Review

Taken 2 (2012)

Der Überraschungshit "Taken" von 2008 ist für mich - auch nach mehrmaligem Genuß -der beste Actionfilm der letzten 10 Jahre. Mir ist klar daß es die Fortsetzung nicht leicht haben wird, aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Am besten hält man sich streng an das Rezept des ersten Teils und dann sollte es doch möglich sein Liam Neeson und "Taken" nicht durch eine unwürdige Fortsetzung zu beleidigen. Erstes Warnzeichen ist der Wechsel im Regiestuhl zu Olivier Megaton, einem noch recht unerfahrenen Mann, der noch nichts gerissen hat. Mein Kurzfazit vorweg: "Taken 2" macht alles falsch was im Erstling überzeugte und enttäuscht auf ganzer Linie.

Für das desolate Gesamtergebnis gibt es viele Gründe - fangen wir mal bei der Story an. Sicherlich strotzt auch der erste Teil nicht vor Genre Innovationen, aber was "Taken 2" hier abliefert kann beruhigt als einfallslos bezeichnet werden. Die Story der Albaner aus dem ersten Teil die nun Vergeltung fordern ist noch ok, aber wie das ganze abläuft und miteinander verknüpft ist, ist nicht schön. "Taken 2" hat keinen Drive und nicht die Bohne an Spannung zu bieten, ich war richtig froh und erleichtert als der Film zu Ende war. Beeindruckte im Erstling noch die knallharte Authentizität von Brian Mills, so wirkt hier alles gestellt und unrealistisch. Gerade diese Ansammlung von Zufällen und Unmöglichkeiten lässt mir hier jeglichen Appetit vergehen. Brian Mills kommt hier auf absurde Ideen und mogelt sich mit einer Leichtigkeit durchs Leben, das geht überhaupt nicht. Auch die anderen Beteiligten Figuren zeigen Verhaltensauffälligkeiten die den Filmgenuss trüben. Beispiele gibt es viele, hier ein kleiner Potbourri der Peinlichkeiten: beneidenswerte Fortschritte macht Mills Tochter als Fahranfängerin in den engen Gassen Istanbuls - Respekt, Granaten werden über den Dächern unbemerkt gezündet um Mills Standort zu orten - coole Idee und so unauffällig und die Albaner sind in ihrer Widerstandskraft auch nicht mehr das was sie mal waren.

Man kann den Schauspielern sicherlich am wenigsten den Vorwurf machen. Liam Neeson, Maggie Grace & Famke Janssen spielen routiniert ihren Stiefel runter was das seichte Drehbuch eben so hergibt. Teilweise wirkte Liam Neeson etwas unmotiviert und behäbig - was ich im Nachhinein auch verstehen kann. Die Bösewichte sind auch nicht so wirklich böse und fackeln wie immer zu lange.

Auch die Inszenierung wirkt stümperhaft. Regisser Megaton hat es einfach nicht drauf dem Film Drive und Klasse zu verpassen. Hubschrauberaufnahmen über den Dächern Istanbuls sind schön, aber ich will hier knallharte Action sehn - einen Mann der mit allen Mitteln um seine Familie kämpft - und keinen Brian Mills als Tourist wie er über den Basar schlendert. Die Actioneinlagen vor allem die Nahkampfszenen lassen jegliche Wucht des Erstlings vermissen. Dafür wird mit der Kamera rumgewackelt was das Zeug hält, ich dachte eigentlich die Zeiten sind vorbei. Die Kämpfe sind gar nicht so schlecht choreographiert und es werden ordentlich Gegner verarbeitet, aber schlussendlich kommt überhaupt nichts rüber. Es gibt keinen Wow Effekt oder ein Gefühl des Mitfieberns und das ist wirklich schade.

Es fehlt mir die nötige Fantasie "Taken 2" als eigenständigen Actionfilm beurteilen zu können. Ich bin mir auch sicher, würde ich den ersten Teil nicht kennen, fände ich den hier auch Schrott. Er muss sich schlussendlich am brillanten ersten Teil messen und da schmiert "Taken 2" komplett ab. Wer es noch nicht gemerkt hat, ich bin nicht nur enttäuscht - nein ich bin persönlich beleidigt eine so unwürdige und respektlose Fortsetzung vorgesetzt zu bekommen. Die sehr guten Zuschauerzahlen, gerade in den ersten beiden Wochen, lassen klar erkennen wie heiß die Fans auf diesen Film waren und dann wird man so verarscht und benutzt. Es ist sicherlich keine leichte Aufgabe eine passable Fortsetzung zu produzieren, aber hier hat man es noch nicht einmal versucht.

Ich für meinen Teil versuche "Taken 2" zu vergessen 3/10

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