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Ein Drama, das in vielen Momenten einfach nur unverschämt komisch ist und eine Komödie, die einem zuweilen das Lachen im Halse zuschnürt. Diese Gratwanderung gelingt dem Dänen Anders Thomas Jensen mit seiner Gangstergeschichte hervorragend.

Geschildert wird das Schicksal der vier Kleinkriminellen Torkild, Arne, Peter und Stefan, die sich mit einem vollen Geldkoffer ihres Bosses aus dem Staub machen wollen und in einer heruntergekommenen Bruchbude mitten im Wald landen. Torkild denkt seit geraumer Zeit daran, endlich ein seriöses Leben zu führen und das kriminelle Milieu hinter sich zu lassen.
Kurzerhand kauft er die Bruchbude, um daraus eine gemütliche Gaststätte zu machen, doch seine Freunde sind von dem Plan weniger begeistert.

Was sich auf den ersten Blick reichlich unspektakulär anhört, entpuppt sich von der ersten Minute an als liebenswerter Streifen. Dafür sorgen die vier abstrusen Figuren, die sich mit ihren skurrilen Eigenheiten schnell Sympathien verschaffen.
Da gibt es Torkild, der zu seinem 40. Geburtstag feststellt, bisher nichts Anständiges im Leben zustande gebracht zu haben. Er will es radikal ändern, wehrt sich vehement gegen die permanenten Kraftausdrücke seiner Kollegen und kann auf Dauer doch nicht so leicht aus seiner Haut. Dann Peter, der während der Flucht angeschossen wird und sich in Selbstmitleid aalt, obgleich er nur leicht verletzt wurde. Er hat Probleme mit Alkohol und Koks, weshalb er von seinen Freunden für einige Zeit einem kalten Entzug unterzogen wird. In Bezug auf die härteren Drogen mit Erfolg, doch ein einheimischer Arzt erklärt ihm das richtige Anlegen von Bierlöchern.
Ferner gibt es den jähzornigen Arne, der stets finster dreinblickt und schnell eine seiner zahlreichen Waffen zückt und Stefan, dem es nicht leicht gemacht wird, sich zwischen seiner schwangeren Freundin und seinen langjährigen Kumpels zu entscheiden.

Mit einer latenten Leichtigkeit, gepaart mit derber Satire und einem ordentlichen Schuss schwarzen Humor präsentiert Jensen seine Groteske, die dem Zuschauer eine Wasserbahnfahrt der Emotionen beschert. Mal geht er in die Tiefe, um sich mit den Problemen seiner Figuren zu beschäftigen, kündigt einen unerwarteten derben Gewaltakt an, um diesen im nächsten Moment mit einer treffenden Pointe ins Heitere umzuwandeln. Und dabei bleibt es stets erfrischend, wenn auch vom Erzähltempo her gemäßigt.

Hinzu kommt die clevere Idee, in regelmäßigen Abständen die jeweilig prägenden Kindheitserlebnisse der vier zu integrieren. Diese Episoden stehen für sich und bilden kleine Anekdoten: Wie einer nach und nach die drei einzigen Früchte vom Apfelbaum des Vaters verputzt oder ein anderer infolge einer Kettenreaktion am Selbstmord seines Kumpels beteiligt ist. Das erklärt zwar nichts auf psychologischer Ebene, verschafft aber stets willkommene Abwechslung.

Dabei hätte die Erzählung diese gar nicht nötig, die vier Darsteller sind bestens aufgelegt und verleihen ihrer Figur durchweg etwas Markantes. Zudem mischen noch ein einheimischer Förster und ein Trunkenbold von Dorfarzt mit und sorgen für gelungene Wortgefechte.

Einziger Kritikpunkt ist an dieser Stelle die charakterliche Entwicklung der Protagonisten, die ab einer bestimmten Zeit stagniert und beibehalten wird. Jeder gewinnt den Großteil eines Gutmenschen, doch das Drumherum entwickelt sich nicht weiter. Das geplante Restaurant steckt in seinen Umbauarbeiten ebenso fest, wie die finale Konfrontation mit dem Gangsterboss, der auf eine recht konstruierte Art von ihrem abgelegenen Versteck erfährt.

Ansonsten fallen kleinere Kritikpunkte nicht nennenswert ins Gewicht, denn dafür ist man emotional viel zu stark eingebunden und schwankt stets zwischen Melancholie und lautem Losprusten.
Wem jüngst „Adams Äpfel“ zusagte, sollte sich Jensens Vorgänger unbedingt zu Gemüte führen, zumal grandiose Darsteller wie Mads Mikkelsen und Ulrich Thomsen auch hier mit an Bord sind.

Ein kleiner, ruhiger Film, der einfach nur herrlich anzusehen ist und mit dem gekonnten Spiel scheinbar kontroverser Emotionen unterhält,
8 von 10

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