„B-Horrorregisseure dieser Welt vereint euch!“ – So oder so ähnlich könnte das Motto der Kurzfilm-Kompilation ABC’S OF DEATH lauten. Denn hier versammeln sich mehr oder weniger bekannte Hoffnungsträger des jüngeren Horrorfilms, von denen der eine oder andere mit Sicherheit schon etwas gehört haben dürfte. Da der Titel Programm ist, klappert der Streifen das gesamte Alphabet durch, wobei jedem Filmemacher 5000 Dollar zur Verfügung standen, um einen Buchstaben zu behandeln. Das Ergebnis sind 26 horrorhafte Kurzfilme, von denen manche mehr, andere etwas weniger unterhalten.
A for “Apocalypse”: An einem friedlichen Morgen geht eine Ehefrau mit Messer und Bratpfanne auf ihren Gatten los – doch warum? …Eher nicht so toll.
B for “Bigfoot” vom spanischen Regisseur von I’LL NEVER DIE ALONE: Ein junges Pärchen will rummachen, doch die kleine Cousine, die die beiden babysitten, stört. Deswegen wird das Balg mit einer fiesen Gruselgeschichte ins Bett geschickt. Plötzlich raschelt es draußen bei den Mülltonnen… – Gruselig!
C for “Cycle”, ein Chilenischer Beitrag: Mann entdeckt Schwarzes Loch in seinem Garten und gerät in eine Zeitschleife, in der er seinen Doppelgänger töten muss… – Ganz nett, erinnert an DIE TÜR.
D for “Dogfight” vom Regisseur von DEADGIRL: Hinterhofkampf ‚Mann gegen Kampfhund’ in poetischer Zeitlupe… – Naja.
E for “Exterminate”: Mann tötet Spinne, Spinne rächt sich… – Schnarch!
F for “Fart” vom verrückten Japaner Noboru Iguchi (MACHINE GIRL, SUKEBAN BOY, DEAD SUSHI): Eine Giftgaswolke bricht über eine Schule herein. Um dem grausamen Tod durch das Gas zu entgehen, bittet eine schüchterne Schülerin ihre Lehrerin, sie ins Jenseits zu furzen. Dabei wird die Schülerin vom Arsch der Lehrerin aufgesaugt… – Total abgefahren, vogelwild und mit demselben Fäkalhumor wie ZOMBIE ASS bestückt.
G for “Gravity”: Ego-Perspektive eines Surfers, der im Wasser von einem Vieh angefallen wird… – Superschlecht.
H for “Hydro Electric Diffusion” (Norwegen): Während des Zweiten Weltkriegs verirrt sich ein “British Bulldog” in einen Burlesque-Tabledance-Schuppen, wo ihm eine laszive Nazikatze das Fell über die Ohren zu ziehen versucht… – Geile Tierkostüme, sonst so lala.
I for “Ingrown” vom mexikanischen Regisseur von WIR SIND WAS WIR SIND: Ehegatte erledigt sein gefesseltes Weib in der Badewanne via Giftspritze… – Gähn!
J for “Jidai-Geki (Samurai Movie)” vom Japaner Yamaguchi (MEATBALL MACHINE, BATTLEFIELD BASEBALL): Ein Samurai bekommt, kurz bevor er einem Verurteilten den Kopf abschlägt, ulkige Halluzinationen… – Skurril und unterhaltsam.
K for “Klutz” (dt.: Tollpatsch), dänischer Animationsfilm: Frau kämpft auf Toilette gegen Kacke, die sich nicht runterspülen lässt… – Ignorierwürdig.
L for “Libido”, ein indonesischer Beitrag vom Regisseur von MACABRE: Ein Folterszenario. Zwei gefesselte Männer müssen zu immer abscheulicher werdenden Objekten um die Wette wichsen. Der Verlierer wird gepfählt… – Harte, superbe Torture-Porn-Kost.
Kurze Pause zum Bilanz ziehen. Bislang wurden dem Zuschauer nur wenige gelungene, dafür viele mittelprächtige Filmchen geboten. Einige Beiträge waren zwar ganz brauchbar, wirkliche Höhenflüge waren jedoch nicht darunter. Okay, dann weiter im Text!
M for “Miscarriage”, von der US-Indi-Hoffnung Ti West (CABIN FEVER 2, INKEEPERS, V/H/S): Ein verstopftes Klo voller Blut… – die Enttäuschung der gesamten Kompilation!
N for “Nuptials” (dt.: Hochzeit): Ein sprechender Papagei entlarvt einen Ehegatten des Fremdgehens… – auflockernd spaßig.
