Was anfänglich noch wie eine ganz brauchbare Adaption John Waters oder Lloyd Kaufman's wirkt, entpuppt sich schnell als grausamer Rachefeldzug's eines drogenverseuchten Bad Santa (als Clown).
Was mit Klassikern wie "Halloween" und "Freitag der 13." in den 1970 und 80-er Jahren seinen schlitzenden Ursprung nahm, mündete in "Blutiger Valentinstag", "Don't Open Until Christmas", "Silent Night, Deadly Night" oder "Stepfather"/"Father's Day", neueren Datum's "Thanksgiving", "Bloody Christmas" oder "Terrifier 3" schnell zu einem blutigen Wettlauf um den skurrilesten "Feiertag", denn man getreu der Bibel ehren solle. Anarchistisches Gedankengut sei mal dahingestellt.
Im Gegensatz zu älteren Slashern, auch Klassikern, die allesamt wieder neu aufgelegt wurden, wie weniger gelungenen, weil abgedroschenen Weihnachtsslashern wie "Black Christmas", wartet "Stitches" mit einem feucht-fröhlichen Konzept auf und stigmatisiert die Coulrophobie (Angst vor Clowns) auf seine ganz eigene Art und Weise, mit viel Humor und reichlich Toten ...
Zweifelsohne originell zelebriert der hasserfüllte Clown (als psychologisches Profil zuletzt weltklasse: "Joker") den obligatorischen "Kindergeburtstag des Todes", und verleiht damit auch der teils angestaubten Rape N Revenge einen neuen Schliff. "Stitches" kann entfernt dem filmischen Crossover zugeordnet werden.
Experimentelle Zirkushorror wie "Killer Clowns From Outer Space" oder "Frekshow" werden neu aufgelegt. Amusement- oder Rummelplatz-Horror mit Lackick inklusive. Was mit "Caligari", "Freaks", "Circus der Vampire", oder freier "Santa Sangre", Terence Fisher oder "Carnival of Souls", seinen schaurigen Ursprung nahm, mündete auch und u.a. in der Neuverfilmung von "ES" zu einer Roncalli-Gruselklamotte, bei der nicht nur den Jüngsten die Haare zu Berge stehen. Man denke auch unweigerlich oder womöglich an kindlich orientierte Schauergeschichten oder freie "Pinocchio"-Adaptionen wie "Puppetmaster", "Demonic Toys" oder "Winnie the Pooh", folgend "Mickey Mouse Trap", "Bambi: The Reckoning" und der Horror-Verschnitt der "Teletubbies".
Der "Stitches" hat wie ein Kind nur Flausen im Kopf. Dies manifestiert sich hier auch durch einige sehr originelle, wenn auch nicht kindgerechte Tötungen, was spätestens seit Pennywise in der Neuauflage kleinen Kindern den Kopf abbiss, allgemein gesellschaftlich anerkannt und toleriert werden dürfte.
Während moderne Killerclowns wie "Terrifier", "Clowntergeist" in Anlehnung an Craven's "Nightmare On Elm Street", noch vermehrt die Terrorschiene fahren und sich auf das reine Abschlachten bzw. die Darstellung brachialer Gewalt konzentrieren, bekommen wir hier ein schwarzhumorig-makaberes Splatterfest für die ganze Familie geboten, zu einer Zeit wo Horrorliteratur allmählich mit Freddy Krueger verschwimmt. Schlussendlich mutierte auch das "Slumber Party Massacre" inklusive seiner zahlreichen Klone zur rivalisierten Terror- und New Brutality-Welle.
Das schaurige Märchen oder Gruselgeschichten für Kinder nicht erst durch Pennywise oder Chucky das Licht der Welt erblickten, dürfte seit den Gebrüdern Grimm und später auch den abendfüllenden Zeichentrickfilmen aus dem Hause Walt Disney ja allgemein bekannt sein, die der Kinderliteratur zumindest stellenweise noch in ein relativ düsteres Image verpassten. Ein etwaiges Szenario bildete auch und u.a. den Grundstein für "Die Monster AG". Wes Craven stammte gebürtig aus einer strenggläubigen Baptistenfamilie, d.h. Horrorfilme waren stets tabu.
Kindgerechte Schauergeschichten implizieren wie der Horrorfilm ein morbides, inhärentes Grauen subtiler Natur, simultane Angst/Furcht, d.h. durch Bedrohungsinstinkte hervorgerufene Kampf-Abwehr-Reaktionen, damit einhergend eine verbesserte Resillienz (Immunsystem/Abwehrkräfte) und liegt auch hier einem neurotischen und ängstlichem Grundprinzip und damit ein uralter Überlebensinstinkt zugrunde.
Auch hier sind die Wurzeln im finsteren Mittelalter zu suchen. Hexen wurden auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Aberglaube und Mystizismus verschwanden im Zuge der Aufklärung und sind heute stilistisch der Magie oder Esoterik zuzuordnen.
Während die Figur Till Eulenspiegel, ebenso wie die des Hofnarrs als solchen auch heute noch einem breiteren Publikum bekannt sein dürfte, entwickelte sich das Kabarett stetig weiter. Die Figur des "Bösen Clowns" dürfte hingegen ihren Ursprung in den Comics von "Batman" Anfang der 1940er Jahre zu suchen sein.
