Flickering Lights…
…ist ein typischer skandinavischer Streifen, voller guter Einfälle und viel schwarzem Humor, aber leider ohne sympathische Protagonisten.
Die Grundidee ist wirklich fein. Vier Kleinganoven, die auf der Flucht vor ihrem Boss mehr zufällig dazu kommen, mit Hilfe einiger einheimischer Dörfler ein Restaurant zu eröffnen und dort ihr persönliches Seelenheil finden.
Erzählt wird uns das Ganze von einer Restaurantkritikerin, die vor einiger Zeit mal die Freundin einer dieser Gangster war. Ihre Einleitung und der Epilog spannen dabei einen Rahmen um die ganze Geschichte, dessen Zweck es wohl auch sein sollte, die Hauptcharaktere als besonders liebenswert darzustellen.
Was im Prolog noch ganz gut klappte und eine entsprechende Erwartungshaltung erzeugte, hat mir zum Schluss doch recht sauer aufgestoßen, da ich diese vier Typen in der Zwischenzeit ja kennen lernen durfte.
Und leider fiel es mir dann doch recht schwer, eine Sympathie zu Leuten zu entwickeln, die sinnlos Tiere abschlachten, harmlose Spinner zu Brei prügeln, schwangeren Frauen, seien sie auch noch so nervig, mit der Faust ins Gesicht schlagen, solche einfach sitzen lassen oder das Leben ihrer Freunde für Drogen riskieren.
Um wirklich Verständnis für diese Verhaltensweisen zu entwickeln, reichen dann auch die Rückblenden in die Jugend der vier Freunde nicht aus. Dabei gehören zwar drei der vier von diesen humortechnisch zu meinen persönlichen Highlights und alle versuchen auch gleichzeitig jeweils ein hartes Schicksal der damals noch Kinder bzw. Jugendlichen deutlich zu machen, aber wegen ihrer Überspitztheit kam bei mir trotzdem keine emotionale Bindung zu den Figuren auf.
Wahrscheinlich hat mein Empfinden auch damit zu tun, dass sich der Film meiner Meinung nach ernster genommen hat, als das z.B. „In China essen sie Hunde“ oder „Snatch“ getan haben. Erkennbar fand ich das vor allem daran, dass der Humor irgendwie stiller und nicht so abgedreht und die ganze Atmosphäre irgendwie alltäglicher, und damit realer, war. Im Ergebnis führte das bei mir von ganz allein dazu, dass ich härtere Maßstäbe zur Bestimmung des moralisch Vertretbaren herangezogen habe.
Aber genug der Beschwerde, denn letztendlich hat mich „Flickering Lights“ doch gut unterhalten. Auch wenn der Humor eben nur ganz selten zu lautstarken Lachern eingeladen hat, so sind doch überdurchschnittlich viele Schmunzler dabei, die teilweise mit viel Liebe zum Detail auch erst bei genauerer Betrachtung auffallen.
Aber auch der inhaltlich anspruchsvolle Filmfan wird hier bis zu einem gewissen Grad bedient. Zwar werden hier nicht die Probleme der Welt bei ihren Wurzeln gepackt oder gar gelöst, aber dennoch gibt es ein paar interessante Ansätze zum Thema charakterliche Entwicklung und Prägung durch Familie und Umfeld gepaart mit einem kleinen Straus versuchenswerter Ratschläge zur Eigenbehandlung so mancher Psychose.
Und so schenkt uns dieses kleine Stück nicht nur etwas mehr als hundert Minuten Filmfreude, sondern nährt auch die Erkenntnis, dass es zu den wichtigsten Dingen im Leben gehört, sich zu Hause zu fühlen.
Sehr gute 6/10 Punkte.
Wem der Film gefallen hat, könnte auch Freude an den Folgenden haben:
- Dänische Delikatessen
- In China essen sie Hunde
- Kitchen Stories