Filme über das Filmemachen und das Geschäft darumherum als eigene Kunst für sich, was im Hong Kong Kino, einer ausgehenden Traumfabrik in den letzten Jahren des stetigen Niedergangs gleich drei Mal und gleich drei Mal mit ähnlichen Prämissen vollzogen wurde. Jeweils stand an der Sperrspitze von sowohl Viva Erotica (1996) als auch Naked Ambition (2003) und nun Vulgaria (2012) vor und hinter der Kamera ausgerechnet die momentane Prominenz; Regisseure und Darsteller, deren Durst nach Reputation anders als die fiktiven Macher im Film gar nicht mehr gestillt werden musste und wo das Business an sich auch längst nicht ausgetrocknet wie im ausgedachten Szenario war. Und jeweils wurde das Category III Genre mit dieser Form des Huld und der Würdigung der gesamten Maschinerie von produzierter Unterhaltung und Ablenkung für die Massen bedacht, der sonst eher verschämt betrachtete und verschmähte Bereich des softporn, der nun plötzlich mit Humor, Drama, Weisheiten und einem auserlesen schlechten Geschmack angereichert wird:
Der seit längerem scheiternde Produzent To Wai-cheung [ Chapman To ] bekommt vor der Studentengruppe von Professor Cheng [ Lawrence Cheng ] die Gelegenheit, von seinem Beruf und seiner Berufung zu erzählen. Dabei steht die Bekanntschaft mit seinem Manager Lui Wing-shing [ Simon Loui ] im Mittelpunkt, der ihm mit den chinesischen Triadengangster Brother Tyrannosaurus [ Ronald Cheng ] einen potentiellen Geldgeber mit ganz ausgefallenen Wünschen verschafft, will dieser doch ein Remake des Adult Martial Arts Confession of a Concubine a.k.a. I Want More... (1976) drehen, mit der auch zur damaligen Zeit als zeigefreudiges Starlet aufgefallenen Yum Yum Shaw [ Siu Yam-yam ] in der Hauptrolle. Das Problem ist, dass diese bereits über 60 und wenig begeistert von der Aussicht auf Nacktszenen ist, To nach der Scheidung von Tsang Lai-fun [ Crystal Tin ], einer Rechtsanwältin, und zudem mit einer Klage wegen sexueller Belästigung seiner bisherigen Assistentin Lau Sin-yee [ Fiona Sit ] auch andere Sorgen hat. Mehr als unterstützen in allen Dingen tut ihm dabei die angehende Schauspielerin Tsui Ka-yan alias 'Popping Candy' [ Dada Chan Ching ], die ihm nicht nur mit dem Mund, sondern auch dem Herzen auf die Hochtouren bringt.
"I wanted to make "Confessions of Two Concubines". How did it turn into this al-Qaeda stuff ?"
Dabei ergeht sich das vom (reellen) Kritik und Publikum gleichermaßen wohlwollend aufgenommene Projekt von Beginn an weg mit einer Vorwarnung an die Zuschauer; möge man sich doch in Anbetracht von ausgestoßenen Flüchen, 'Erwachsenenthemen', politischer Inkorrektheit, Diskriminierung und sexuellen Situation auf Allerlei gefasst sein. Zehn Sekunden Zeit zum Entfliehen. Ein gleichermaßen kreativer Wink, der die Neugierigen ebenso in der Vorstellung hält wie er sich auch erst angelockt hat. Wahrlich Offensives ist entgegen der vollmundigen Ankündigung, aber getreu der realistischen Erwartungen natürlich nicht im Bild, wird zwar mit Sodomie, handjobs, blowjobs und anderen Praktiken körperlichen Aktionismus wie einem "jerking-off videogame" geradezu geballt um sich geworfen, dies aber nur in im Teaser und nicht tatsächlich im Bild. Im entscheidenden Moment ist die Kamera natürlich woanders hingerichtet, oder brennt und zerreißt gar der Film selber; derlei 'lose some footage' Szenen dafür umso schöpferischer und organisch wirkend in die eigentliche Handlung um das Leben von Produzent To und seinem Schwank zwischen privat und beruflich und Glück und Pech integriert.
Denn wie auch sonst nicht anders zu denken, steht hinter dem großen Traum von Geld und Ruhm das kleine Schicksal, die Person selber im Blick. Mag das Erlebte und Erfahrene auch anders, teils krasser, teils absurder als bei dem Normalbürger von der Strasse sein, so teilt sich die Existenz ihr Hin und Her und Auf und Ab mit all den anderen Menschen im selben Rhythmus und denselben Geschick und Missgeschick. Zur Zeit Pleite und von allen Seiten mit den unterschiedlichsten Forderungen, Vorwürfen, Pannen bedrängt, aber trotzdem oder auch gerade deswegen alte Freundschaften halten könnend und gar neue Ideen und Bekenntnisse findend; das wahre Leben quasi, hier nur in möglichen und unmöglichen Augenblicken mit schwarzer Humoristik bis Karikatur über Satire bis hin zum Drama und gleich wieder zurück überspitzt.
So wird zuweilen geflucht bis zum Gehtnichtmehr, die eigene Würde (und in einer buchstäblichen Nummer mit einem Esel auch die des Geschäftspartners und die des Tieres gleich mit) beschmutzt, den Urinstinkten nach Gewinn von Sex, Geld und Macht nachgegangen, und andere Züge und Merkmale der Normalität und Realität in ihrer Charakteristik merklich mit voller Absicht überspitzt. Nach außen hin im sittlichen Wert gering, dabei aber mit wahren Tönen, wahren Gefühlen und gar glaubhaften Figuren in all ihren Schwächen und auch Stärken formuliert, dramaturgisch trotz viel Episodenreihung und anderen Einsprengseln erstaunlich fest und visuell obzwar tonaler Verzerrung im ästhetischen Wohl. Steht die Vulgarität im scheinbaren Vordergrund, so ist das Dahinter, die Liebe zur verblühenden Populärkultur, zum Bahnhofskino der siebziger Jahre gleichso wie zum direct to video Regal der Schmuddelware und dem erneuten, wenn sicher überaus kurzen Boom wie publikumsheischende Kommerzware à la 3-D Sex and Zen: Extreme Ecstasy (2011) bzw. The 33D Invader (2011) in jeder Einstellung spür- und fühlbar.