Review

Zwei Sachen vorweg: 1) Ich habe das Buch gelesen, lange bevor der Film angedacht war. 2) Tom Cruise ist nicht Jack Reacher. Er macht seine Sache zwar ordentlich, ist aber eine völlig falsche Besetzung.

So, dies gesagt, nun zur Kritik. Als eigenständiger Actionfilm funktioniert der Film recht gut. Aber wer das Buch gelesen und gemocht hat, wird ab der Hälfte des Films nur mit dem Kopf schütteln. So ist zum Beispiel die Rolle des Zec viel zu wenig erklärt im Film. Er wird als verbitterter alter Mann dargestellt, der aufgrund jahrelanger Gefangenschaft zum Sadisten geworden ist. Die psychiologischen Hintergründe seiner Taten werden im Buch erklärt, im Film gar nicht. Da ist er einfach nur der Böse, fertig.
Die Schwester des Killers wird weggelassen. Tut der Vielschichtigkeit der Handlung nicht gut, ist aber noch akzeptabel. Ob die zehnminütige Autoverfolgungsjagd sein musste, die die Handlung im Endeffekt kein Stück vorantreibt, sei mal dahingestellt (Hollywood halt). Aber was für mich das Faß zum Überlaufen brachte, war das Ende. (Spoiler:

Im Buch stirbt der Killer an den Verletzungen und kann somit für seine Taten nicht mehr zur Rechenschaft gezogen werden. Im Film wacht er am Ende auf, die Anwältin (übrigens eine grottenschlechte Besetzung und eine ganz miese schauspielerische Leistung der Darstellerin) sitzt an seinem Bett, hält seine Hand und sagt: "Alles wird gut."
Öhm, hallo? Motivation mal hin oder her, Zwang hier, Zwang da, aber Fakt ist: Er hat eiskalt fünf Menschen erschossen. Fünf unschuldige Menschen. Frauen, Mütter, durch die Bank. Alles ohne jeden Zweifel beweisbar. Und da kommt er jetzt frei oder sitzt zumindest nicht für immer im Gefängnis? Geht's noch, Amerika? Auch das immer davon gesprochen wird, er sei unschuldig, ging mir auf den Senkel. Wie gesagt, kein Zweifel möglich, er wars. Ob er nun aus Zwang handelte oder nicht, ist doch egal. Das hat die 90 Minuten vorher endgültig ins Lächerliche gezogen.
Den Showdown von einer Villa (Buch) in ein Wohnklo auf ner Baustelle zu verlegen, fand ich auch richtig schlecht.

Eins haben die Macher aber richtig gemacht: Robert Duvall als Waffen-Range-Besitzer. Großartig - aber das ist er ja immer.
Also: Maximal 5/10. Davon 2 für Robert Duvall.

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