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„Ja, deine Frisur ist geil, Alter!“

Archie Melville (Scott Grimes) arbeitet für seinen Onkel, den örtlichen Leichenbestatter – der Hauptgrund, weshalb ihn seine Mitschüler schneiden und verspotten und er keine Chance hat, zu den coolen Football-Cracks zu gehören oder an deren Freundinnen heranzukommen. Doch als diese bei einem Autounfall das Zeitliche segnen, dabei mit einer eigenartigen Chemikalie in Berührung kommen und, nachdem sie ausgerechnet Archie einbalsamieren half, auch noch ein Blitz in die Kühlkammer einschlägt, erwachen sie zu neuem Leben – und mit ihnen ist noch weniger gut Kirschen essen als zuvor...

„Night Life“ ist eine etwas weniger bekannte US-Zombiekomödie aus dem Jahre 1989, die Regie führte David Acomba und es sollte offensichtlich sein einziger Spielfilm bleiben. Sofort springt dem genrekundigen Zuschauer Scott Grimes ins Auge, der in den ersten beiden „Critters“-Filmen den rothaarigen Bengel mimte, dessen diesmalige Hauptrolle allerdings weit weniger lässig angelegt wurde. Er muss sich hänseln und verarschen lassen von Sportlerprolls, die zum Teil die gleiche Vokuhila-Lockenfrisur tragen, im Gegensatz zum ihm aber auch noch die (vermeintlich) schärfsten Mädels rumbekommen. Grimes’ Mimik ist unverkennbar, er macht seine Sache recht ordentlich. Sein verunsicherter Gesichtsausdruck passt gut in diesen Film, der zunächst einmal vornehmlich makaber und mit etwas Ekelfaktor auf Archies Aushilfsjob eingeht und sich zudem an Slapstick-Humor versucht. Was besonders für Liebhaber des 80er-US-Horrors recht sympathisch beginnt, verflacht aber zusehends und offenbart unheimliche Längen: Locker 60 Minuten lang ist „Night Life“ weder spannend noch sonderlich witzig und das Zuschauen eigentlich nur im Falle einer ausgeprägten 80er-Affinität erträglich. Es mangelt sogar an flotter musikalischer Untermalung, die manch Szene aufgelockert hätte. Sind die Unsympathen aber erst einmal zombiefiziert, geht’s endlich rund: Die Untoten sind sehr agil, intelligent und überaus aggressiv, der Film wählt endlich ein höheres, ja, sogar hohes Tempo und fährt auf, was man Ende des Jahrzehnts so an Tricktechniken für einen kostengünstigen Videothekenreißer anzubieten hatte, ohne in eine splatterige Schlachtplatte zu verfallen. Die Gags zünden, der Bodycount schnellt in die Höhe und unterhält wunderbar geschmacklos. Die Kamera gibt sich dynamisch, dem Tempo angepasst, und die durchaus atmosphärische Stimmung der Nachtaufnahmen erinnert an Klassiker der derberen 80er-Horrorkomödien.

Da man im Vorfeld aber so unwahrscheinlich viel Zeit verstreichen ließ, ist die Sause viel zu schnell schon wieder vorbei. Doch, siehe bzw. höre da: Im Abspann bekomme ich endlich mein volles Brett kitschigen 80er-US-Kommerz-Hardrocks, wie er zu einem solchen Film dazugehört. Nett übrigens auch die Nebenrolle der Charly Dorn (Cheryl Pollak, „Hart auf Sendung - Pump Up the Volume“), die auf Archie steht, der aber erst einmal ordentlich durchgeschüttelt werden muss, bis er merkt, was er an ihr hat („Fass mich an – ich bin warm!“).

In dieser Form letztlich leider reichlich durchwachsener Zombiespaß mit einigen eklatanten Schwächen. 4/10 für die ersten 60 Minuten, 8/10 für den Rest, ergibt 6/10 fürs Gesamtwerk – mit etwas Wohlwollen...

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