Review

10 Jahre nach dem Tod ihres Ehemanns ist die 80-jährige Paulette (Bernadette Lafont) ein verbittertes altes Weib, das über Ausländer schimpft und deren einziger Enkel ausgerechnet schwarz ist. Als ihr Fernseher gepfändet wird, beschließt sie ihre Mindestrente durch den Verkauf von Haschisch aufzubessern. Die Dealer in der Hochhaussiedlung sind wenig begeistert…
Mit „Die Unverschämten“ von Francois Truffaut und „Die Enttäuschten“ von Claude Chabrol beginnt 1958 die Karriere der französischen Theater- und Filmschauspielerin Bernadette Lafont (geb. 1938), die seitdem in rund 170 Film- und TV-Produktionen mitgewirkt hat. Vom Drehbuch zu „Paulette“ war sie so begeistert, wie lange nicht mehr und bestand darauf die Rolle zu übernehmen, berichtet Regisseur Jérôme Enrico („L’origine du Monde“ 2001) am deutschen Premierenabend im überfüllten Freiluftkino Friedrichshain. Und tatsächlich gibt die Lafont eine großartige Performance als Mecker-Oma, die kein gutes Haar an schwarzen Nachbarn, Enkeln oder Schwiegersöhnen lässt, ihrem Beichtvater aber bescheinigt, er hätte es wirklich verdient weiß zu sein. Tatsächliche Altersarmut und Konflikte in französischen Vorstädten werden vor bedrückend realen Kulissen nicht ausgespart, beim Lösungsansatz der rüstigen Sozialrentnerin wandelt sich der Film allerdings schnell zum Märchen, in dem sich jede Gefahrensituation schnell in Wohlgefallen auflöst und das auch noch ein absolut unrealistisches Ende bietet. Doch eigentlich stört das nur wenig, schließlich ist „Paulette“ eine Komödie. Eine ziemlich sympathische dazu, allein schon wegen der tollen Darsteller. Und ein gewisses Theama scheint mal wieder öffentlich diskutiert zu werden. Gut so. (7,5/10)

Details
Ähnliche Filme