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Torkild hat "keinen Bock mehr" - auf seinen Chef, auf seinen Job, auf sein ganzes Leben. Der Kleingauner ist gerade vierzig geworden und merkt, dass er noch nie etwas wirklich grosses auf die Beine stellen konnte. Als er den Auftrag erhält, einen Geldkoffer zu stehlen, macht er sich mitsamt dem Inhalt und seinen drei Kumpanen Arne, Stefan und Peter aus dem Staub. Nach einer Autopanne stranden die vier in einem entlegenen Waldgebiet - und beschliessen, dort ein Restaurant aufzumachen.

Die Grundidee ist originell und witzig, doch an der Umsetzung hapert es: Die Flashbacks, die jeweils Szenen aus ihrer Jugend zeigen und darstellen sollen, wie sie zu dem wurden, was sie jetzt sind, erfüllen nicht ihren Zweck. Sie sollen den Charaktereren Tiefe verleihen und ihre Verhaltensweisen verständlich machen, doch stattdessen wirken diese Szenen eher aufgesetzt und bestärken den Eindruck, dass dem Regisseur keine andere Möglichkeit einfiel, seinen Figuren eine Persönlichkeit zu geben. Wie sind die vier auf die schiefe Bahn geraten ? Diese Frage wird in diesem Fall zwar ansatzweise, aber mit wenig Fingerspitzengefühl beantwortet, so dass besagte Szenen eher wie eine Rechtfertigung wirken. Besonders Stefans Entscheidung am Schluss, seine Verlobte ziehen zu lassen, bestätigt diesen Eindruck.

Besser dargestellt ist da schon das freundschaftliche Verhältnis zwischen den Männern. Sie halten zusammen, egal wie prikär die Situation auch sein mag und egal, wie sehr sich einer von ihnen daneben benommen hat. Die Vertrautheit innerhalb dieser Gruppe wird dem Zuschauer schnell klar und immer wieder vorgeführt. Man merkt , dass sie sich schon Ewigkeiten kennen, mit ihren charakterbedingten Eigenarten umgehen können, sich gegenseitig tolerieren und nach jedem noch so heftigen Streit, der in diesem Fall meist in handgreiflichen Ausseinandersetzungen endet, wieder zueinander finden. Das sind die Momente im Film, in denen man mit den Protagonisten mitfühlen kann und in denen einem die vier Gauner sogar sympatisch werden. Ansonsten wirkt das emotinale Szenario, dass hier zweifellos einen wichtigen Teil der Geschichte ausmacht, über weite Strecken stark unterkühlt.

Der Rest der Handlung wird bestimmt durch einige skurrile Nebencharaktere wie dem schiesswütigen Alfred oder dem alkoholsüchtigen Arzt, die zwar grotesk erscheinen, aber einen gewissen Charme versprühen. Kaum erwähnenswert dagegen ist die Figur des brutalen Gangsterbosses, der mit allen Mitteln versucht, sein Geld zurückzubekommen. Erfreulicherweise wurde diesem relativ wenig Screentime zuteil, genauso wie der auf dem Cover angepriesenden Iben Hjejle, die hier nur zwei Kurzauftritte hat.

Auch in Sachen Gewalt ist man hier nicht zimperlich, obwohl vergleichsweise wenig zu sehen ist und das gezeigte herrlich übertrieben wirkt. Wenn zum Beispiel der cholerische Arne aus purer Gehässigkeit einer Kuh(!) einen Kopfschuss verpasst, dann ist das in diesem Zusammenhang einfach nur lustig - schwarzer Humor erster Güte, den man in diesem Streifen immer wieder findet und beizeiten Parallelen zu Tarantino und Ritchie erkennen lässt. Dies soll allerdings nicht heissen, dass hier versucht wurde , die beiden Kultregisseure zu kopieren! Vielmehr nahm man sich die typischen Charaktere und Dialogschemata zum Vorbild und konzipierte daraus eine eigenwillige und daher durchaus originelle Gangsterfarce, die in ihren knapp 105 Minuten Laufzeit einige Durchhänger hat , aber schon allein durch die für den hollywoodgewöhnten Zuschauer fast schon exotisch anmutende Location absolut sehenwert ist.

"Flickering Lights" bietet Charaktere mit Ecken und Kanten, die einem im Laufe der Handlung immer vertrauter werden. Schwarzer Humor und eine interessante Grundidee machen den Film trotz einiger Längen zu einer gelungenen Abwechslung.

7/10

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