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In der heutigen Zeit einen wirklich interessanten Film zur, mittlerweile "leicht" ausgelutschten, Vampirthematik zu produzieren, scheint keine leichte Aufgabe zu sein. Während der Überdruss an "Twilight"-ähnlichen Vampirfilmchen zunimmt, dachte sich Regie-Verteran Neil Jordan, es wäre mal wieder an der Zeit einen richtig schönen, gar geheimnisvollen und ernsten Vampirfilm in die Lichtspielhäuser zu bringen.
Zu aller erst einmal finde ich es schön, dass der Regisseur sich mal wieder zu "Wort" meldet. 18 Jahre nach seinem tollen Beitrag "Interview mit einem Vampir" versucht er sich wieder mit der Vampirthematik. Und die ist ihm äußerst kraftvoll und stimmig gelungen!

Ich persönlich bin ja ein Fan der alten Vampirfilme der 60er, 70er, 80er und teilweise noch der 90er Jahre. Besonders die poetischen Vampirgeschichten die Ende der 60er bis weit in die 70er Jahre hinein gedreht wurden, haben es mir besonders angetan. Und "Byzantium" erinnert in vielerlei Hinsicht an diese besonderen "Perlen". Ich weiß, es ist Geschmackssache, doch wer diese alten, zum Teil sehr "sleazigen" Filmchen auch mag, weiß wovon ich rede.
Genuso wie diese Klassiker besticht Neil Jordans Film durch eine sehr ruhige, fast bedächtige Erzählweise. Keine Hektik, keine schnellen Schnitte. Außer einer kleinen Verfolgungsjagd am Anfang etabliert der Film sehr früh eine Melancholie, die man als unglaublich schön, fast wehmütig bezeichnen kann. Getragen von den beiden Hauptdarstellerinnen (besonders die junge Saoirse Ronan ist großartig) entwickelt sich eine Geschichte über Verlust und Hoffnung, die den Zuschauer, sofern er willig ist, sich auf sie einzulassen, mitnimmt auf deren Reise bzw. Flucht vor einer geheimen Organisation, die sich die "Bruderschaft" nennt. Ihr Weg führt die beiden bis in eine Küstenstadt, deren triste Sets in uns gleichzeitiges Unbehagen, sowie aber auch die Neugier weckt, was denn noch alles auf "unsere" beiden "Heldinnen" so zukommen mag.

Richtig schön sind auch die gelegentlichen Rückblenden geraten, wenn Eleanor (Saoirse Ronan) uns ihre Geschichte erzählt. Untermalt durch einen wirklich schönen Soundtrack und interessante, manchmal sehr schlichte Kameraeinstellungen, die aber optimal zum Geschehen passen.
Auch gängige Vampirklischees werden gekonnt umschifft. Die beiden Hauptprotagonistinnen böse zu nennen wäre schlichtweg falsch. Eher im Gegenteil! Während Eleanor "nur" von alten Menschen, die, durch ihr hohes Alter oder einer schlimmen Krankheit bedingt, ihr Einverständnis zur "Erlösung" geben, Blut trinkt, tötet Clara die "bösen" Menschen, die andere unterdrücken. Allerdings schreckt sie auch nicht davor zurück, ihre Eleanor mit allen Mitteln zu schützen. Des weiteren können sich die beiden sehr wohl am Tage bewegen. Wobei das schon z.B. in "Bram Stoker's Dracula" von Coppola thematisiert worden war. Also nicht gerade neu ist, aber egal.

Am interessantesten wird die Umwandlung dargestellt, die nicht durch einen x-beliebigen Vampirbiss geschieht, sondern auf einer namenlosen Insel in einer Art Steinhütte, die nicht nur eine Menge Fledermäuse beherbergt. Diese wird im Laufe der Geschichte öfter aufgesucht und bietet tolle Aufnahmen, die einem absolut im Gedächtnis bleiben.

"Byzantium" ist bis in die kleinsten Rollen toll besetzt und bietet so viel mehr, als nur "blutleeres Gesülze". Sicher hat der Film ein paar Längen, so zwischendrin. Aber das Interesse verliert man dadurch nicht. Ich betrachte ihn als eine Art "Hommage" an die besagten Klassiker des Genres, der es schafft die Geschichte glaubwürdig in das Hier und Jetzt zu verlagern. Auch haben die beiden Vampirinnen eine Ambivalenz, wie sie heutzutage im Genre leider etwas rar geworden ist. Bemerkenswert finde ich auch, dass der Film auf einem Theaterstück basiert, welches die Drehbuchautorin, Moira Buffini, selbst geschrieben hat. Ich würde unheimlich gerne die Umsetzung auf einer Theaterbühne sehen!

Also, wer sich den üblichen Vampirschmonzetten der heutigen Zeit gerne einmal für knapp 2 Std. entziehen möchte, dem lege ich diesen Film ans Herz! Jedoch Achtung: die langsame Erzählstruktur, sowie die unspektakuläre Inszenierung ist nicht jedermanns Sache. Hier kann man fast sogar sagen, Kunst schlägt Kommerz!

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