Review

Den Untertitel von THE CRIME "Good Cop – Bad Cop" würde ich mal ummünzen in "Guter Film – schlechter Film".  Von beidem ist in etwas drin. Mit einer gewissen "ich-lass-mich-treiben-Einstellung" und einem Filter für eine einfach strukturierte Story und etwas unglaubwürdigen Beziehungskonstellationen hat THE CRIME trotz der Überlänge durchaus einen kurzweiligen Unterhaltungsfaktor. Große Kinokunst ist es nicht, aber wer auf die Schauwerte einer harten Gangart entlang und über die Grenzen der Legalität hinaus einer Scotland Yard Eliteeinheit und schnörkellose Action steht, kommt an THE CRIME nicht vorbei.

Herzstück dieses Teams sind Jack Regan (Ray Winstone) und sein jüngerer Kollege George Carter (Ben Drew) und sie machen mit ihren unnachgiebigen Methoden die Londoner Unterwelt unsicher. Wer also die Art Cop-Thriller, in denen trotz aufmüpfiger Polizeibosse scheinbar alles erlaubt scheint nicht mag, wird keinen Gefallen an THE CRIME finden. Dazu gehört auch die damit verbundene Form der Verherrlichung einer Selbstjustiz im Polizeigewand die ich auch aus Prinzip ablehne. Mit Hilfe von schnellen Schnitten in immer der gleichen Art und einem stets an Tempo gewinnenden Soundtrack werden in gewisser Weise fehlende tiefergehende Handlungselemente versucht zu kompensieren.

Das "Style over Substance" Prinzip greift auch hier mal wieder gnadenlos zu. Jede Szene will cooler sein als die vorherige, in jedem 2. Satz müssen Kraftausdrücke vorkommen und Ray Winstone besticht durch leider durch etwas overacting. Er ist unbestritten eine coole Socke, aber wenn er so überzeichnet daherkommt verliert sich seine  Wirkung und das dunkle Gesicht eines B-Movies kommt bei THE CRIME deutlich zum Vorschein. Seine Affäre mit der jungen Frau ist auch alles andere als glaubhaft inszeniert und bei den reichlich Liebesszenen ist wegschauen, fremdschämen und ekeln angesagt, wenn der übergewichtige Ray Winstone sie betascht, seine schleimige Hundezunge in sie drückt und sich mit Riesenunterhose über sie hermacht. Ja ja, wo die Liebe hinfällt….schon klar!

Ein Haufen selbstsüchtiger und -verliebter Cops die einfach alle Regeln missachten und Dialoge wie von ewigen Knastis formuliert locken doch nur ein Massenpublikum an, die mal etwas anderes, härteres und versauteres als die gleichgeschaltete TV-Krimikost sehen wollen. Wirklich anspruchsvolle Thrillerfreunde werden sich weitgehend abwenden. Wenn man diese subjektiven Faktoren abstrahieren kann oder will, wird sich köstlich an dem immer mehr an Fahrt gewinnenden THE CRIME amüsieren. Die Ausstattung kann als durchgängig hochwertig bezeichnet werden und es herrscht ein kühler blaustichiger Hochglanzlook vor.

Auf Basis einer handvoll Schießereien und wirklich rasanter Autoverfolgungsjagden zum Schwindligwerden will man in den Schatten von HEAT treten und kommt nicht einmal in die Nähe dessen. Regisseur Nick Love hat mit THE BUSINESS gezeigt, dass er stylische und unterhaltsame britische Krimis mit etwas Anspruch machen kann. Mit THE CRIME befriedigt er leider eher die blutgetränkten Bedürfnisse eines anspruchslosen Publikums. Was aber völlig ok ist. Jedem das Seine. Der Originaltitel THE SWEENEY bezieht sich auf die gleichnamige Serie aus den 70ern die einige für die beste ihre Art halten. Das würde ich von THE CRIME nicht behaupten.

4,5/10 Punkten

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