„How far would you go to save your son?“ lautet die Tagline der (mehr oder minder „akkurat“) auf wahren Begebenheiten beruhenden 2013er Veröffentlichung „Snitch“, welche sich spätestens im Zuge des Sichtens – entgegen der „schwerpunktmäßigen Ausrichtung“ des zugehörigen Promo-Materials (sprich: Poster, Trailer und TV-Spots), bei dessen Gestaltung man sich ja vor allem auf solche „Motive“ wie Fahrzeug-Verfolgungsjagden, Schießereien, Explosionen sowie Hauptdarsteller Dwayne „the Rock“ Johnson konzentrierte – relativ rasch als ein dramatischer Crime-Thriller entpuppt, anstelle eines „klassischen“ (Testosteron- und Adrenalin-getränkten) Action-Flicks. Eventuell mag diese Gegebenheit in einer gewissen „Enttäuschung“ auf Seiten manch einzelner Zuschauer resultieren – wohingegen sich andere stattdessen aber eher positiv überrascht sehen dürften, mehr als nur einen (höher budgetierten) „eindimensionalen B-Movie-Kracher“ vorgesetzt zu bekommen…
John Matthews (Johnson) ist Besitzer und Leiter einer achtbar laufenden Baumaterial-Firma in Missouri. Von Freunden, Angestellten und Geschäftspartnern gleichermaßen geschätzt sowie seit kurzem glücklich mit seiner zweiten Frau Analisa (Nadine Velazquez) verheiratet, ereilt ihn eines Tages (nun) die Nachricht von der Verhaftung seines aus erster Ehe stammenden Sohnes Jason (Rafi Gavron). Zwar nicht unbedingt einvernehmlich, wohl aber wissentlich, hatte jener im Rahmen der Scheidung bei seiner Mutter (Melina Kanakaredes) gebliebene junge Erwachsene von einem Kumpel ein Paket voller „Pillen“ zugesandt erhalten, welches zuvor allerdings seitens der „D.E.A.” abgefangen worden war – worauf der in Gewahrsam genommene „Absender“ den Beamten Jason prompt als „aktiven Mittäter“ genannt hatte, um so die ihm drohende Strafe zu verkürzen. Dieser befindet sich fortan in derselben Lage und sieht sich von daher (basierend auf dem „Mandatory Minimum Law“) auf einmal mit 10 oder mehr Jahren Haft konfrontiert – es sei denn, er kooperiert mit den Behörden. Da er jedoch keinerlei Dealer kennt und auch nicht dazu bereit ist, irgendeinen Unschuldigen aus seinem Bekanntenkreis in die Sache zu verwickeln, muss er sich wohl (oder übel) damit abfinden, die kommende Dekade (aller Voraussicht nach) nicht wie eigentlich gedacht auf weiterführenden Schulen, sondern „hinter Gittern“ zu verbringen…
Mit Hilfe ihres Anwalts (David Harbour) versuchen die Eltern ihren Sohn vor diesem Schicksal zu bewahren – doch im Prinzip handelt es sich dabei um eine eindeutige Sache. Aufgebracht und besorgt, zumal Jason (zu allem Überfluss) offenbar von einem Mithäftling misshandelt wird, entschließt sich sein Dad kurzerhand dazu, die Angelegenheit in die eigenen Hände zu nehmen – infolge dessen es ihm (dank einiger „Überzeugungsarbeit“) sogar gelingt, mit der zuständigen Staatsanwältin (Susan Sarandon) zumindest eine „inoffizielle Vereinbarung“ zu treffen: Sollte John quasi Jason´s Stelle einnehmen und ihr einen nicht unbedeutenden Dealer (per Vorlage „substantieller Beweise“) liefern, würde sie das Strafmaß deutlich reduzieren – nur müsste er sich darüber im Klaren sein, dass er dabei strikt auf sich allein angewiesen wäre. In Aussicht einer stattlichen Summe Bargeld, vermittelt ihm sein „mit einer kriminellen Vergangenheit behafteter“ Angestellter Daniel (Jon Bernthal) wenig später einen Kontakt zum lokalen Gang-Chef Malik (Michael K. Williams), welcher sich daran interessiert zeigt, in John´s Firmen-LKWs größere Mengen Drogen transportieren zu können. Wachsam beäugt vom „D.E.A.”-Agenten Cooper (Barry Pepper), folgt John (allen Risiken zum Trotz) beharrlich seinem gewagten Plan bzw. eingeschlagenen Pfad – der sogleich aber noch ein erhebliches Stück weit gefährlicher wird, als seine „angebotenen Dienste“ die Aufmerksamkeit des berüchtigten mexikanischen Kartell-Bosses „El Topo“ (Benjamin Bratt) erwecken…
