8
Als wirkliches Remake zu Paul Verhoeven (Starship Troopers, Robo Cop) seinem Original von 1990 sollte man die 2012er Version von Total Recall nicht sehen, da dieser sich dem Thema um die Totale Erinnerung von einer ganz anderen Seite nähert und so eine ziemlich eigenständige Interpretation liefert. So bekommt der interessierte Betrachter eher eine unterkühlte Hochglanzproduktion serviert, die mehr Wert auf jugendfreie Bombast Sci-Fi Unterhaltung, als auf übertriebenen Brutalo Action mit extremen Bodycount, legt und nicht selten an Blade Runner oder Die Bourne Verschwörung erinnert. Wer es also schafft seine eigene Erinnerung auszuschalten und die beiden Versionen nicht ständig mit einander zu vergleichen sollte knapp zwei Stunden lang bestens unterhalten werden. Bei mir hat es auf jeden Fall funktioniert.
6
Der Zahn der Zeit war gnädig zum Arnie-Klassiker, also ist ein Remake in diesem Fall wieder einmal komplett überflüssig. Einen Mars oder irgendwelche Mutanten sucht man in der superschicken, sterilen und unterkühlten Neuauflage vergebens, auch wenn eine Frau mit 3 Brüsten in einer völlig unsinnigen Szene vorkommt. Stattdessen sollen wohl eine BLADE RUNNER'sche Megalopolis mit überwiegend asiatischer Bevölkerung und Sturmtruppen wie aus STAR WARS identitätsstiftend für die Neuversion sein. Kate Beckinsale, die diesmal als toughe böse Agentin Sharon Stone beerbt und ohne ihren Latex-Catsuit gar nicht mehr so sonderlich heiß ist, wird uns schon wieder von ihrem Regisseur-Ehemann Len Wiseman aufgezwungen. TOTAL RECALL 2012 ist seelenloser SciFi-Bombast, der wenigstens mit satter Action, toller Ausstattung und coolen Gadgets aufwarten kann.
8
Würde man Inception mit der Bourne Identität kreuzen, so bekäme man wohl den neuen Total Recall: Wirklich frisch wirkt Len Wisemans Remake vom Verhoeven/Schwarzenegger-Klassiker inhaltlich heute nicht mehr. Nicht weiter schlimm, denn der zwischen Wahrheit und Illusion wandernde Sci-Fi-Streifen fasziniert dafür auf einer anderen Ebene: Die opulente Optik der an eine dystopisch-düstere Version von Minority Report erinnernden Welt begeistert mit einem wunderbaren Setdesign, welches von Wiseman mithilfe herrlicher Kamerawinkel und fescher Lichteffekte erstklassig in Szene gesetzt wird. Das Tempo wird dank der vielen Verfolgungsjagden, in denen die athletisch-knackige Kate Beckinsale dem solide spielenden Colin Farrell hinterherhetzt, konstant hoch gehalten. Eine visuell fantastische Zukunftsvision, deren inhaltliche Beliebigkeit durch die prächtigen Bildern bestens kompensiert wird.