Diese Kritik enthält Spoiler!
"Also wirklich, jetzt fällt mir echt gar nichts mehr ein" - dieser Satz, den der Killerclown vor seinem Dahinscheiden spricht, verbindet auf ungewollt komische (wenn auch nicht lustige) Weise Ursprung und Symptom des größten Mankos von "Stitches": Dem Drehbuchautoren ist nichts eingefallen, gerade hinsichtlich der Dialoge. Nein, vielmehr ist es mitunter eine enervierende Qual, sich die zum Teil völlig witzlosen, ja inhaltsleeren Gespräche anzuhören. Selten wird überhaupt nur versucht, eine Pointe zu setzen (an dieser Stelle sei erwähnt, daß ich den Film entgegen meinen Gewohnheiten in der synchronisierten Fassung gesehen habe, aber es wirkt zu keinem Zeitpunkt so, als seien knackige Oneliner oder Wortspiele falsch oder gar nicht übersetzt worden), ich kann mich gerade an keinen einzigen Satz erinnern, der auch nur ein Schmunzeln auf mein Gesicht gezaubert hätte - und das ist etwas wenig für eine Horrorkomödie. Blöd ist, daß sich diese Konzeptlosigkeit nicht auf die Dialoge beschränkt, sondern auch Dramaturgie und Dynamik beherrscht: Die Handlungen der Protagonisten wirken meist spontan, aber nicht auf die frische, unbekümmerte Weise, sondern mehr aus der Not eines nicht vorhandenen Drehbuchs heraus geboren. Wenn zum Beispiel der Clown bereits die halbe Partygemeinschaft niedergemetzelt hat und der Held hereinstürmt und zu seiner Herzensdame sagt, man müsse doch jetzt schnell verschwinden, als hätte sie noch nichts mitbekommen - was soll das? Es gibt mehrere Szenen dieser Art, am meisten jedoch stören wie gesagt die "Dialoge" des Schemas -"Du bist doof" -"Nein, du" -"Du Schlampe" -"Ach, leck mich", die sich wirklich durch den ganzen Film ziehen und einfach überhaupt nicht lustig sind. Das strengt an, genau wie die zahlreichen Schnitte vom Pickelausdrücken zum Spiegelei, von Partygetränken zu Blut etc. - das hätte ich vor fünfzehn, zwanzig Jahren bestimmt sehr einfallsreich und spaßig gefunden, jetzt fällt mir nur noch das gezwungen Komische daran auf.
Es gibt aber auch gute Nachrichten! Drei der wenigen Morde sind richtig gut, die Regenschirm- und die Luftpumpen-Nummer sind sogar absolut großartig, und Stitches ist ein cooler Typ. Außerdem wird der Film bis zum Finale - trotz der sinnentleerten Dialoge - nicht langweilig (wenngleich auch niemals Spannung aufkommt), und erst im Showdown erliegt die Chose der Schwierigkeit des Spielfilmformats von mindestens 80 Minuten, an der, grob geschätzt, zwei Drittel aller Horrorfilme scheitern: Wenn die Geschichte erzählt und die Kohle für die Effekte verbraucht ist, werden einfach zwanzig Minuten drangehängt, in denen Namen gerufen und Schatten verfolgt werden und durch Hallen oder Wälder geschlichen wird; und wenn dann das Händchen für echte Suspense fehlt (und das fehlt in den meisten Slasher-Filmen), können diese letzten zwanzig Minuten sehr sehr zäh werden - dadurch wurden unter anderem schon die ersten drei Chucky-Teile vermiest.
Hm, jetzt ist auch der Abschnitt mit den positiven Seiten negativ geworden. Also, für Horrorfilm-Einsteiger und -Junkies vermutlich ein unterhaltsames Ding, aber angesichts der zahlreichen wirklich witzigen Horrorkomödien und knackigen Slasher-Filme auf dieser Welt ist das hier - bis auf die erwähnten Morde - Staub in meinem DVD-Spieler.
P.S.: Habe eben durch das Lesen anderer Reviews erfahren, daß sich die erwähnten Schnitte (Spiegelei etc.) "Match Cuts" nennen. Schicker Name. Trotzdem nicht gut.