Wie so oft in den betreffenden Fällen, ist es auch bei „Snitch“ anzunehmen, dass sich der „True Story“-Anteil der präsentierten Ereignisse (bezogen auf konkrete Details, Personen und Situationen) „überschaubar“ in Grenzen hält. Nicht zu verleugnen ist allerdings das Vorhandensein eines „wahren Kerns“: Das in den Blickpunkt gerückte amerikanische Gesetz gibt es nämlich wirklich – und es liegt durchaus im Bereich des Möglichen, dass es (von der „Grund-Konstellation“ her) irgendwann mal zu ähnlichen, dann aber mit Sicherheit minder spektakulären Geschehnissen wie die hier aufgezeigten gekommen ist. In den Vereinigten Staaten wird schon lange ein (geradezu hoffnungsloser) „Krieg“ gegen die Drogenkriminalität im Lande geführt – weshalb man u.a. spezielle „juristische Instrumente“ geschaffen hat, die sowohl der Abschreckung, strengen Bestrafung als auch Gewinnung weiterführender Informationen dienen. In Anbetracht der „Umstände“ des Vergehens (á la Art, Menge und/oder Vorsatz) drohen den Gefassten in diesem Kontext tatsächlich Verurteilungen, deren „Mindest-Umfang“ teils gar über denen von Vergewaltigern und Totschlägern liegt – selbst wenn man im Vorfeld noch nie mit der Justiz in Kontakt bzw. Konflikt geraten war. Um an die „einflussreicheren Hintermänner“ zu gelangen – so die Absicht – bietet man diesen Leuten meist einen entsprechenden Deal an: Verkürzung der Haftzeit gegen „Hilfe“ bei der Ergreifung von Komplizen und Auftraggeber. Ein keineswegs ineffektives Verfahren in der Praxis, welches – wie man sich unschwer ausmalen kann – allerdings nicht immer umfassend gerecht ist…
Zuschauer von Werken mit „the Rock“ in der Hauptrolle sollten ja eigentlich kein „übermäßig großes Problem“ damit haben, in so mancher (primär handlungs-bezogener) Hinsicht einfach mal ein Auge zuzudrücken – und obgleich das im Vorliegenden (erfreulicherweise) nicht einmal sonderlich oft vonnöten ist, hilft es schon, so wenig es nur geht darüber nachzudenken, dass einem der Streifen u.a. zu verkaufen versucht, dass es bestimmte Behören tatsächlich zulassen würden, dass sich ein Zivilist (unter diesen Umständen) in eine derartige Umgebung Schrägstrich Gefahr begibt. Das Drehbuch aus der Feder von Justin Haythe („the Lone Ranger“) und Regisseur Ric Roman Waugh wartet mit einer ganzen Reihe unsubtil gezeichneter Charaktere auf: John etwa ist ein geachteter, hart arbeitender, ehrlicher Mann, Jason ein harmloser Teenager, der nur durch Neugier und einen Kumpel in diese missliche Lage gerät sowie sich seinem Vater gegenüber öftermals leicht rebellisch verhält, seit jener ihn und seine Mom zugunsten einer „neuen Familie“ verlassen hat – während die Staatsanwältin (unterdessen) vor allem bloß ihre Karriere voranzutreiben gedenkt und die „Baddies“ allesamt (jeder auf seine eigene Weise) eiskalte, unheilschwangere Gestalten sind. Statt aus dem Geschehen heraus wird vieles „über die Dialoge“ preisgegeben – und ergänzt um diverse Vorhersehbarkeiten und Genre-Klischees, wie z.B. schief laufende Aktionen oder die Feststellung, dass „beide Seiten“ John in erster Linie nur für ihre jeweiligen Zwecke „gebrauchen“, fügt sich das alles unterm Strich zu einer zwar weitestgehend unoriginellen, unabhängig dessen (insgesamt betrachtet) aber immerhin solide verfassten Vorlage zusammen…
„Snitch“ markiert einen „neuerlichen Fortschritt“ in der (sich weiter positiv entwickelnden) Film-Karriere Dwayne Johnsons („Faster“), der anstelle des „typischen Action-Helden“ hier mal eine gänzlich normale Person verkörpern darf und im Zuge dessen seine bislang beste Performance an den Tag legt. Mit „natürlichem Charisma“ gesegnet sowie frei etwaiger Szenen, in denen seine „mächtige Statur“ in den Vordergrund gerückt wird, investiert der Verlauf genügend Zeit darin, dem Publikum seine Figur erst einmal in Ruhe vorzustellen, bevor John im Anschluss dann seinen „gefährlichen Weg“ beschreitet – u.a. aus einem Gefängnisbesuch resultierend, bei welchem er hilflos registrieren muss, dass sein Sohn (offenkundig) wiederholt Opfer von Misshandlungen wird. Trotz dieses „kraftvollen Antriebs“ bleibt er aber weiterhin stets er selbst – agiert in einzelnen Momenten unüberlegt, fühlt sich in den „kriminellen Kreisen“ sowie angesichts der in jenem Milieu vorherrschenden Gewalt merklich unwohl, verliert (in realistischer Manier) einen Kampf gegen vier Angreifer und folgt im Rahmen einer plötzlich ausbrechenden Schießerei sogleich seinem Instinkt, möglichst schnell von jenem Ort zu verschwinden, anstatt irgendeine Form von „Konfrontation“ zu suchen. Rafi Gavron („Mine Games“) portraitiert Jason (indes) ohne Anlass zur Klage, ebenso wie Melina Kanakaredes (TV´s „CSI: NY“) John´s Ex-Frau Sylvie und die bildhübsche Nadine Velazquez („Flight“) seine derzeitige Gattin Analisa – besonders „reichhaltig“ sind die Parts der beiden Damen allerdings nicht unbedingt ausgefallen…
