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Who killed JFK? Das ist nicht die Frage, die dieser Film behandelt. Auch wenn einige verdrehte Naturen, die während der Kabel 1-Ausstrahlung unter Darmdruck litten, dieses glauben machen wollen. Vielmehr versuchte Oliver Stone hinter die Kulissen zu Blicken und die Frage zu beantworten, warum der jüngste Präsident der Vereinigten Staaten am 22.11.1963 in Dallas sterben musste. Der Name Stone steht nicht nur für Provokation und Kontroversität, sondern auch für Detailgenauigkeit. Seine Filme „Platoon“, Wall Street“, “Salvador” und “Nixon” waren spannend wie informativ und fanden wegen ihres Inhalts nicht überall Beifall. Auch wenn Stone nach „Natural Born Killers“ etwas von seinem Biss verlor und mit „Any Given Sunday“ eher Massenware ablieferte, so sorgte auch sein Castro-Portrait „Comandante“ für Aufruhr.

In wie fern „JFK“ nun auf Tatsachen oder Lügen beruht, wird wohl nie geklärt werden können. Stones Recherchen waren intensiv, nur ab ob das Endergebnis ansatzweise der Realität entspricht, dürfte nie geklärt werden. Aber wie er seine Erkenntnisse umsetzt, das hat Klasse.

Ich will nicht sämtliche Theorien und Vermutungen, die Stone aufstellt, hier wiederkauen. Dass Lee Harvey Oswald (Vorzeigebösewicht Gary Oldman, „Air Force One“, „The Fifth Element“) nicht der alleinige Täter war und eine größere Verschwörung daran beteiligt war, steht inzwischen fest und ist dank diverser Zufälle, die in ihrer Häufigkeit an dem Tag einfach unglaubwürdig sind, klar – wenn auch nicht eindeutig bewiesen.

„JFK“ klagt nicht an, bezieht keine Stellung, sondern versucht recht neutral den Zuschauer sich sein eigenes Bild machen zu lassen. Die Masse von angeblichen Fakten, Augenzeugen, Vermutungen und Tatsachen kann den Zuschauer erschlagen, sofern der nicht ständig am Ball bleibt. Mitdenken ist somit unumgänglich. Mit Hilfe von Schwarzweiß-Aufnahmen und Archivmaterial (u. a. die berühmten Zapruder-Aufnahmen) kreiert Stone hier eine Atmosphäre, die der einer spannenden Dokumentation gleicht. Die Ermittlungen des Bezirksstaatsanwalts Jim Garrison (Kevin Costner, „Waterworld“, „Open Range“) sind schlüssig und nachvollziehbar, wollen den Zuschauer aber auch glauben machen, dass nur er Recht haben kann.

Beeindruckend was für eine Riege an Schauspielern Oliver Stone für dieses gewagte Projekt gewann, das, hinsichtlich der noch immer nicht gefassten Verschwörer, nicht ganz risikolos war und auch in der Presse zwiespältig aufgefasst wurde. Neben Kevin Costner sind Tommy Lee Jones, Donald Sutherland, John Candy, Michael Rooker (nie war er besser), Joe Pesci, Walther Matthau und Jack Lemmon und Sissy Spacek zu sehen. Zum Teil sind sie zwar nur in Nebenrollen zu finden, die Anzahl zu der namhaften Darsteller beeindruckt dennoch.

Wenn der Film eine Schwäche hat, dann ist es die Figur Jim Garrison. Während die Rekonstruktion des Vorfalls in Dallas dank damals moderner Computertechnik, schon allein dank des Einfügens echten Materials, ein spannendes Meisterwerk ist, sind Garrison, wie auch seine Mitarbeiter, hier zweitrangig. Die latente Bedrohung von höheren Regierungskreisen wird kaum angesprochen, die Familiensituation bleibt nur marginal nachvollziehbar. Michael Mann hat so eine Konstellation zum Beispiel in „The Insider“ wesentlich packender inszeniert.

Fazit:
Oliver Stone gelang mit „JFK“ eine interessante, ambitionierte Aufarbeitung des Kennedy-Attentats und der dahinter steckenden Verschwörung (?). Der Film steckt voller glaubwürdiger Informationen, Tatsachenberichten, Reaktionen und altem Bildmaterial. Nachgestellte Szenen und Archivfilme vermitteln ein Gefühl ungeheurer Authentizität. Ob diese Informationen nun wirklich alle der Wahrheit entsprechen kann nicht geklärt werden und so bleibt ein bis zur letzten Minute spannender, hervorragend gespielter Politthriller, bei dem sich jeder involvierte Zuschauer seine eigene Meinung bilden und nicht das Gezeigte blind konsumieren sollte.

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