Nach dem durchschlagenden Erfolg der „Mad Max“ – Trilogie schossen die Epigonen vor allem im B-Bereich wie die Pilze aus dem Boden. Leider kam dabei nur selten Brauchbares heraus. Regisseur Lance Hools („Missing in Action 2: The Beginning”, „One Man's Hero“) Beitrag „Steel Dawn” kann selbstverständlich ebenfalls nicht an George Millers postapokalyptische Endzeitvisionen heranreichen, überzeugt dafür jedoch mit einer sorgfältigen Inszenierung, einem Auge fürs Detail und der nicht ganz ungeschickten Idee ausgerechnet Brian May (Schöpfer des Scores in „Mad Max“ und „Mad Max 2“) für den musikalischen Unterbau zu verpflichten. Leider reicht der hier nicht an die Arbeit für die Genreprimen heran. Einen, wenn auch nur durchschnittlichen Unterhaltungswert, kann man dem Streifen trotzdem nicht absprechen.
Von der grundlegenden Prämisse gibt es selbstverständlich wenig bis gar nichts Neues zu berichten. Ein globaler Krieg hat die Erde in eine Wüste, in der Menschen ums Überleben kämpfen, verwandelt. Ex-Soldat Nomad (Patrick Swayze, „Road House”, „Point Break”) streunt ziellos durch die Wüste, findet seinen Platz aber bald an der Seite der Witwe Kasha (Swayzes Frau Lisa Niemi, „One Last Dance“). Doch der friedlichste Ort kommt nicht ohne die tyrannischen Bösewichte aus. Der heißt in diesem Fall Damnil (Anthony Zerbe, „The Omega Man“, „Opposing Force“) und will alle Siedler aus dem fruchtbaren Teil vertreiben, um sich allein als Herrscher über dir dortigen, versteckten Wasservorräte zu herrschen.
Das Endzeitthema verläuft grundlegend in den gleichen Bahnen wie diverse Italowestern der Siebziger rund um einen schweigsamen Fremden, der den Unterdrückten hilft und deswegen den Fieslingen Einhalt gebietet. Inhaltlich folgt „Steel Dawn“ damit auch „Mad Max 2“, der das Thema ähnlich behandelte. Dafür hat Hools allerdings viel Vorstellungsvermögen, wie so eine Welt auszusehen hat. Nomad durchquert die Wüste, folgt dabei ehemaligen Eisenbahnschienen und kommt auch an einem längst versandeten Schiffswrack vorbei. Die Siedlung selbst sieht sehr karg und improvisiert aus. Ein Umstand, der solchen niedrig budgetierten Produktionen stets entgegenkommt, weil diese selbst zusammengezimmerten Unterkünfte sehr glaubwürdig rüberkommen.
„Steel Dawn“ erfuhr trotz seines offensichtlich niedrigen Budgets seinerzeit auch eine sehr limitierte Kinoauswertung, hat das aber eigentlich nicht verdient, denn es mangelt ihm an einem Element, dass dieses Genre nun mal ausmacht: harte Action. Zwar muss sich Nomad gleich in der Eröffnungssequenz auf tödliche und überraschend blutige Art und Weise einem Dutzend irgendwie sich aus dem Sand heraus- und wieder einbuddelnden Mutantenwesen erwehren, hat bis zum Schluss abseits von zwei Prügeleinen aber nur leider herzlich wenig zu tun. Der finale Showdown um Leben und Tod mit reichlich Wunden, überschäumenden Emotionen, Blut, abgehackten Köpfen, Staub und gut choreographierten Schwertkämpfen stellt zwar eindeutig das Highlight, kann aber nicht über die nahezu omnipräsente Actionarmut hinwegtäuschen.
Deswegen hält sich „Steel Dawn“ an den zwischenmenschlichen Beziehungen seiner Figuren auf. Nomad diente nicht nur unter Kashas Ehemann, sondern geht mit ihr auch noch eine Beziehung ein und freundet sich, eine Art Vaterfigur darstellend, mit ihrem Sohn Jux (Brett Hool) an, weswegen Vorarbeiter Tark (Brion James, „48 Hrs.“. „Tango & Cash“) sich urplötzlich ins Abseits gedrängt sieht und verletzt von dannen zieht. Vorweg stellt man sich natürlich die Frage, ob man dem Mann Vertrauen kann, was der auch prompt unter Beweis stellt. Die Terrorbande zerstört zwischendurch die überlebensnotwendigen Einrichtungen der kleinen Siedlung, weswegen man sich halt alles wieder bei den Unholden ausborgt – eben die üblichen Ingredenzien des Genres.
Patrick Swayze agiert mimisch auf Sparflamme, gibt den wortkargen Fremden aber soweit befriedigend ab, nur ein paar Oneliner mehr hätten es sein dürfen. Ein Mel Gibson-Ersatz ist er freilich nie. Sein kurzer Karrierehöhepunkt („Ghost“, „Point Break“) sollte da schon nicht mehr allzu fern sein. Seine Frau Lisa Niemi sieht gut aus und verfügt über die üblichen Attribute einer begehrenswerten, ambitionierten Endzeitschönheit, Anthony Zerbe hat schon bösartiger chargiert, hat hier aber auch recht wenig Szenen und Brion James darf mal ganz ungewohnt abseits seiner exzentrisch-kultigen Maniac-Rollen eine „normale“ Figur spielen, was er auch hinbekommt. Für den Genrefan ganz interessant ist die Besetzung der Nebenrollen. Ein noch ganz am Anfang seiner Karriere stehender Arnold Vosloo („Hard Target“, „The Mummy“) als Henchman, John Fujioka („American Ninja“, „American Samurai“) als Lehrmeister, sowie Christopher Neame („Hellbound“, „Project Shadowchaser III“) als dessen Killer geben sich hier die Ehre.
Fazit:
Soweit zufriedenstellender, wenn auch reichlich unspektakulärer und unter Actionarmut leidender Endzeitstreifen. „Steel Dawn“ bleibt damit den interessierten Genrefans vorbehalten, denn die Kulissen, die Atmosphäre und die wenigen harten Kämpfe stimmen. Trotz prominenter Besetzung nur durchschnittliche Kost, weil die Verantwortlichen nur längst ausgelutschte Motive wieder rekapitulierten.
Warum Swayze zwischendurch jedoch mitten in der Wüste sitzt und in einem Waschzuber badet, möge mir trotzdem mal jemand erklären.