Wenn man eines Filmes ansichtig wird, der aus dem Jahr 1954 stammt und über so renommierte Darsteller wie die spätere zweifache Oscar-Preisträgerin Elizabeth Taylor und den renommierten italienischen Charakterdarsteller Vittorio Gassman ("Bitterer Reis") verfügt, neigt man schnell dazu, die goldenen Hollywood-Jahre wieder in Erinnerung zu bringen. Dabei verdeutlicht ein Film wie "Rhapsody" ,der sich dazu noch der "klassischen" Musik widmet, wie seelenlos und bewusst kalkuliert auch damals schon viele Produkte der amerikanischen Filmindustrie waren, die glücklicherweise größtenteils in Vergessenheit geraten sind.
Gassmans Hollywood-Periode 1953-1954 war nur von wenig Erfolg gekrönt, weswegen er wieder nach Europa zurückkehrte, und Taylors schauspielerische Erfolge sollten erst noch kommen. Die damals 22jährige wurde vor allem als schönstes Gesicht Hollywoods verkauft und wird hier immer wieder ausgiebig in Nahaufnahmen gezeigt, meist mit einem Gesichtsausdruck, der ihre Verzückung beim Hören der klassischen Musik nachfühlbar machen soll. Ihre Funktion kann man nur als "verwöhnte Tochter aus reichem Hause" bezeichnen, denn materiell gibt es für sie keine Grenzen. Berufliche oder zumindest sinnvolle Tätigkeiten scheinen für sie auch nicht geplant zu sein, so dass ihre hauptsächliche Aufgabe darin zu liegen scheint, den "richtigen Mann" zu ehelichen. Trotzdem konzentriert sich der Film neben der Musik auf ihre "Entwicklung".
Die Taylor mimt zu Beginn eine gemäßigt verantwortungslose Person, die noch nicht begreifen will, dass ein Mann seinen Beruf wichtig nehmen muss und die Frau ihn dabei unterstützen sollte. So ist sie zunehmend enttäuscht von ihrem Geliebten Paul Bronte (Vittorio Gassman), der zwischenzeitlich nur mit ihr telefonieren will, um sich ganz auf seine Musik konzentrieren zu können. Dazu gibt Gassman den Violinisten sehr von sich selbst überzeugt, was auch Louises Vater gegen ihn einnimmt. Die Story entwickelt sich insgesamt äußerst profan und vorhersehbar bis zu Louises Selbstmordversuch, der von dem mitfühlenden Pianisten James Guest (John Ericson) entdeckt wird. Dieser kümmert sich rührend um sie, aber sie kann seine Gefühle nicht erwidern, weil sie nach wie vor in Paul verliebt ist.
Interessant an dieser story-technischen Konstellation ist vor allem die Tatsache, wie die Macher über jede dramatische Wendung ,die den Film in eine ernsthafte Richtung hätten ziehen können, einfach hinweggehen. Ein Selbstmordversuch war damals noch ein krimineller Akt, der hätte polizeilich gemeldet werden müssen, aber hier wird das eher wie ein physischer Zusammenbruch geschildert, der auch keine weiteren Folgen hat. Ähnlich wird mit dem Alkoholismus umgegangen, zu dem Guest zunehmend neigt, nachdem er Louise zwar geheiratet hatte, diese ihn aber immer noch nicht liebte. Von einer Sekunde zur anderen kann er davon lassen und hat auch noch genug Kraft, sein Klavierstudium nach einer jahrelangen Unterbrechung fortzuführen.
"Symphonie des Herzens" (der deutsche Titel ist in diesem Fall ehrlicher als das etwas großspurige "Rhapsody") dient hier hauptsächlich als Vehikel für die großangelegten Konzertausschnitte. Deshalb gibt es auch keine wirklichen Konflikte oder Probleme bei den beiden Musikerkarrieren, denn sowohl Bronte als auch Guest sind natürlich überragende Talente ohne echte Nervositäten oder gar Fehlleistungen, so dass das Ohr der Zuschauers nur mit perfekter Musik verwöhnt wird. Für den heutigen Zuschauer hat diese Konzentration auf die klassische Musik etwas konservativ Ernsthaftes, aber dabei sollte man nicht übersehen, dass die klassische Musik hier ähnlich inszeniert wird, wie heute Viva-Clips oder Rockmusikeinlagen. Tschaikowskys Violinkonzert und besonders Rachmaninovs zweites Klavierkonzert, dass häufig in amerikanischen Filmen genutzt wurde, gehörten damals (wie heute) zu den populärsten Werken ihrer Zunft und werden zudem noch mit den bekanntesten Ausschnitten vorgeführt.
Fazit : "Symphonie des Herzens" ist vor allem historisch interessant, weil man dem Film den Übergangscharakter Mitte der 50er Jahre zwischen konservativer Sichtweise und den Anzeichen gesellschaftlicher Veränderungen deutlich anmerkt. Elizabeth Taylors Rolle zeigt schon erste Auswirkungen der "Moderne", indem sie unverheiratet bei ihrem Freund lebt und ihr zwischenzeitliche Gefühlsverwirrungen zugestanden werden. Trotz dieser Konstellation bewahrt der Film noch "moralischen Anstand" und bereitet Taylors Entwicklung in Richtung der damals noch traditionellen Frauenrolle von Töchtern aus gutem Hause vor.
Auch die Konzentration auf E-Musik war damals schon ein leicht anachronistischer Vorgang und wirkt hier wie ein letzter Versuch, dem Publikum "Niveau" zu bieten. Aber genau das gelingt nicht, weswegen dem Film weder dauerhafter Erfolg noch Bekanntheit zuteil wurde, denn nur mit dem Abspielen virtuoser Musik erzeugt man keine Qualität, wenn man das Ganze in eine Story einbettet, die vorhersehbar erzählt wird und in ihrer Konfliktschilderung verlogen und ohne Risiko daher kommt (3,5/10).