Review

Das der deutsche Horrorfilm nicht gerade zu den beliebtesten Untergenres des Horrors ist, dürfte kaum einen überraschen. Obwohl der deutsche Film in den Anfängen gerade in diesem Bereich viel dazu beigetragen hat, was Horror im Film heutzutage ausmacht, so kann sich das Ganze schon eine ganze lange Weile nicht mehr so wirklich in den Herzen der Filmfans arrangieren. Und gerade die aktuellen Beiträge scheitern wieder einmal allesamt kläglich daran, den Ruf des deutschen Horrorfilms mal wieder etwas auf Vordermann zu bringen. "Du hast es versprochen" ist leider eher ermüdend als erschreckend und über "Zimmer 205" hört man bisher auch nur Schlechtes. Anders sieht es da zunächst mit "Bela Kiss" aus, welcher hier und da doch ganz ordentlich wegkommt. Doch bei genauerer Betrachtung muss man leider feststellen, dass sich die Meisten nur von der visuell reizvollen Oberfläche haben blenden lassen. Inhaltlich ist "Bela Kiss" nämlich die größte Gurke von allen.

Dabei klingt der Inhalt erst einmal gar nicht so dramatisch übel, wenn auch nicht unbedingt Innovativ. Ein paar Bankräuber fliehen nach ihrem Raub in ein abgelegenes Hotel. Dort scheinen sie ihrer Anonymität gewahrt, denn man spricht sich dort nur mit Pseudonymen an. Doch schon bald scheinen merkwürdige Dinge in dem Gebäude vorzugehen und die ersten Leichen tauchen auf. Welch schreckliches Geheimnis mag sich hinter den Gemäuern verbergen? Die Lösung des Spuks ist furchterregend.... Ja, so auf den ersten Blick kann man auf ein solides Gruselfilmchen hoffen, doch schon nach wenigen Minuten geht dem Ganzen die Puste auf. Eine dusselige Szene reiht sich an die Nächste, immer wieder wird die gerade gezeigte Dummheit, durch eine noch größere Dummheit ersetzt. Logik, Sinn und Verstand zeichnen sich hier genauso wenig ab, wie Atmosphäre und Spannung.

Und dabei hätte es so schön werden können, denn die visuellen Reize des Ganzen sind nicht zu übersehen. Ja, hier muss man es den Independent-Filmmachern doch lassen, dass sie einen Film zeigen, der visuell durchaus zu gefallen weiß. Vor allem die Rückblenden des Ganzen, welche in einem gewissen Noir-Stil gehalten sind, ragen immer wieder als Eyecandy aus dem Geschehen heraus.

Dumm nur, dass die Szenen immer dann auftauchen, wenn man sie so gar nicht braucht oder erwartet hat. Der Schnitt des Films ist gar fürchterlich und wirkt wie ein heilloses Durcheinander. Der Cutter scheint überhaupt kein Gespür dafür zu besitzen, wie man einen Film zusammenschneidet, Gegenwart und Vergangenheit wechseln sich immer wieder an den merkwürdigsten Stellen ab und man weiß als Zuschauer meist gerade nicht, was das soll. Man fühlt sich als Genrekenner nicht selten an dunkelste Zensurzeiten zurück erinnert, als man auch ohne Gespür ganze Szenen aus Filmen herausgeschnitten hat, um der FSK zu gefallen. Zwar handelt es sich bei "Bela Kiss" nicht um das Herausschneiden von Szenen, doch der Schnittansatz ist immer wieder genauso plump ausgefallen, wie bei eben erwähnten FSK-Schnittmassakern. Und aus diesem Grund verfällt der anfängliche Reiz, an der visuellen Eleganz der Szenen, schon nach wenigen Minuten.

Aber all das wäre ja noch annehmbar, wenn eben das Drehbuch des Ganzen nicht so derartig schlecht ausgefallen und umgesetzt worden wäre. Was hier an Plotholes und dummdreisten Szenen und Dialogen drinsteckt, sprengt fast schon das Vorstellungsvermögen eines jeden Genrefans. Man ist ja doch so einiges gewöhnt, wenn man sich mit Horror befasst und die Filme des Genres am Fliesband gourniert, doch hier greift man sich echt im Minutentakt an den Kopf. Oder man lacht sich schief, obwohl sich das Ganze eigentlich nie als Komödie verstanden haben will (was ihm letztlich aber wohl ganz gut getan hätte). Vor allem wenn es darum geht, warum das ganze Hotel aller Furze mal anfängt zu beben, kommt man aus dem WtF-Denken nicht mehr heraus und das Ende schiesst den Vogel ab.

Dazu dann noch das ewige drauf drängen, dass es sich bei dem Gezeigten um eine absolut wahre Geschichte handeln würde. Hier wird wohl am Ende soviel Wahres dran sein, wie beim Kettensägenmassaker die Wahrheit hinter der Geschichte letztlich nur darauf beruht, das Ed Gein als Vorlage für Leatherface gilt. Doch während TCM dennoch ein Meisterwerk geworden ist und man sich deshalb daran kaum bis gar nicht stört, wird einem hier die angebliche wahre Geschichte derart in den Kopf gemeisselt, dass man davon nur noch Kopfschmerzen bekommt.

Genauso wie von den Darstellern. Okay, hier haben wir es mit einer Independent-Produktion, ja fast schon mit einem Amateur-Projekt, zu tun, doch letztlich sollte man seine Schauspielschule schon erst einmal zu Ende machen, bevor man sich dann vor die Kamera wagt. Was hier jedenfalls so vor der Kamera herumwusselt, hat größtenteils nichts mehr mit Schauspielerei zu tun, sondern ist reines Overacting in seiner gewolltesten Form. Dazu, wie schon erwähnt, grausige Dialoge, welche hier zudem furchtbar synchronisiert wurden, da man den ganzen Käse gleich mal noch auf englisch gedreht hat, damit man ihn auch schön weltweit vermarkten kann (Gott bewahre). Nein, dass hat die Filmwelt nun wirklich nicht auch noch gebraucht.

Fazit: Ein ganz und gar verschenktes, grausam gespieltes und völlig verkorkstes Stück Anfängerkino, welches zwar in Sachen visueller Eleganz einiges auf dem Kerbholz hat und nicht selten Eyecandy fürs Auge bietet, doch leider aufgrund seines wirklich unterirdischen Drehbuchs, dem absolut missratenen Schnitt und Schauspielerleistungen zum davonlaufen, nichts daraus zu machen vermag. Dazu die Schwindelei mit dem "alles basiert auf wahren Begebenheiten", die schon lange nicht mehr zieht und hier das völlige Aus, eines ambitionierten aber letztlich wirklich völlig misslungenen Independent-Projekt, bedeutet. Wer sich wirklich nur auf visuelle Leckerlis besinnen kann, der wird an "Bela Kiss: Prologue" vielleicht ein wenig Freude haben. Doch schon der erste Blick über diesen oberflächlichen Tellerrand hinaus, macht diese vollkommen zunichte und läßt ein absolutes Nichts von Film übrig. Schade drum!


Wertung: 2,5/10 Punkte

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