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Heidi ist Teil eines Radio-DJ-Teams in Salem, Neu-England. Sie hat eine Drogensucht erfolgreich überwunden und scheint sehr selbstbewusst zu sein, kämpft aber in Wirklichkeit mit den Nachwehen dieser Sucht. Als sie eines Abends die Platte einer Band namens The Lords of Salem auflegt wird sie von dieser Musik überwältigt. Heidi und auch einige andere Frauen finden sich plötzlich wieder in einer Herbstnacht im Jahr 1696, wo mehrere Hexen bei lebendigem Leibe verbrannt werden. Zwar geschieht den Frauen von heute nichts, aber etwas hat sich verändert. Die Wahrnehmung ist eine andere. Und ihre Vermieterin und deren Schwestern übernehmen zunehmend die Kontrolle über Heidis Verstand. Denn Heidi ist die eine, durch deren Körper die Wiederkunft des Satans vorbereitet wird. Oder nimmt Heidi eventuell doch bloß wieder Drogen …?

Wer sagt denn, dass eine gute Geschichte durch ihren logischen Abschluss definiert sein muss? Warum kann eine Erzählung denn nicht einfach mal in die Irre laufen und einfach irgendwann aufhören? Und wie sehr können die Erwartungen des Mainstream-Publikums ad absurdum geführt werden? Wie weit ist es möglich, das blutgeile und schockgewohnte Horrorfandom des 21. Jahrhunderts tatsächlich zu schockieren – Indem nämlich auf eine in sich geschlossene Geschichte mit standardisierten Komponenten wie Anfang – Mitte – Ende verzichtet wird zugunsten eines Bilderrausches, der sich irgendwann mal, fast unmerklich, verselbständigt und in eine Richtung läuft, die eher in einem italienischen Genrefilm der 70er zu erwarten wäre?

Und gerade, wenn der Regisseur Rob Zombie heißt, und der geneigte Gorebauer Metzelei bis zum Gehtnichtmehr erwartet, gerade dann ist es umso angenehmer eine Kehrtwendung um 180 Grad zu erleben und einen Film zu sehen, der sich durch den langsamen und gründlichen Aufbau von Atmosphäre definiert. Der seine Figuren allmählich vorstellt, und der seinen Schrecken nicht aus dem Anblick von Innereien bezieht, sondern durch das Nebeneinanderstellen von Welten, unabhängig von deren zeitlichem Aufbau.

THE LORDS OF SALEM ist eine stille und eindringliche Ode an Filme wie Michele Soavis THE CURCH , der in aller Ruhe und genüsslich mit der Narration spielt, aufzeigt was das Medium Film alles kann, und sich dabei komplett weigert, die Erwartungshaltung eines modernen Kinogängers zu erfüllen. Rob Zombie schlägt ganz einfach einen anderen Weg ein als den standardisierten Weg den alle gehen. Für alle, die Film immer wieder neu entdecken, ist THE LORDS OF SALEM ein wahrer Augenschmaus mit einer feinen Geschichte, die anderen mögen sich bitte die CAMP BLOOD-Reihe so lange anschauen, bis sie den Unterschied verstanden haben …

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