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Rein schauspielerisch stellt sich nicht die Frage, ob ein Colin Farrell einem Arnold Schwarzenegger das Wasser reichen kann, sondern eher, wie die beiden jeweils in „Total Recall“ in Szene gesetzt werden. Und da muss man Paul Verhoeven im Nachhinein dankbar sein, einen nahezu talentfreien Mimen mit erstaunlich viel Charme zu umgeben, - eine Eigenschaft, die Regisseur Len Wiseman bei seinem Aufguss völlig fremd scheint.

Nur Britannien und Australien sind nach einem Krieg anno 2084 noch übrig. Fabrikarbeiter Quaid (Farrell) sehnt sich nach einem Ausflug in eine andere Realität und möchte bei „Rekall“ virtuelle Erinnerungen eines Superagenten durchmachen, doch zuvor stürmen Soldaten das Gebäude. Quaid entkommt und wird fortan sogar von seiner eigenen Frau Lori (Kate Beckinsale) gejagt. Er verbündet sich mit der Rebellin Melina (Jessica Biel), um die finsteren Pläne des Kanzlers Cohaagen zu vereiteln…

Ein Mann sucht die Erinnerung an seine Vergangenheit und den Sinn von Wirklichkeit, doch das eigentlich nur so nebenher, denn die meiste Zeit über ist Quaid, der zuvor als Agent Hauser im Zeichen der Widerstandsbewegung unterwegs war, auf der Flucht vor allen möglichen Parteien und wenn es nur die harmlos erscheinenden synthetischen Soldaten sind, die irgendwie an Klonkrieger erinnern.
Von der ursprünglichen Idee der Kurzgeschichte von Philip K. Dick bleibt, schon allein auf Interpretationsebene nicht mehr viel übrig, obgleich die Erzählung einige Szenen vom Original ziemlich identisch auswertet und sich die eine oder andere kleine Anspielung genehmigt.

Ziemlich seelenlos und komplett ohne Charme grast man eine Station nach der anderen ab und streut dabei immerhin rasant in Szene gesetzte Action, die einige Verfolgungsjagden, Schlägereinen, Feuergefechte und Explosionen impliziert.
Die futuristischen Umgebungen sehen zweifelsohne bombastisch aus, doch allzu viel Eigenständigkeit ist ihnen nicht zuzusprechen, ähnlich ergeht es den eindimensionalen Figuren, welche allenfalls ein Mitfiebern auf Sparflamme ermöglichen.

Derweil verkommt das ursprüngliche Schicksal der Hauptfigur immer mehr zur Nebensache und wird nur noch sporadisch erwähnt und auch die Frage, ob sich Erlebtes denn nun um Einbildung/Suggestion oder Realität handelt ist schnell beantwortet.
Wiseman gibt sich zu keiner Zeit Mühe mit philosophischen Themen und setzt sich nicht mit Hintergründen auseinander, was sicherlich auch ein Grund ist, warum seine Geschichte reichlich unterkühlt erscheint.

So eine Ballerei gegen die eigentlichen Gesetze der Schwerkraft kann durchaus interessant aussehen und digitale Fesseln, ein Geschoss für aufteilbare Kameras und Zeitzünderbomben in einem Transportschacht führen zu allerlei optischen Annehmlichkeiten, doch diese verpuffen, wenn außer der Optik kaum etwas in sich stimmig erscheint und lediglich das zügige Tempo und das hohe Maß an Bewegung darüber hinwegtäuschen, wie uninspiriert die eigentlich tolle Grundidee umgesetzt ist.
Knapp
5 von 10

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