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Brian Mills (Liam Neeson) ist zurück! Und diesmal verschlägt es ihn samt alter neuer Familie nach Istanbul. Nach einem Auftrag in der Stadt am Bosporus verbingt er mit dem frisch verlieben Töchterchen (Maggie Grace) und der aktuell getrennten und neu entflammten Exfrau (Famke Janssen) einige entspannte Tage in der Metropole. Soweit der Plan. Leider hat es der albanische Gangster (oder so) Krasniqi (Rade Serbedzija) auf Mills abgesehen, da der (im ersten Teil) einen seiner Söhne auf dem Gewissen hat. Kurzerhand lässt er Mills und seine Exfrau entführen, doch Freund Mills wäre nicht Mills, wenn er sich nicht zu wehren wüsste.
Olivier Megaton mag sicher nicht der begabteste von Luc Bessons Sprößlingen sein, allerdings war sein letzter Streifen Colombiana immerhin halbwegs unterhaltsames und handwerklich solides Actionkino, wenn auch mit einigen Schönheitsfehlern. Und genau diese Fehler sind es wieder, die Taken 2 nicht zu dem harten, kompromisslosen Herbstactioner machen, auf den Fans gewartet haben. War Teil 1 noch ein in sich stimmiger, grimmiger und vor allem spannender Actionthriller alter Schule, hat die Fortsetzung über weite Strecken mit eklatanten Drehbuchschwächen und Regisseur Megatons uninspiriertem Regiestil zu kämpfen.
So fängt der Film entwas langatmig an und versucht der schablonenhaften Charakteren unnötig Tiefe zu geben: das Töchterchen bekommt einen Freund, Mama hat Ärger mit dem neuen Ex und Mills, ihr alter Ex, pflegt seinen Toyota penibel. Davor bekommen wir eine albanische Beerdigung zu sehen, die - erstaunlicherweise - auf Englisch abgehalten wird. Die erste von einigen Szenen, die ganz klar die Intelligenz der Zuschauer beleidigt. Klar, Logik und Actionfilm sind oft nicht miteinander vereinbar und oft auch nicht wirklich wichtig, doch gerade bei Luc Besson und einem eher ernsthaften Projekt wie der Taken-Reihe erwartet man doch etwas mehr. So hält Mills seine Tochter zum Extremvandalismus an, indem sie Handgranaten in Istanbuls Innenstadt zünden soll, damit er seine Position erroieren kann oder bei einer Verfolgungsjagd durch die Engen Gassen der Stadt, schafft es besagte Dame souverän, ein türkisches Taxi mit manueller Gangschaltung zu steuern und Gangster, wie Polizei abzuschütteln. Dazu sei noch gesagt, dass sie in ihrer Heimat zwei Mal durch die Fahrprüfung gefallen ist - in einem Automatikauto. Ob Olivier Megaton dies als Gag gedacht hat? Vielleicht, allerdings fehlt ihm hier, wie zuvor auch in Colombiana, das richtige Timing um erfolgreich (gewollte) Lacher zu produzieren. So lacht man vielleicht hin und wieder an Stellen, an denen es sicher nicht gedacht war - etwa bei der festungsähnlichen US-Botschaft (in Instanbul!) oder der absoluten Narrenfreiheit, die Mills in der Türkei besitzt.
Immerhin sind die Actionszenen ganz überzeugend. Hart und kompromisslos kämpft Liam Neeson, der trotz fortgeschrittenem Alter als Actionstar überzeugen kann, sich durch die albanische Gang, bis zum etwas enttäuschenden Showdown. Allerdings fehlt eine große, erinnerugswürdige Actionszene und auch ein wenig Neesons Bad-Ass-Attitude aus dem ersten Teil. Hier kann der Film durchaus überzeugen. Bedauerlicherweise hält Megaton das Tempo nicht konstant hoch und bremst den Film zwischen der Action oft unnötig aus.
Liam Neeson wird außerhalb der Actionszenen nicht sonderlich gefordert, spielt solide und sympathisch. Famke Janesson nervt ein wenig, ebenso wie Töchterchen Maggie Grace, was aber eher am Drehbuch und den Rollen als an den Darstellern liegen dürfte. Die restlichen Darsteller sind Staffage.
Trotz aller inhaltlicher Mängel schafft es der Film 90 Minuten bei Laune zu halten und immerhin leidlich spannendes, sinnfreies Actionkino zu bieten, angesichts des exzellenten Vorgängers ist das allerdings schon eine herbe Enttäuschung. Über dies hätte auf das peinlich-süße Milchshakeende verzichtet werden können.
6/10

Bei der hier besprochenen Fassung handelt es sich um die taiwanesische Kinofassung, die laut Kinobetreiber 92 Minuten Laufzeit haben soll. Weitere Infos im entsprechenden Fassungseintrag!

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