Oliver Stones bekannteste Regiearbeit als cinematographischer Historiker der jüngeren US-amerikanischen Geschichte (neben u.a. "Platoon", "The Doors“ und "Nixon“) widmet sich dem spektakulärsten politischen Mord des vergangenen Jahrhundertes: dem Attentat auf Präsident John F. Kennedy vom November 1963.
Der mit einer Spieldauer von mehr als drei Stunden überlange Film erzählt aus der Perspektive des ab 1966 ermittelnden Staatsanwaltes Jim Garrison (auf dessen Enthüllungsbuch sich Stone stützt) die bis heute noch nicht vollends geklärten Hintergründe des Attentats und seiner Auftraggeber. In einer stellenweise wilden Montage aus Spielszenen und dokumentarischem Material werden nicht nur die weitgehend bekannten Fakten des unmittelbaren Ablaufs einer formidablen Hinrichtung rekapituliert, sondern Stone präsentiert hier – ganz in der Tradition eingängiger Verschwörungstheoretiker stehend - ein komplettes Staatsstreich- szenario, demzufolge Kennedy von den mit der Rüstungsindustrie liierten „Falken“ in den Spitzen von Militär, Geheimdiensten und Staatsapparat kaltblütig liquidiert worden ist, um den kalten Krieg gegen die Sowjetunion fortsetzen und das militärische Engagement in Südostasien ausweiten zu können. Dieses Szenario wird im Verlauf eines ganz zentral platzierten Dialogs zwischen Garrison (Kevin Costner) und einem ehemals hochrangigen Secret-Service-Mann (Donald Sutherland) explizit ausgesponnen und im arg pathetischen Abschlußplädoyer Garrsions vor einer Grand Jury noch einmal wiederholt. Entsprechend einseitig weichgezeichnet erscheint die bis heute nicht unumstrittene Figur Kennedys als Entspannungspolitiker und Friedensfürsten, der dazu bei Stone posthum mit überreichem sozialen Gewissen gegenüber den Afro-Amerikanern ausgestattet und so gleichsam in eine politische Ahnengalerie mit Martin Luther King (auch er ein Mordopfer) eingereiht wird.
Eine solche Beweihräucherung (immerhin war Kennedy Katholik!) ist zumindest fragwürdig, aber es tut der Spannung dieses aufwendig inszenierten und mit Starprominenz besetzten Doku-Dramas keinen wirklichen Abbruch. Und möglicherweise kommt ja Stones Interpretationsversuch über einen im realen Kreuzfeuer seiner politischen Feinde endenden US-Präsidenten der vielfältig verschütteten Wahrheit (verschwundene oder plump gefälschte Beweisstücke, Akten, Protokolle, verstorbene Zeugen etc.) weitaus näher, als man wahrhaben möchte.