Fast 10 Jahre hat es gedauert ehe Brian De Palma nach Carlitos Way wieder einen erstklassigen Film präsentiert. Die Zeit dazwischen mit "Spiel auf Zeit", "Mission Impossible" und "Mission to Mars" vergisst man wohl schnell wieder.
Mit "Femme Fatal" gelingt De Palma ein Erotik Thriller, der auch wenn er nicht ganz an "Dressed to kill" und "Obsession" heranreicht, doch mit zum besten gehört was dieses Genre seit langem hervorgebracht hat.
Es gelingt De Palma, die eigentlich recht einfach gestrickte Story mit reichlich unvorhersehbaren Wendungen und Fallen zu versehen, so dass man sich als Zuschauer nie in der Sicherheit wiegen kann, das man alles durchschaut hat. Erst am Ende löst De Palma sein Verwirrspiel auf, aber nur um den Zuschauer dann in einer weiteren Lösungsmöglichkeit die Frage nach Realität und Trugbild, nach Traum und Wirklichkeit zu stellen.
Der Film beginnt mit einem spektakulär gefilmten Schmuckdiebstahl bei einer Film Premiere auf den Filmfestspielen in Cannes. Die Kamera schwebt in diesen Szenen mit einer Leichtigkeit und Eleganz zwischen den Protagonisten herum, das es eine wahre Freude für jeden Kino-Ästheten ist. Durchgeführt wird der Coup von Laure Ash (Rebecca Romjin-Stamos), zusammen mit zwei Partnern. Es gelingt ihr ihre Partner zu linken und mit der Beute abzuhauen.
Als sie sich mit einer/ihrer Freundin trifft, wird Laure durch Zufall von dem Papparazzo Nicolas Bardo fotografiert. Kurz darauf wird Laure bei dem Versuch sich abzusetzen von einem ihrer Partner gefunden und über das Geländer in den Innenhof eines Hotels geworfen. Durch Zufall überlebt sie den Sturz, und wird von einem alten Ehepaar aufgenommen, das glaubt in Laure seine Tochter Lilly wieder zu erkennen. Laure nutzt die Gunst der Stunde, und nimmt die Rolle von Lilly an. Sie fliegt in die USA und lernt auf dem Flug den Geschäftsmann Bruce Watts kennen.
Sieben Jahre später kehrt sie als Frau des inzwischen zum Diplomaten in Paris ernannten Watts zurück nach Frankreich. Durch einen weiteren Zufall gelingt es wieder dem Fotografen Bardo ein Bild von Lilly zumachen. Das lockt nicht nur die gelinkten Partner an, sondern führt auch dazu, dass Bardo der schönen, geheimnisvollen Frau mehr und mehr verfällt.
Was nun folgt ist ein faszinierendes Verwirrspiel, in dem der Zuschauer sich in etwa auf dem selben Wissenslevel befindet wie der von Antonio Banderas sehr glaubhaft gespielte Fotograf Bardo. Immer wieder muss er erkennen, das im Lilly/Laure einige Schritte voraus ist. Alles scheint perfekt geplant. Inszenatorisch gelingt es De Palme, dem Zuschauer immer so viel Informationen zu geben, wie er braucht um der Story fasziniert folgen zu können, ohne zu viel zu verraten. So ist man ob der Wendungen, die die Handlung nimmt, absolut unvorbereitet.
Dabei kann sich De Palma auch auf seine Darsteller, allen voran natürlich Rebecca Romjin Stamos verlassen. Wie sie die kühl erotische, perfekt planende Laure spielt ist wirklich Erotik pur, und das ohne die reißerischen Sexszenen, die das Genre ins besondere in den 90er Jahren mehr und mehr zur puren Fleischbeschau verkommen ließ. Ihre Erotik geht von Gesten, Blicken und Bewegungen aus, und dürfte zum ansprechendsten gehören was man seit langem gesehen hat.
Unterstützt wird diese Schauspielerische Leistung von De Palmas Bildsprache. Die Kamera schwebt durch die Sets, umkreist die Darsteller, blickt immer wieder auf kleine Details und lässt doch nie etwas im Unklaren. Immer wieder sind es lange Kamerafahrten, die den Zuschauer mitnehmen auf eine Reise ins unbekannte. Dazu kommt dann noch der wundervolle Score von Ryuichi Sakamoto, der die Bilder perfekt unterstützt und zu keinem Zeitpunkt aufdringlich wirkt.
Als Fazit kann man De Palma zu diesem kleinen Meisterwerk nur gratulieren. Mit "Femme Fatal" ist ihm einer der besten Thriller des Jahres gelungen, der sich zu dem nie durch reißerische Szenen beim Zuschauer anbiedert, sondern ihn geschickt auf eine Reise ins Unbekannte führt, aus dem nur eine Person den Ausweg kennt: Rebecca Romjin Stamos, die eine ihrer besten Leistungen als Schauspielerin bietet. Absolutes Pflichtprogramm für jeden Thriller Fan