Review

Völlig benommen wankte ich aus dem Kino! Unmöglich, dieses Werk mit Punkten zu bewerten. Totaler Schund, doch höchst unterhaltsam. Unfreiwillig komisch, böses Splatterfest, grotesk bis zur Karikatur überzeichnet, fast peinlich, überraschende Wendung, Happy-End, das glücklich macht: „Hurra!“ rufe ich am Schluß aus. Da war ich richtig froh!


Als eigener Film unmöglich, bedeutungslos, basiert sein erwartbarer „Erfolg“ auf dem ZuschauerINNEN(!)-Wunsch, die Serie enden zu sehen. Wenn Bella das Ende von Teil 4 nur mühsam erlebt und am Ende gerade noch dem Tod von der Schippe rutscht – ENDLICH in einen Vampir verwandelt – so MÜSSEN wir natürlich Teil 5 ansehen, um ENDLICH zu erleben, wie ihr Leben weitergeht, wenn sie ENDLICH nun Vampirin ist. Jetzt kann's losgehen!


Doch alles muß ruckzuck abgearbeitet werden. So wird’s ein Episodenfilm: der Vorspann mit Blutgeblubber ist gerade noch gut, dann neue Sinneswelt, Superkräfte, neue Hütte, endlich Sex, korrekte Familie, mit Papi versöhnt, das Kindchen wächst, dann ist schon höchste Zeit für die Bedrohung von Aussen. Wie in Teilen 1-4 wird in diesem Moment die Handlung dann völlig konfus, keine Ahnung was genau abgeht, Hin- und Hergehetze, wie immer hofft Bella, sich durch Autofahren zu retten, nö, keine Chance, Showdown. Der ist hier angenehm ausgiebig und zu meiner Freude gibt es eine Verhandlungslösung – trotz des aufregenden Gemetzels (Superkrass, haha!), nehmen sogar die „Bösewichte“ Vernunft an: Twilight 5 betritt damit ganz neue Pfade, in Film- wie in echter Geschichte ein Vorbild. Das hat mich richtig gefreut! (Vor allem, wo ich gerade noch DREDD ertragen hatte, wo in klassischer Schundfilm-/Trash-/Blockbuster-Manier alle Probleme durch Rumballern und Unverwundbarkeit der Helden gelöst wurden.)


Aber sorry, auch Twilight 5 ist ein Trash. Die Leute (sorry, VAMPIRE) stehen rum wie Abziehbilder echter Figuren, sind ebenso hergeschminkt, dank der bunten Kontaktlinsen, dicken Farbschichten und ständiger Großaufnahmen sind sie schockierend unecht, unattraktiv, gingen mir am Arsch vorbei. Halloween, wo sich die Kostümierte ernst nehmen. Gäähn! Auch Bella scheint Photoshop entsprungen, magersüchtig modelartig sieht sie aus, die Wangen eingefallen, ständig nervös und angespannt. Nix mit ruhigem Familienleben, ab geht die Post, zackzack! Zur Abwechslung von Großaufnahmen stehen die Leute während ihrer Dialoge rum wie bestellt und nicht abgeholt: lebensferne Tableaus. Kein Wunder, hat schließlich niemand von ihnen was Echtes zu tun, außer Funktionsträger zu sein, tiefschürfende Sätze abzuliefern. Jede Minute gilt es, das Drama voranzutreiben. Da fällt niemandem mehr ein, als rumzustehen, auch der Regie nicht.


Die vertraute Cullen-Family hat da noch Glück: wir kennen/lieben sie wenigstens aus Teilen 1-4. Doch die zahlreichen Neuzugänge landen in der Tempo-/Geschichte vom Reißbrett-Falle. Immerhin lassen sie sich äußerlich gut unterscheiden, da sie aus allen Ecken der Welt kommen. Andere Hautfarben/Klamotten (wie im Bilderbuch für Vorschüler). Jede/r hat auch irgendeinen Tick/Marotte - das ist gut, so weiß ich immer, wer gerade im Bild steht.


Wie ein Schock traf mich dagegen die kurze Szene, als Dr. Cullen, der Arzt und Familien“Vater“ tatsächlich über aufgeschlagenen Büchern brütet und Notizen im Laptop macht: dieser Einbruch von Realismus stach völlig aus den übrigen 100 Minuten raus. (*)


Ein anderer Schock: Bella und Edward betreten zum ersten Mal ihr frisch geschenktes (Hexen-) Haus (im Wald – Setdesign by Hänsel und Gretel). Überall liegen und stehen Bücher rum, in Regalen und sogar auf Stühlen. Wie die Fälschung eines echten Hauses, in dem schon lange jemand lebt – aber sie bekamen es doch gerade erst geschenkt! Häh?! Fälschung, Betrug, unecht, Kulisse, Werk eifriger Ausstatter, wie der ganze Film.


Und der letzte Schock: Bellas Daddy. In seinen menschlichen Reaktionen, seiner menschlichen Erscheinung, seiner Trauer und Verwirrung ein Lichtblick, ein freundlicher Leuchtturm im Meer des Unechten, des Schwindels.


So ist Twilight 5 Trash = unecht. Trash nimmt Schein und versucht damit Sein vorzutäuschen. Dem Trash muß diese Täuschung mißlingen, sonst wäre er keiner. Trash versucht stets krampfhaft, etwas darzustellen, nimmt die Symbole und Zeichen für etwas Echtes, Wahres, Schönes, aber kann diese nie erreichen.


So enden die fünf Twilight-Filme in einer Blumenwiese, die, wieder deutlich unecht, als reines Zeichen dient. Symbol das „für immer währende Glück“, das die Figuren in diesem Moment vielleicht fühlen mögen, das aber nichts mehr mit unserem Leben zu tun hat. In diesem Leben spielte Teil 1 anfangs noch, aber die Serie entfernte sich zusehends daraus. Jake wurde zum Wolf und halbnacktem Muskelmann, Bellas MitschülerInnen, Tolpatschigkeit, Mutter und Stiefvater verschwanden – abgelöst von der Herrschaft der Zeichen, von Blumenwiese, Untoten, CGI-Wölfen und Ausstatterfantasien. Schade für uns, gut für Bella, die jetzt ewig schön (naja, wenn man magersüchtig und überschminkt so nennen will) bleiben wird. Jetzt hat sie wohl auch wirklich keine Probleme mehr. Hm. Oje. Was macht sie dann ihr ganzes EWIGES Leben? Laaangweilig!! (**)


(*) Wir erinnern uns: in Teil 1 hatte auch Bella noch einen Laptop, kaufte sich Bücher, und recherchierte. Die gute alte Zeit! Da redeten die Leute auch noch miteinander! Damit ist jetzt Schluß.


(**) Sex mit Edward wird als Lebensinhalt angedeutet. Na gut. Und hoffentlich kommt die Tochter irgendwann in die Pubertät.


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