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Marty, ein typischer zwölfjähriger Fan von Horrorfilmen und Comics, hat es echt nicht leicht, denn in der Schule wird er ständig gemobbt... und dann findet er auch noch zufällig heraus, dass sein älterer Bruder Steve ein Frauenmörder ist, der immer wieder mal die abgetrennten und augenlosen Köpfe seiner Opfer in einer Bowling-Tasche im Schrank seines Zimmers versteckt. Mit diesen Infos mal echt überfordert und unsicher, wie er sich in dieser Situation verhalten soll, bewahrt Marty Stillschweigen und verpfeift sein Bruderherz weder bei der Polizei noch den eigenen Eltern, die sich eh nicht so wirklich für das Treiben ihrer Sprößlinge zu interessieren scheinen. Zunächst ist Marty dann auch noch ganz happy, in der besagten Tasche irgendwann den Kopf seines Schul-Bullys Marcus, der ihm das Leben echt schwer gemacht hat, vorzufinden, doch kurz darauf schon dreht Steve gewaltig durch und richtet seine mörderischen Aggressionen gegen die eigene Familie... "Found - Mein Bruder ist ein Serienkiller" ist ein knapp über Amateurfilm-Regionen angesiedelter Low- bis No-Budget-Streifen, der aber immerhin von Regisseur Scott Schirmer mit einiger Ernsthaftigkeit angegangen wurde und darum auch nicht im üblichen Gorebauern-Sumpf versackt, sondern seine - durchaus schockierenen - Gräuel- und Brutalo-Szenen ähnlich nüchtern schildert wie einst ein "Henry: Portrait of a Serial Killer". Dass die mörderischen Umtriebe des älteren Film-Bruders nicht in den Fokus gerückt werden, sondern die Erzählung insgesamt eher als bizarre Coming-of-Age-Geschichte daherkommt, ehrt das Ganze zugegeben ein wenig und lässt einen auch hinter die Absicht Schirmers blicken, sich im Gegensatz zu den üblichen Slasher-Filmchen aus dieser Sparte nicht permanent im Home Made-Splatter zu suhlen... und wenn, dann nur über Umwege mittels Ausschnitten aus einem Film-im-Film namens "Headless", den sich die Kids innerhalb der Handlung reinziehen und in dem dann so einige sicke Einfälle auf den Zuschauer niederprasseln (davon gibt's übrigens auch noch eine im Anschluss per Kickstarter crowdgefundete Langfilm-Fassung, das nur nebenbei). Das soll jetzt aber nicht bedeuten, dass der Rest von "Found" gänzlich harmlos wäre, denn der Streifen pfeift mal gepflegt auf die Befindlichkeiten des Zuschauers, kratzt dabei genüßlich an dem einen oder anderen Tabu und ist im Schluss-Akt dann auch nicht mehr nur psychologisch hart, sondern watet auch in ein paar blutgetränkten Bildern, die hängen bleiben werden und angesichts derer es einen nicht verwundert, dass es da für verschiedene Länder mal wieder verschiedene Schnitt-Fassungen gibt. So könnte man Scott Schirmer dann auch eigentlich gratulieren, dass er mit ganz, ganz geringen Mitteln relativ viel erreicht hat und einen Film abgeliefert hat, der zumindest konkurrenzfähig ist... wenn da nur nicht die fast schon lethargische Inszenierung wäre, die die an sich bereits ziemlich abgenudelte Storyline (auch abseits aller Budget-Limitierungen) nicht wirklich glänzen lässt und über schätzungsweise 90% der Laufzeit nichts als reine Langeweile verbreitet. Aufgrund seiner Jugendfilm-Anleihen geht das Ganze dann bestenfalls noch als der "Stand by Me" des Serienkiller-Genres durch, wobei die Kinder-Darsteller im Gegensatz zu der besagten Stephen King-Adaption hier aber verständlicherweise nicht unbedingt erste Wahl sind... dass sie dennoch praktisch den gesamten Film schultern müssen, ist da - dezent ausgedrückt - mal echt "unvorteilhaft". Und lässt man den Streifen dann (wie ich es getan habe) ein paar Tage lang sacken, dann ist er sogar noch ärgerlicher als direkt im Anschluss, wo man ihn eigentlich nur als pure Zeitverschwendung empfunden hat: Neue Erkenntnisse darüber, wie Serienkiller "gemacht" werden, gewinnt man bei "Found" nämlich nicht und das, was mal wieder als Erklärungsversuche in diese Richtung geliefert wird (in diesem Fall: Horrorfilme, ein dysfunktionales Familienleben und ganz am Rande vielleicht noch ein klitzekleines bisschen Rassismus) ist geradezu beschämend banal! So beschleicht einen dann auch das Gefühl, dass die (tatsächlich) echt verstörende Schluss-Einstellung wohl vermutlich zuerst dagewesen ist und Scott Schirmer seinen Film nur um dieses Ende herum gebaut hat... und dass alles, was da zuvor so passieren musste, um es zu erreichen, ihm schlichtweg egal gewesen ist.

3/10

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