Gleichermaßen bildete der geschminkte Komiker später auch den Grundstein für eine ganze Reihe Fieslinge jenseits der bluttriefenden Slasher- und Horrorkultur. Belmondos "Der Boß", ebenso wie das dazu gehörigen Remake "Ein verrückt genialer Coup", der gleichzeitig auch das Regiedebüt von Bill Murray darstellen sollte, bei dem ein als Clown maskierter Räuber eine Bank um eine ganze Million erleichtert. Seitdem hat auch der fiese Clown und die entsprechende Verbrecher-Maskerade eine gewaltige Entwicklung hinter sich ...
Freddy Krueger oder der Leprechaun mimten zwar oft den Clown, gaben sich aber nie als solcher zu erkennen. Michael Myers trat bereits im Kindesalter mehrfach als Clown in Erscheinung. Amateurfilmer deklarierten später, bewusst oder unbewusst, Jason Vorhees als Clown ("Camp Blood").
Der Clown gehörte trotz vorhandenen Potentials in der Vergangenheit des Slasher-Genres jedoch nie wirklich zu den leidtragenden Figuren. Einige der adaptierten Werke wurden schon genannt. "Stitches" ist somit nicht völlig neu, die Inszenierung dennoch erfrischend.
Splatter, wie auch Terror- und Slasherkultur schreiten immer weiter voran. Das betrifft auch, und vor allem die Gewaltdarstellung. Galten vor nicht einmal zwei Jahrzehnten "The Texas Chainsaw Massacre", "Last House on the Left" oder "Muttertag" noch als besonders skandalträchtig und juristisch nicht unbedenklich, zelebrieren Horrorfilme der neueren Generation, auch dank neuerer CGI und Engines, mitunter richtige Orgien, von denen ältere Filmemacher nur hätten träumen können.
"Stitches" schwimmt mit dem Zahn der Zeit und sticht, wie der Name schon sagt, als erfrischend anderes Schlitzerabenteuer ins Auge ...
*wie der Clown mit seinem Messer ...
Horrorclowns sind in der letzten Zeit ja schwer angesagt. Was mit "The Clown Murders" irgendwann in den 1970/-80er Jahren seinen noch sehr dezenten Ursprung nahm, später "Clown-" und "Funhouse", wenig gelungenen Neuzeit- Schlitzern wie "The Clown At Midnight" und jüngst Rob Zombie ("Haus der 1000 Leichen"), erlebt auch hier getreu des neuen Zeitalters einen echten Boom. Wer im Internet nach sogenannten "Killerclown"-DVD-Boxen mit mehr als 3 oder 4 Filmen sucht, wird schnell fündig.
Die Intention ist von der ersten Minute an klar. Es geht nicht nur darum zu schocken, sondern Unterhaltung, nicht im rein popcorn-artigen Sinn, als Koexistenz aus Angst und Vergnügen. "Stitches" besticht dabei durch ein gleichermaßen hohes Tempo, wie auch seine hohe Gagdichte und Gemorde. Es wird viel gelacht, gemetzelt und noch ein paar Bier getrunken. Steigt der N2O-Pegel, steigt auch der Kunstblutverbrauch. Zum Schluss rollen noch ein paar Köpfe ...
"Stitches" reiht sich damit in die Chronik auch schaurig schöner Horrorkomödien wie "Die Killerhand" oder "Satan's Little Helper" ein, gleichermaßen brutal, die einen zum Lachen bringen, weil sie einfach so herrlich doof sind, ohne jedoch den Horror ins Lächerliche zu ziehen.
So, oder so ähnlich, startet auch "Stichtes" den Versuch mit locker-flockiger Unterhaltung, angesiedelt im Teeniegewerbe, einigen "Scream"-artigen Seitenhieben auf das Genre, entpuppt sich dann als bitterböse Persiflage, wie wenn Patch Adams gleich Gacy ein US-amerikanischer Serienmörder wäre.
Was in "Scary Movies" noch als reine Parodie angelegt war, mutiert hier zu einem bluttriefenden Inferno, das wir so oder so ähnlich auch und insbesondere in Klassikern wie "Braindead" schon einmal bestaunen durften, nur das sowohl Kunstblutverbrauch, als auch Bodycount in einer etwas anderen Dimension bewegen, und klar, keine Horde Untoter mit von der Partie ist.
Die unvorhergesehenen Splattereinlagen, der fiese, auch bissige Humor, die heiter bis düstere Atmosphäre, einige Überraschungen und originelle Kills machen diesen Clownhorror zu einem ulkigen Klamauk.
"Stichtes" weiß durch ein heiter bis buntes Treiben zu gefallen und macht Spaß bis zur letzten Minute. Was Herschell Gordon Lewis in "Blood Feast 2" noch als gorelastiges Splatterfest zelebrierte, mutiert in "Stitches" zu eine Art Splatter-Klamauk mit Ronald McDonald-Anleihen. Der Humor gleicht "Chucky", aber verspielt-fluffiger und einen Tacken brutaler. Auch reiht sich "Stitches" in die Chronik so genannter "Wachsfiguren"-Giallos wie "Tourist Trap" oder "Spasmo" ein.
Die Idee mit den von Blut triefenden Kindergeburtstagen ist zweifelsohne neu, pädagogisch nicht unbedingt wertvoll, weiß aber auch und womöglich gerade deswegen zu gefallen. Was mit "Santa's Slay" vor einigen Jahren schon zu einer Art Trash-Odyssee des satanisch-blutrünstig-humoristischen Kinos avangierte, findet hier neue Abnehmer.
Das Kinderherz lacht ja über jeden Lichtblick am sonst so trüben Slasherhimmel ...
"Grinsefratzen"- oder "Krusty der Clown"-Horror der Extraklasse!
Ein wahres Fest zu Halloween ...