O for “Orgasm” vom Regisseur von AMER: Keine Handlung, nur eine nackte Frau, die Seifenblasen spuckt, von einem Lederhandschuhe gestreichelt und von einem Gürtel gewürgt wird – Geiler Streifen in bizarren Farben und Perspektiven, der wohl den weiblichen Orgasmus verbildlichen soll.
P for “Pressure”: Ein abgebrannte Thai-Nutte zertrampelt, um Kohle für die Miete zu beschaffen, kleine Kätzchen… – Dramatisch, weil wahr.
Q for “Quack” von Adam Wingard (A HORRIBLE WAY TO DIE, V/H/S), dem wohl nicht wirklich was Brauchbares zum Buchstaben „Q“ eingefallen ist: Zwei Trottel wollen in der Wüste eine Ente erschießen, was misslingt… – Gähn!
R for “Removed” vom Regisseur von A SERBIAN FILM: Einem Gefangenen werden Hautfetzen entnommen, worin sich Zelluloidstreifen befinden. Der Zwangsoperierte sinnt auf Rache… – Splatterlastig, postapokalyptisch und erinnert an ADAM CHAPLIN.
S for “Speed” vom Engländer Jake West (EVIL ALIENS, DOGHOUSE): Zwei Junkies durchleben aufgrund von zu hartem Stoff einen Horrortrip in der Wüste… – Düster, pessimistisch und gar nicht lustig.
T for “Toilet”: Knetmasse-Animation aus England: Ein kleiner Bub hat Angst davor, das erste Mal allein aufs Klo zu gehen. Zu Recht wie sich herausstellt… – Spaßig und brutal; für mich der beste Shorty von allen!
U for “Unearthed” vom englischen Regisseur von SIGHTSEERS und KILL LIST: Ego-Perspektive eines Dämons und wie er im Wald dingfest gemacht wird… – Kurz und genial!
V for “Vagitus”: In der Zukunft macht ein weiblicher Special-Force-Officer samt Killerroboter Jagd auf ein geheimnisvolles Baby… – FX-trächtig, futuristisch und böse.
W for “WTF”: Einem Regisseur kommen abgefahrene Ideen in den Sinn, was er mit dem Buchstaben „W“ anstellen könnte, z.B. ein Godzilla-Walross, ein weiblicher, Troll tötender „Warrior“, ein „Wheelchair“, der über die Klippen purzelt. Plötzlich greift der Buchstabe „W“ die Stadt an… – Durchgeknallt und komplett gaga!
X for “XXL” vom Franzosen Xavier Gens (FRONTIER(S), THE DIVIDE): Eine Dame mit Übergröße ist es satt, dass über sie gespottet wird. Deshalb verstümmelt sie sich zu Size Zero… – Kompromisslos hart, düster, durch und durch klasse; mit Abstand einer der Besten im Bunde!
Y for “Young Buck” vom Regisseur von HOBO WITH A SHOTGUN: Ein belästigter Schüler rächt sich an seinem Peiniger, dem Schulhausmeister. Mit einem Elchkopf und Discomucke… – Wahnsinnig und genial!
Z for “Zetsumetsu”, vom bekloppten Japaner Nishimura (TOKYO GORE POLICE, MUTANT GIRL SQUAD): Die Japanische Atomenergie ist sicher. Und vergleichbar mit Naziweibern mit Riesenpenissen, aus denen Messer schnellen… – Nippon-Bodyhorror Deluxe; völlig „Over the Top“!
Zum Schluss steigert sich ABC’S OF DEATH zwar noch mal ordentlich, dennoch bleibt unterm Strich ein durchwachsener Eindruck haften. Ferner ist der „Film“, wenn man ihn überhaupt so nennen kann, mit einer Laufzeit von fast zwei Stunden einfach zu lang und in der Kurzweiligkeit der einzelnen Filme in seiner Gesamtheit doch träge und fad. An Episodenhorror wie CREEPSHOW, GESCHICHTEN AUS DER SCHATTENWELT, BODY BAGS und NECRONOMICON reicht ABC’S OF DEATH deshalb nicht heran, sondern ähnelt eher jüngeren Werken wie V/H/S, THEATRE BIZARRE oder LITTLE DEATHS, welche allesamt ebenfalls ohne wirkliche Rahmenhandlung ausgestattet waren.
Fazit:
In seiner Kurzweiligkeit arg langatmig. Einige wenige Knaller sind darunter, der Rest ist Sand im Getriebe.