"Die Toten verlangen von uns Gerechtigkeit!"
Nachdem der Ex-CIA Agent Bryan Mills (Liam Neeson) quer durch Paris reiste um seine Tochter Kim (Maggie Grace) aus den Fängen von skrupellosen Menschenhändlern zu retten, dürstet es Angehörige der getöteten Verbrecher nach Rache. Als Mills nach einem Auftrag im Personenschutz in Istanbul weitere Tage mit seiner Tochter und seiner Ex-Frau Lenore (Famke Janssen) verbringt, lauert ihm Murad (Rade Serbedzija) auf und lässt ihn sowie Lenore entführen.
Mit "96 Hours" zeigte Produzent Luc Besson ("22 Bullets", "Colombiana") einen fetzigen und kompromisslosen Action-Thriller der alten Schule, der von Kritikern und Publikum positiv aufgenommen wurde. Da der Film auch finanziell ein großer Erfolg war, kommt nun was in so einem Fall immer kommen muss: Der obligatorische Nachfolger, dem es jedoch nicht gelingt an die Wucht des Vorgängers anzuschließen.
"96 Hours - Taken 2" entwickelt seine Figuren nicht weiter und verpasst ihnen nur wenige authentische Züge. Auf der emotionalen Ebene funktioniert der Film, keine Frage. Rachegelüste, Motivation der Charaktere und Eigenarten dieser fühlen sich aber sehr erzwungen an.
Der Action-Thriller ist strikt linear erzählt ohne erst abweichende Erzählstränge zu eröffnen. Trotz einer Variation des Vorgängers und der temporeichen Erzählweise ist die Handlung mutlos und hebt sich nicht von vergleichbaren Filmen ab. Überraschungen sind dem vorhersehbaren Drehbuch gleich vollends fremd.
Eines von zwei grundlegenden Problemen von "96 Hours - Taken 2" sind die Logiklücken. Die Figuren agieren unlogisch, Situationen werden von ihrer Umgebung falsch interpretiert und unerklärbare Folgen auf Ereignisse mit Zeit- und Handlungssprüngen gnadenlos kaschiert. Auf Dauer stellt sich so kein greifbarer Rahmen her.
Das zweite Ärgernis ist die geradezu furchtbare Kameraführung. Der Action-Thriller visualisiert seine Actionszenen stets hypernervös und verwackelt. Durch den dabei genutzten schnellen Schnitt geht jegliche Übersicht verloren. Ließen sich die Handgemenge des ersten Teils noch hervorragend verfolgen, lässt sich in der Fortsetzung nur noch erahnen, wie Bryan seine Gegner gerade erledigt.
Statt markigen Sprüchen setzt "96 Hours - Taken 2" auf unpassenden Humor oder auch unfreiwilligen Witz der kaum zündet.
Die Action ist zwar durch Verfolgungsjagden, Schießereien und Nahkampfmanöver vielfältig, echte Highlights findet man aber nicht.
Liam Neeson ("Battleship", "Five Minutes of Heaven", "Schindlers Liste") erweist sich erneut als grandioses und variantenreiches Zugpferd. Der Versuch Maggie Grace ("Lockout") eine gleichgestellte Position zu geben misslingt, mangels ihrer physischen Ausprägung. Die Beschränkung von Famke Janssen ("X-Men"-Reihe, "James Bond 007 - Goldeneye") auf eine stete Opferrolle macht sie zur ungeliebten Randerscheinung.
"96 Hours - Taken 2" ist ein hektisch und unübersichtlich geschnittener Action-Thriller mit gutem Hauptdarsteller, der seinem Vorgänger in jederlei Hinsicht unterlegen ist. Es passiert zwar beständig etwas und der Film ist stets in Bewegung, aber einen echten Höhepunkt zu benennen, fällt unheimlich schwer. Als einzige Überraschung ist der nur mäßige Unterhaltungswert unerwartet, schien der grimmige Vorgänger doch recht einfach weiterführbar.
5 / 10