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Zwei Frauen liefern sich einen erbitterten Kampf um Macht in der Welt der internationalen Geschäfte. Die natürlich elegante Christine pflegt einen lockeren Umgang mit Macht und Geld. Unter ihre Fittiche nimmt sie die unschuldige, liebenswerte Isabelle, die mit ihrer Naivität und ihren herausragenden Ideen ein leichtes Ziel für die Ausbeuterin Christine ist. Für diese ist es auch nicht wirklich Diebstahl von gedanklichem Eigentum, schließlich spielen sie ja im selben Team. Christine genießt es die junge Frau immer mehr zu beeinflussen und Kontrolle über sie auszuüben, wodurch Isabelle immer tiefer in das Spiel von Verführung und Manipulation hineingesogen wird. Doch dann lässt sich Isabelle auf eine Bettgeschichte mit einem von Christines Liebhabern ein, was katastrophale Konsequenzen hat.


Regie-Altmeister Brian De Palma (Dressed to KIll) war eigentlich immer in der Lage, dem Zuschauer mit seinen Werken Thriller mit viel Suspense und einem Hauch Erotik zu präsentieren. Auch vorliegender "Passion" schlägt in diese Kerbe, entfaltet sich doch von Beginn an ein Szenario, das sein Hauptaugenmerk weniger auf logische Abläufe, sondern vielmehr auf einen sehr gelungenen Spannungsaufbau setzt, der sich nach einem eher bedächtigen Beginn immer stärker in den Vordergrund rückt. Die Geschichte an sich ist dabei im Prinzip recht simpel gehalten, erfährt jedoch durch ihre filmische Umsetzung ein hohes Maß an Intensität und zieht den Betrachter mit zunehmender Laufzeit immer tiefer in einen Sog aus Intrigen, Leidenschaft und eskalierender Gewalt. Mit Rachel McAdams und Noomi Rapace sind die beiden Hauptrollen dabei absolut perfekt besetzt, denn die beiden vollkommen unterschiedlichen Frauen liefern sich hier einen wahrhaft sehenswerten Schlagabtausch, der einen bis zur letzten Minute fesselt und unweigerlich in seinen Bann zieht.

Während McAdams in ihrer bewusst überzeichneten Figur als Chefin einer Marketing-Firma zu brillieren weiß und dem Ganzen durch ihr streckenweise affektiert erscheinendes Schauspiel eine ganz besondere Note verleiht, ist Rapace das genaue Gegenteil und versteht es in der Rolle als scheinbar schüchternes-und unterwürfiges Helferlein zu überzeugen. Vollkommen beabsichtigt erscheinen die dargebotenen Leistungen der Akteure an diversen Stellen vollkommen überzogen und fast schon künstlich aufgesetzt, was die Gegensätze der beiden Hauptfiguren jedoch hervorragend zum Ausdruck bringt. Dieser Aspekt offenbart sich dem Betrachter schon in der Eröffnungs-Sequenz des Szenarios, in der die beiden Frauen in einer übertrieben luxuriösen Wohnung zusammen sitzen, wobei McAdams als edel gekleidetes Modepüppchen und Rapace vielmehr als biederes Mauerblümchen in Erscheinung treten. Von diesen Kontrasten bezieht das Geschehen dann auch eine Menge an Stärke, die sich im Laufe der Zeit immer stärker bemerkbar macht. So entwickelt sich dann nach einer eher normalen Einführung in die Szenerie immer mehr ein Suspense - Thriller, der in der Folge ein perfides Katz-und Mausspiel an den Tag legt das mit etlichen äußerst bedrohlichen Momenten versehen ist.

De Palma versteht es sehr gekonnt, die Erzählweise seiner Geschichte immer wieder zu variieren, denn gestaltet sich die ganze Chose doch vor allem in der ersten Hälfte eher geradlinig, so lassen sich danach sogar Phasen erkennen, die einen leicht surrealen Anstrich vermitteln. Durch diese Zutat erhält die Story eine vollkommen andere Dynamik und auch wenn dies manchmal auf Kosten der Logik geht, so bietet sich dem Betrachter ein lohnenswerter Film-Genuss, in dem auf einmal kaum noch zu unterscheiden ist, was Realität und Fiktion ist. An dieser Stelle wird einem auch genügend Freiraum für eigene Interpretationen gelassen, denn De Palma wirft durchaus mehr Fragen auf, als die Geschichte am Ende dann wirklich beantwortet. Hier liegt meiner persönlichen Meinung nach auch der ganz besondere Reiz von "Passion", verwickelt sich der Film doch immer stärker in diverse Andeutungen-und Verdachtsmomente für die man zwar letztendlich eine Antwort bekommt, sich aber dennoch nicht sicher sein kann, ob damit sämtliche Geschehnisse zufriedenstellend beantwortet wurden.

Manch einem mag die Story gerade zum Ende hin ein wenig zu verworren erscheinen, doch ich mag diese Filme, in denen sich auch eine Art Kopf-Kino entwickelt, das nicht immer alle aufkommenden Fragen bis ins Detail logisch erklärt. Denn nur so wird die eigene Fantasie ins Spiel gebracht, was in vorliegendem Fall ganz eindeutig geschieht. Natürlich liegt das im Auge des jeweiligen Betrachters und nicht jeder wird seinen Gefallen an diesem Thriller finden, doch mir selbst hat De Palmas Werk außerordentlich gut gefallen. Eine tolle Geschichte, sehr gut agierende Darsteller und eine gelungene Dramaturgie der Ereignisse sorgen für genügend Thrill, damit man von einem überdurchschnittlich guten Werk sprechen kann, das aber sicherlich die Meinungen etwas spalten wird. Wie dem aber auch sei, der Altmeister des Erotik-Thrillers hat unter Beweis gestellt das er es immer noch versteht, den Zuschauer in seinen Bann zu ziehen, denn "Passion" bietet sämtliche Zutaten für einen spannenden-und intensiven Film, der zudem auch stellenweise zum nachdenken anregt.


Fazit:


Nicht immer der üblichen Logik folgend wird hier eine Geschichte erzählt, die am Ende durchaus nicht alle aufkommenden Fragen beantwortet, aber gerade aus diesem Aspekt ihre besondere Stärke bezieht. Intensiv und spannend ausgestattet ist "Passion" auf jeden Fall einen Blick wert und manch einer dürfte von diesem Thriller sogar regelrecht begeistert sein.


8/10

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