Review

Viele Leute streuben sich vor Remakes wie Katzen vor dem Wasser. Ich selber verstehe nur teilweise die Aufregung. Gerade bei amerikanischen Remakes von japanischen Filmen bin ich in den meisten Fällen dankbar, da ich (außer bei Eastern) mit dem asiatischen Film wenig anfangen kann. Bei amerikanischen Remakes von amerikanischen Filmen kommt es eben immer darauf an, ob ich den Film schon gesehen habe. Meistens liegt es am Produktionsjahr, was weit vor meinem Geburtsjahr liegt oder schlicht und ergreifend einfach da dran, dass diese Filme wenig populär sind/waren, die verfilmt wurden ("The Hills have Eyes", "Death Race", "I am Legend" um mal ein paar Beispiele zu nennen).
Komplizieren wir das ganze noch: Bei Remakes von richtig bekannten Filmen ("Halloween") oder Remakes, dessen Original selbst erst vor kurzem abgedreht worden ist ("Nightwatch - Nachtwache") erweckt in mir auch der Widerstandskämpfer, der dann trotzdem großzügig hinwegsehen kann, da diese Remakes ganz ordentlich über die Bühne gingen. 
Es gibt wenige Fälle wie beispielsweise bei "Nightmare", da kommt selbst mir das große Kotzen, denn 1. Robert Englund  lebt noch und wirkt auch heute noch in diversem B-Schmuddel mit (somit könnte man eine weitere Fortsetzung drehen), und 2. es gibt eben nur einen "Freddy Krueger".
Das waren meine 2 Cent zu dem ganzen Remake-Rinderwahn - mach jedoch eine Umfrage unter 1000 Leuten, was sie von Remakes halten, da wird man 1000 unterschiedliche Meinungen hören.

Bei "Total Recall" war ich von Anfang an skeptisch: Dieser Film mit Arnold Schwarzenegger ist  ein zeitloser Klassiker, den jeder kennen sollte (Könnte man jetzt auch von mir bei "The Hills have Eyes" sagen). Zudem wirkt er auch heute noch nicht angestaubt. Aber wie vielen anderen Remakes gab ich auch der 2012er-Neuverfilmung eine Chance - ein böser Fehler.

Die Story und Namen der Charaktere blieben alle gleich. Colin Farell übernahm die Rolle von Arnie´s Douglas Quaid/Hauser, die giftige Ehefrau wird nun von Kate Beckinsale übernommen, den Lovepart aus den Träumen spielt Jessica Biehl und Bryan Cohagen darf den bösen Herrscher Cohaagen darstellen.
Der größte Unterschied zum Original besteht darin, dass es keine Marssequenzen gibt, sondern die Erde nach dem 3. Weltkrieg lediglich noch aus zwei Nationen besteht: Die Vereinigte Britische Föderation und Die Kolonie, in der Widerstandskämpfer den Aufstand gegen "Kanzler Cohaagen" üben. Also nix mit Mars-Atmosphäre oder Mutanten und so beraubt sich das Reboot schon der Faszination, die der Rote Planet im Original ausgestrahlt hat. Nein diese Welt, wie wir sie hier sehen erinnert eher an "Das fünfte Element".
Weitere gravierende Änderungen sind das Streichen von Charakteren: Es gibt keinen fiesen Handlanger Richter mehr(der damals von Michael Ironside verkörpert wurde), der Douglas Quaid das Leben zur Hölle machte (diesen Part übernimmt hier die Ehefrau, die deutlich mehr Screentime hat wie Sharon Stone) oder etwa den  Anführer der Mutanten Kuato. Wie denn auch? Ohne Mutanten keinen Kuato. Dieser wurde gegen einen "menschlichen" Anführer getauscht, der den Charme von benutztem Toilettenpapier hat.

Hier und da findet man die epischen Szenen des Originals wieder vor. Unter anderem die Prostituierte mit den drei Brüsten, obwohl es wohlgemerkt keine Mutanten gibt(!), der Arzt, der Quaid erzählen will, dass er sich im Traum bei der Firma Rekall befindet (diese Rolle wird 2012 vom Arbeitskollegen übernommen) oder etwa der Peilsender den sich Arnie mit einer Zange aus der Nase gepopelt hat (hier ist es ein Smartphone, das sich unter der Haut der Hand befindet). Es gibt unzählige Szenen, die man abgeändert auch hier wieder findet.
Das schlimme dabei: Regisseur Len Wiseman bekommt es echt bei jeder dieser geschichtsträchtigen Momente hin, sie dermaßen in den Sand zu setzen, dass es weh tut.

Unter anderem wurde ja auch im Vorfeld über die FSK12-Freigabe gemeckert. Ja, wenn man die ganzen blutigen Szenen  des Originals weglässt (Arbeitskumpel werden hingerichtet, diverse Kopfschüsse, bei Rekall bekommt ein Techniker eine Stahlstange in den Hals gerammt und so weiter und so weiter) und Cohaagens Soldaten bzw. Polizei durch Roboter austauscht wird (die können ja nicht bluten), so entgeht man natürlich einer höheren Freigabe. Es ist nicht so, dass ich den Härtegrad unbedingt brauche, viele von euch werden das aber mit Sicherheit anders sehen. Mit dieser Kinderfreigabe kann man die Cash-Cow eben mehr melken als mit einer KJ-Freigabe.

Colin Farell bleibt dermaßen auf der Strecke genau wie seine absolut null witzigen Oneliner (obwohl ich den Mann mit den Augenbrauen gerne sehe), Kate Beckingsale scheint sich immer noch im "Underworld"-Universum zu befinden (man kauft ihr die Rolle nicht ab) und ansonsten ist mir kein  weiterer Schauspieler eine  Silbe wert.

Das einzige, was in dieser Neuverfilmung besser ist sind natürlich die Special Effects, da kann die Tricktechnik von 1990 nicht mithalten. Aber ganz ehrlich: Was nützt einem eine aalglatte Produktion, wenn das ganze sich seelenlos und an den Teufel verkauft anfühlt?

"Total Recall 2012" ist kein schlechter Film. Ich kann es eben nur aus meiner Sicht schildern: Das Damoklesschwert des Originals hängt von der ersten Sekunde bis zum Abspann über diesem Streifen und somit wurde das Ansehen  zur reinen Qual. Nach diesem Reinfall war das Bedürfniss nach dem Original so groß, das es noch am selben Abend im DVD-Player landete und ich eine Voodoo-Puppe von Wiseman bastelte. Somit bleibt für einen ansich "guten" Film für mich nur eine Bewertung übrig: 1/10. Und das ist nicht mein persönlicher Kreuzzug gegen den Remake-Wahn, sondern einfach nur, weil er permanent seelische Schmerzen in mir verursacht hat und Arnie´s Meisterwerk in den Dreck zieht.

1/10

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