wenig gehaltvolle, dafür umso spekulativere und auf Schauwerte bedachte Fetisch-Variante eines Werwolf-Films, in der „Zeremonien“ gefeiert werden, sich Werwölfe nackt im Bett räkeln und Stirba sich ihr Leibchen vom Körper reißt, um ihren sekundären Geschlechtsorganen die Freiheit zu schenken. Die Kostüme sind abgefahren, Masken und Spezialeffekte kostengünstig, aber gern blutig, und die von ständigem unfreiwillig komischen pathetischem Gesülze begleitete Handlung völlig gaga. Von der intelligenten Herangehensweise an die Werwolf-Thematik, die Joe Dante so formidabel verstand, ist unter Mora nichts mehr übrig, dafür bedient er die niederen Instinkte seines Publikums auf kuriose und durchaus unterhaltsame Weise, was für einen Genrefilm auch legitim ist. Schade nur, dass er dabei die narrative Ebene derart vernachlässigt, dass man verstehen kann, dass Teile des namhaften Schauspielensembles vom Ergebnis eher peinlich berührt waren.

Für solche Fortsetzungen wurde eigentlich Direct to Video erfunden; „Das Tier II“ hingegen hatte das Glück, im Kino zu laufen, stieß dort aber dem Publikum derart vor den Kopf, dass er sich den Ruf als eine der miesesten Fortsetzungen überhaupt einhandelte. Das ist allerdings ungerecht, denn seinen Spaß kann man mit diesem Spektakel durchaus haben, wie die Wiederentdeckung durch Genre- und Trash-Fans bewies. Auch wenn manche vielleicht nur den Abspann schauen, in dem sich Sybil Danning in schier endloser Wiederholung ihres Oberteils entledigt…

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