kurz angerissen*
Zwar beginnt "The Howling II" dort, wo das Original endete, doch manchmal ist direkte Bezugnahme nicht gleichbedeutend mit Vorlagentreue. Ein echtes Sequel hätte sich womöglich gar nicht mehr mit Werwolf-Reporterin Karen befasst, sondern losgelöst von den Figuren versucht, die Essenz des Werwolffilms von Joe Dante zu konservieren, der immerhin neben "American Werewolf in London" zu einem der wichtigsten Klassiker des Subgenres gereift ist.
Dass bei den Fortsetzungsbemühungen schließlich derart schamlose Exploitation zur Anwendung kam, ist irgendwie schon so ein eigener kleiner Klassiker für sich. Zwischen Synth-Punk, Retro-Gothic, Christopher Lee und Sybil Dannings Brüsten wird die unstete Linie deutlich, mit der hier wilde Manöver durchgeführt werden, um sämtliche Geschmäcker zu bedienen - und schon sehr früh nicht mehr das Geringste mit dem ersten Teil oder dessen Anspruch auf Subtilität zu tun zu haben. Lee wurde aufgrund seiner langen Horrorfilmkarriere sicher nicht zum ersten Mal als grimmige Genre-Eminenz mit Metafunktion ausgestattet, musste aber noch selten einen solchen Stuss kommentieren wie hier. Danning reißt sich nur einmal die Klamotten vom Leib, doch der Schnitt hält es für nötig, die Szene mindestens ein Dutzend Mal zu wiederholen (einen Großteil davon zum Musikvideo verschnitten im Abspann). Und der Rest ist ein Tiefschlag-Ausdauerkampf zwischen Klassik und Moderne.
Als "modern" wurden damals allerdings Fönfrisuren, Sonnenbrillen und abgeranzte Rockschuppen verstanden. So werden also Bilder eines vom Efeu der Wälder zurückeroberten Friedhofs, einer grundsätzlich sehr stimmungsvollen Kulisse, von einem Babel-Konzert abgelöst, eines schmissigen Neo-Wave-Popsongs, der über die gesamte Laufzeit dermaßen oft wiederholt wird, dass er einem neue Rillen ins Hirn fräst. Werwölfe treten hier als Underground-Präsenzen in Menschenform auf, verräterisch die Zähne blitzend; dann wieder schlägt der Fantasy-Kostümkitsch mit altertümlichen Pflasterstraßen und Schlosskulissen zurück, als würden Barbarenfilm, Mittelalterfilm und Gothic-Horror in einem Topf vermischt. Als dann auf dem Weg noch zwei deutsche Rucksacktouristen verputzt werden und breit grinsend die Pointe "Schnitzel" in die Kamera gehaucht wird, ahnte Lee vielleicht so langsam, worauf er sich eingelassen hat.
Man mag sich vielleicht um ein würdiges Sequel betrogen fühlen, das nie entstanden ist, aber erstens benötigt das in sich geschlossene Original ein solches gar nicht; zweitens haben wir es bei diesem zweiten Teil noch mit einem akuten Fall von "so schlecht, dass er gut ist" zu tun, mit ganz eigenen (und eigenartigen) cineastischen Werten. Es gibt also keinen wirklichen Grund, böse zu sein mit "The Howling II".
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