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Sommerfilm aus China; einer der aktuell gestarteten Großproduktionen, die wie auch die parallelen und in vielerlei Hinsicht erfolgreicheren The Four und Painted Skin 2: The Resurrection vermehrt das period piece verwöhnte Publikum und mit seiner Besetzung und Gestaltung zumindest vom Marketing her auch die Liebhaber früheren Hong Kong Kinos ansprechen. Bezahlt mit Renminbi Yuan im derzeitigen Kurs, angelehnt aber an eher das Neunziger Jahre Kintopp und somit die mit letzten glorreichen Jahre. Was vom ersten Eindruck und der Ankündigung positive Erinnerungen erweckt, aber sich bald als mittlere Katastrophe und so eher konträr zu der (im Film bemühten) Metapher von der Raupe zum Schmetterling entpuppt. Phrasendreschend fängt es an, und geht es weiter, ab und zu unterbrochen von Martial Arts - Einwürfen vielleicht durchweg gesitteter, aber nicht ausreichender Menge und Qualität. Zwischen Märchen, Abenteuerspielplatz und (sattsam veralteter) Eastern im wallenden Gewand:

Um 1920, China, Frühe Republik. Zusammen mit seiner Tochter Tang Ning [ Josie Xu Jiao ] begibt sich Professor Tang Yunlong [ Vincent Zhao ] auf die Fahrt in das Wudang - Gebirge, um dort ein seit einem halben Jahrtausend ausgetragenen Kampfturnier als offizieller Sponsor zu wirken. Inoffiziell will er mitsamt einer Schatzkarte die Heiligtümer des ehrwürdigen Tempels entdecken und plündern, wenn auch zu einem guten Zweck. Ähnliches im Sinn hat die gleichso unter Tarnung angereiste Tian Xin [ Mini Yang ], welche Erbschaften ihrer Familie zurückholen möchte. Bald kommen sich Beide auf ihren nächtlichen Streifzügen in die Quere, außerdem hat der vom Abt Xie [ Henry Fong ] als Wächter eingesetzte Mönch Bai Long [ Dennis To ] etwas gegen entweihenden Diebstahl und der Professor mit dem aus der Heimat folgenden Kunsthehler Paul Chen [ Shaun Tam ] samt Schergen noch einen ganz persönlichen Feind im Sinn. Als der Wirrwarr zu kompliziert und die Übermacht zu groß wird, entpuppt sich der bisher unauffällige, noch bei seiner kranken Mutter [  Schüler Shui Heyi [ Louis Fan Siu-wong ] als Geheimwaffe.

Dabei ist die Geschichte vom Big Wudang: Earth Heaven Secret Code noch gar nicht mal das Schlimmste, da schon ab den ersten Minuten relativ gleichgültig vor sich her plätschernd und im Grunde der Fassade auch überhaupt nicht die Rede wert. Bis auf einen kurzen Opener in (der Kulisse von) Shanghai ein einziger Schauplatz, der immerhin breit gestreut und verschluchten verwinkelt ist, dient als Ort der Schatzsuche, deren Bewandtnis zwischen Ethik und Mythologie und Ökologie ja hehre Töne anschlägt, aber den Zuschauer auch mit der nächsten und nächsten Erklärung nicht großartig interessiert. Sowieso wird viel geredet und theoretisch wenig gesagt, sind die Gespräche entsprechend ruhig und seltsam belanglos in Mimik, Gestik und Ton inszeniert. Ruhepausen, die die Handlung, die nie richtig Fahrt aufnimmt oder trotz mehrerer Kontrahenten an Dramatik zulegt, eigentlich gar nicht nötig und bestimmt auch nicht dem Zweck dienend hat. Ein nettes, anspruchsloses Relikt aus Anno Tobak, das scheinbar sowieso nur Wenig will und Mehr auch gar nicht am Versuchen ist.

Denn das Hin und Her im kleinen Kreise, in dem nebenbei noch Muse für Familienplanungen und Patchwork-Ehen und zusätzlich diverse triviale Rückblenden ist, stellt sich als recht beschauliches Gelage, fast wie ein Picknick am Sonnabendnachmittag, ein Kurzausflug in die allseits gedämpfte Natur dar. Gedreht im südlichen Zentralchina, in der Hubei Provinz, in den taoistischen Sakralbauten im Wudang-Gebirge, macht sich angesichts der traumhaften Bilder von moosbefleckten Mausoleen in mächtigen Wäldern und des allgemein gemäßigten Tempos so anfangs eine perfekt konservierte und so erhaltene Harmonie aus einst besseren Tagen und nun Ausfluchten aus dem Hier und Jetzt breit. Eine Reise an ferne Stätten und zurückliegende Zeiten, ganz im Sinne des lokalen Tourismuskomitee. Doch der heilige Weg der Umgebung und seine Schönheit, aufgenommen in die Liste des Kulturerbes der Menschheit, kann die Langeweile des Skriptes, die der Darsteller, und das regelrecht Halblaute, Uninspirierte der gesamten Stimmung nur umrandend begleiten. Das milde Larifari aus Abenteuer im mediokren Treasure Hunter (2009) Stil, Ökologie, Esoterik und Geschichtskunde sowie die wenigen Weisheiten über altehrwürdige Martial Arts Kunst im Zentrum des Geschehens bleibt. Selbst die Actionszenen als letzte Hoffnung sind ein Akt gemeinsamer inspirationsloser Besinnung und in ihrer den Mindestsoll erfüllenden, routinierten Professionalität alles Andere als den Applaus wert.

Choreographiert von Corey Yuen Kwai stellen sich die überschaubaren Auseinandersetzungen als vielmehr tänzelnde Einlagen mit viel und auch viel unnötigem Wirework plus anderen Ablenkungen in Form vom ausgiebigen Schnitt und Wechsel der Perspektiven darf. Teilweise durchaus sauber gefilmt, aber mit ständig zuviel Vernetzung, Gezier und Gepränge, dass gerade die männliche Besetzung Zhao, Fan und To, die auch fast kaum zum Einsatz kommen, als vermeintliche Unterstützung so überhaupt nicht nötig hat. Überhaupt ist das Casting für einen Schlagabtausch theoretisch perfekt, die Anwendung dieses mittlerweile rar gewordenen Talentes und die Ausschöpfung der bald letzten Chancen und so das Kosten - Nutzen - Verhältnis reichlich negativ; mit bald verblassenden Erinnerungen. Der Wettbewerb selber wird nur von den Mädels und somit als reine Fälschung betrieben, während der wenige Rest sicherlich die korrekte Körperbeherrschung inne, aber nur wenig Dynamik und auch nur die üblichen Einfälle an Formgebung und damit wenig Prägung über hat. Familien- oder doch eher kinderfreundlich harmlos, viel Geplänkel, hier und da ein wenig Destruktion an Material, nur absolut nicht die Akklamation wert.

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