Ein wunderbarer Film über den Selbstfindungsprozess und, wenn man so will, die "Resozialisierung" einiger skandinavischer Gangster. Voller Melancholie erzählt die lackonische, schwarzhumorige Gangsterballade von Torkild und seinen Freunden, wie sie nach Torkilds 40. Geburtstag beschließen, das Verbrecherleben sein zu lassen und mit einem Koffer voll Geld wegzufahren. Eigentlich wollen sie ja nach Barcelona, aber ihr Gefährt geht bereits in Jütland kaputt und sie landen in einer alten Bruchbude. Geplagt vom nervigen Leben eines Verbrechers, nach Ruhe und Ausgeglichenheit suchend, findet Torkil in dem verlassenen Waldstück mit Strand seinen Traum und beschließt, in der Bruchbude mit dem Geld ein Restaurant aufzumachen, was seine Freunde und diverse Begegnungen unterschiedlich aufnehmen (und es gibt da ja noch offene Rechnungen...).
Der Film ist wirklich schwer einzuordnen, er bewegt sich irgendwo zwischen schwarzer Komödie, Drama und Roadmovie, durchmischt recht krude Gewaltsequenzen mit unterdrückten Gefühlen, Sehnsüchten und mit dem typisch nordisch-herbem Sarkasmus. Trotzdem wird "Flickering Lights" dabei nie wirklich brutal, wie es bei "In China essen sie Hunde" manchmal durchkommt (deswegen hier ab 16 und nicht ab 18). Die Szenen am Meer und die teils nachdenkliche Stimmung, sowie die Altgaunerthematik erinnern sogar desöfteren an Kitanos Werke und deren Stimmung, nur dass hier noch ein sehr grotesker Humor dazukommt, und die Charaktere in andere Richtungen gestaltet sind. Alle haben so ihre Kindheitstraumen, immer ins Surreale hin übertrieben inszeniert, und ihre Macken, mit denen sie nie wirklich zurecht gekommen sind. Die vier Freunde haben nie wirklich was aus ihrem Leben machen können, und erkennen in der verlassenen Gegend die andere Seite, die Ausgeglichenheit, jeder auf seine Weise. Torkild, von Frauen enttäuscht seit seiner letzten Beziehung, findet zurück zum Frohsinn und zur Toleranz. Stephan merkt, dass seine "familiengeile", naive Freundin Hanne nicht seine Freundschaft zu den anderen ersetzen kann. Arne lernt nach vielen Aggressionsanfällen endlich Freundschaft und Ruhe kennen. Und der vierte im Bunde kommt von seiner Drogensucht los und findet seinen Frieden mit Bierlöchern.
Die emotionale Reise der vier ist spannend, skurril, manchmal traurig und einfach nur schön anzusehen. Die Nebengeschichten um den besoffenen Arzt und den etwas bekloppten Jäger mit seinem Provinzdenken würzen den Film mit einigen wirklich grotesken Aktionen (wie z.B. die toten Kühe und die Bierlöcher) und den kleinen philosophischen Weisheiten. Außerdem kommt noch ein wenig Action dazu, da wie gesagt noch Rechnungen offen sind mit früheren Kollegen.
Insgesamt also wirklich ein anderer Gangsterfilm, noch um einiges origineller, ausgefallener als der Kulthit "In China essen sie Hunde". Man könnte "Flickering Lights" irgendwie als "gefühlvollen Männerfilm" umschreiben. Auch wenn das blöd oder diskriminierend klingen mag, wer ihn gesehen hat, weiß vielleicht was ich meine. 10/10