Amüsante kleine Zwischenmahlzeit für Freunde der französischen (Film-)Küche
Der Film gehört zu der Sorte Film, der tatsächlich nur in Frankreich entstehen konnte. Wo sonst wird sich so ausgiebig und wenn es sein muss den ganzen Tag über das Essen unterhalten? Wer dort Urlaub macht wird feststellen, dass man schon morgens oft gefragt wird, was es denn abends zu Essen geben wird. Nicht nur von alten Leuten die die Tradition pflegen, auch 8-jährige Kinder fragen das Erwachsene, Freunde, Bekannte und Gäste. Und so steht das Thema auch im Mittelpunkt des französischen Films DIE KÖCHIN UND DER PRÄSIDENT (im französischen Original: Les Saveurs du Palais) welcher auf der Biographie der Köchin Danièle Mazet-Delpeuch basiert.
Regisseur Christian Vincent macht daraus ein leicht beschwingtes Melodram mit einer glänzend aufgelegten Hauptdarstellerin Cathrine Frot als Hortense Laborie. Die Geschichte der bodenständigen aber sehr erfahrenen und talentierten Köchin, die aufgrund ihres guten Rufes zur Köchin des französischen Präsidenten ernannt wird und sich zunächst einmal gegen die dortige Männerwelt, das Protokoll und die Etikette durchsetzen muss, ist keine reinrassige Komödie. Wer also auf durchgehenden Wortwitz oder skurrile Situationen mit einer Menge Action setzt könnte enttäuscht werden.
Die leicht ähnlich gelagerte sich um das Kochen, die Köche und das Essen drehende aktuelle französische Komödie KOCHEN IST CHEFSACHE mit Jean Reno ist somit zum Beispiel nicht mit DIE KÖCHIN UND DER PRÄSIDENT vergleichbar. Unser Film pflegt mehr die leisen Töne und Köchin Catherine Frot versteht es diese sehr glaubhaft, sympathisch und voller Wärme zu transportieren. Die Geschichte springt in Form einer Rückschau zwischen ihrer aktuellen Tätigkeit als Köchin in einer Arktisstation und ihren Erinnerungen an die Zeit im Elysee-Palast dramaturgisch gut strukturiert hin und her.
Die Nebenrollen sind gut besetzt und natürlich gibt es trotz der leicht besinnlichen Note eine Reihe von amüsanten Situationen, die wie gesagt nicht auf den humorigen Schenkelklopfer, sondern mehr auf die dialoglastigen Feinheiten einer nicht überdrehten Realität setzen. Man sollte ein wenig Geduld mitbringen und ein Faible für die minutenlangen Dialoge über die Zutaten und Zubereitung von Gerichten mitbringen, sonst fühlt man sich im wahrsten Sinne im falschen Film. Wer aber diese Art französische Filme kennt und dies zu schätzen weiß wird sich prächtig unterhalten.
Die etwas verträumte Art und die relative ereignisarme Fokussierung auf das Essen machen den Film wirklich nur für leidensfähige frankophile Zuschauer konsumierbar. Sollte man sogar noch selbst die Hobbykochmütze zu Hause stehen haben wird man sogar vielleicht Anregungen für das ein oder andere Rezept mitnehmen können.
Zeit dazu lässt sich DIE KÖCHIN UND DER PRÄSIDENT auf alle Fälle und als Extra wäre ein kleines Kochbuch die perfekte Ergänzung zum Film. Auch wenn darstellerisch für meinen Geschmack die Figur des französischen Präsidenten eine Spur zu tatterig geraten ist und das Ende des Films relativ überraschend und ein wenig scharf geschnitten daherkommt, kann ich den Film für einen entspannten Feelgood-Movie Abend empfehlen.
5,5/10 Trüffel....äh,....Punkten