Review

Vierlagiges-Vorhangspapier

"Curtains" hatte eine knittrige Entstehungsgeschichte, einen schweren Stand danach (nicht nur in Deutschland) und wurde erst vor ein paar Jahren ausgegrabenen und rehabilitiert. Und schon wieder war er seiner Zeit voraus. Denn der hübsche Showbiz-Slasher gewinnt erst durch die letzten MeToo-Monate richtig an Tiefe, Wahrheit und nostradamus'sche Fähigkeiten. "Curtains" erzählt im Kern von mehreren Schauspielerinnen, die von einem erfolgreichen Regisseur gleichzeitig in ein abgeschiedenes Haus zitiert werden, um für eine Rolle vorzuspielen. Doch schnell werden die Schreie zu realistisch und erste Köpfe rollen...

Kanada kann Slasher. "Curtains" ist ein weiterer Beweis dafür. Doch obwohl seine Kills sehenswert sind (wenn auch enttäuschend wenig "rot gefärbt"), die Maske des Killers gruselig und die Eislaufszene sehr nice ist, hat der oft etwas stückelige und wirre (Gruselpuppe?!) Slasher seine Kernkompetenzen woanders. Nämlich im Umgang der Frauen untereinander, seiner reifen Art (und reifen Opfer) sowie Themen ala Machtmissbrauch, Abhängigkeit und ungesunder Ehrgeiz. Diese psychologisch schweren und thematisch wichtigen Schichten lassen "Curtains" zu einem empfehlenswerten, wenn auch konfusen Kleinod werden, das es wert war aus der Versenkung geholt zu werden. Samantha Egger sticht mit ihrem Psychoblick hervor und selten wurden eleganter Messer in Rücken gerammt - symbolisch, metaphorisch und schmerzhaft. Manchmal auch alles drei zusammen. Komisch aber nicht schlecht.

Fazit: Vorhänge, die ihre Welt zerstreuten - "Curtains" ist ein okayer Slasher, aber ein starker Kommentar zum Thema Fame, Macht und Missbrauch dieser. Aktueller denn je. Zum Glück ausgegraben.

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