Angenehm überrascht hat mich Jon Bernthal (TV´s „the Walking Dead“), welcher Daniel überaus glaubwürdig verkörpert: Vor allem seiner Liebsten (Lela Loren aus der Serie „H+“) sowie des gemeinsamen Kindes wegen bzw. willen, versucht der ehemals berüchtigte Kriminelle sein Leben (nach zwei vorherigen Verurteilungen) nun endlich in den Griff zu bekommen – doch ist das (per se) recht schwer und könnte ihm das von John in Aussicht gestellte Geld entscheidend dabei weiterhelfen. Bernthal überzeugt sowohl schauspielerisch in jener „moralischen Zwickmühle“ als auch als „Tough Guy“, wenn es mal hart auf hart kommt. Etwas schade fand ich bloß, dass (von Seiten des Skripts) nur arg oberflächlich darauf eingegangen wird, dass John Daniel eingangs ja auch nur „gezielt benutzt“ – ohne wirklich mit in Betracht zu ziehen, dass das nicht nur dessen Zukunft und die seiner Familie gefährdet (Stichwort: „Third Strike Conviction“), sondern zugleich auch alle drei einer akuten Bedrohung aussetzt. Als erfahrener, Ziegenbart-tragender Bundesagent sowie knallharte Staatsanwältin mit Kongress-Ambitionen liefern Barry Pepper („the Green Mile“) und Susan Sarandon („the Client”) – wie erwartet – tadellose Leistungen ab, während auf der Gegenseite Michael K. Williams (TV´s „the Wire“) einen brutalen Drogen-Dealer „angepasst beunruhigend“ mimt, genauso wie Benjamin Bratt (TV´s „Law & Order“) den mexikanischen Kartell-Chef Juan Carlos „El Topo“ Pintera. Vervollständigt wird das kompetente Ensemble schließlich noch von passablen Akteuren wie JD Pardo (TV´s „Revolution“), David Harbour („End of Watch“) und Harold Perrineau (TV´s „Lost“)…
Regisseur und Co-Autor Ric Roman Waugh – seines Zeichens ein ehemaliger Stuntman, der zuletzt das sehenswerte „kleine“ Gefängnis-Drama „Felon“ (2008) in Szene setzte – hat auch dieses Mal (mit unverkennbar umfangreicheren finanziellen Ressourcen) einen handwerklich sauberen Streifen realisiert, bei dem die gebotene Action und Gewalt (wiederum) klar der Handlung sowie den agierenden Protagonisten untergeordnet wurde. Die Locations muten authentisch an, die erzeugten Emotionen sind nachvollziehbar (obgleich sie sporadisch vielleicht ein Tick „zu melodramatisch“ dargebracht werden), an den richtigen Stellen erkeimt Spannung und die Kamera-Arbeit Dana Gonzales´ („Down for Life“) geht rundum in Ordnung. Die vorhandenen Shoot-Outs und „Auseinandersetzungen“ wissen zu gefallen – und zum Schluss hin mündet alles in einem großen, klasse arrangierten (PKWs vs. Truck) „Highway-Showdown“ in bester „Black Dog“-Manier, der im Vergleich zum Vorangegangenen zwar etwas „over the Top“ wirken mag, nichtsdestotrotz aber echt Laune bereitet. Im Zuge des einsetzenden Abspanns weist ein eingeblendeter Text dann erneut auf die „kritische Botschaft“ des Films hin – und obwohl auch ich sagen muss, dass das betreffende Gesetz mit Sicherheit nicht perfekt ist, so hat es in diesem Fall (auf indirekte Weise) ja doch irgendwie seinen Zweck erfüllt: Schließlich wäre den Behörden (Achtung: Mini-Spoiler!) ohne jener Grundlage bzw. jenem Auslöser ein solch „großer Fang“ wie „El Topo“ (zumindest in absehbarer Zeit) gar nicht erst gelungen. Darüber sollte man aber wohl lieber nicht allzu viel nachdenken – genauso wenig wie über die Gegebenheit, dass sich keiner der Beteiligten am Ende (unabhängig des präsentierten Story-Ausgangs) eigentlich jemals wieder wirklich sicher fühlen können dürfte…
Fazit: „Snitch“ ist ein durchweg solider wie unterhaltsamer, gut besetzter dramatischer Crime-Thriller (mit gewissen inhaltlichen Schwächen), der neben einigen anständigen Action-Sequenzen sogar mit bestimmten „diskussionswürdigen Gedanken-Anstößen“ aufzuwarten vermag...
„6 von 10“