Review

The Iceman (2012)

SPOILER könnten vor Ort sein.

Richard Kuklinski, geboren 1935, realer Serienkiller respektive Hitman. Er lernte selbst regelmäßige Gewalt durch seinen Vater kennen, an deren Folgen Richard's älterer Bruder Florian sehr jung verstarb. Richard quälte bereits im Kindesalter Tiere, tötete später offensichtlich, nicht zuletzt im Auftrag diverser Verbrecher-Clans, hunderte Menschen und bot durch seine Geschichte die mit seinem Tod im Alter von 70 Jahren endete eine Menge Stoff.

70er Jahre Setting nebst Dekor, Sound und Darsteller sind auch weitestgehend über jeden Zweifel erhaben, inhaltlich aber schwächelt "The Iceman" etwas vor sich hin. Gerade die Kindheit des treusorgenden Familienvaters Kuklinski der gleichzeitig ein eiskalter Auftragskiller ist wird bis auf minimalste Rückblicke sträflich links liegen gelassen, hätte dabei viele Punkte in Sachen "Drama" machen können, nicht alle Charaktere sind gut genug gezeichnet, Intentionen nicht immer ausreichend nachvollziehbar, und von atemloser Spannung kann man hier auch nicht sprechen. So bekommt der Film trotz des vielversprechenden Ausgangsmaterials den Geschmack von hier und da leicht durchhängender Überlänge. Für einen Actionfilm zu actionarm, für einen Thriller insgesamt nicht spannend genug und für ein Biopic unzureichend faktenübereinstimmend mit Hang zum oberflächlich Angekratzten.

Auf noch recht hohem Niveau jammere ich über Ray Liotta's Performance.Vor vielen Jahren noch das eindringlichste und ausdrucksstärkste Schwein vom Dienst, kann er hier zwar zeigen dass er noch immer zu den Charismatikern der Filmwelt zählt, von früheren denkwürdigen Darstellungen aber inzwischen doch ein gutes Stück weit entfernt ist.

Vielleicht lag es aber auch an Tiefgrund Michael Shannon, denn neben ihm verblasst doch recht schnell so einiges, nebst dem an für sich sehr gut spielenden Nebencast. Shannon reißt den nicht wirklich richtungsschlüssigen Film dann doch zumindest aus dem Land der schnell wieder vergessenen Titel. Was für eine eiskalte Präsenz. Der Mann der im Winter zum Frühstück ein Kilo Eiswürfel mampft, in einer Badewanne mit Eiswasser sitzend und nicht eine Miene verzieht. Was für ein Ausdruck. Er braucht im Grunde keine Waffe, Blicke reichen und man kniet spontan und zitternd nieder. Gefühlt 3 Meter groß, mit einem Gesichtsausdruck wie ich ihn nie zuvor bei einem Darsteller sehen durfte. Gefühlt stets auf dem Sprung den Nächststehenden anzuspringen und ihn mit Haut und Haaren zu verspeisen. Neben ihm verblasst selbst Liotta vor Ehrfurcht. Generell sind stille Wasser schon tief, aber bei Michael verblasst selbst das Wort "tief". Dem Film allerdings muss man diese Tiefe dann leider doch etwas absprechen.

Fazit: Schick eingepackt, mit nicht durchgehend überzeugendem Inhalt, aber mit alles zusammenhaltenden, faszinierenden Michael Shannon-Schleifchen versehen.

ganz knappe 7 von 10 unterkühlte Kehlenschnitte

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