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Frank ist ein kleiner und erfolgreicher Dealer, der im Londoner Clubland ein gutes Auskommen hat, und sich eigentlich nicht beschweren kann dass es ihm schlecht geht. Doch eines Tages könnte er ein gutes Geschäft mit einem Ex-Knacki machen, für das er sich aber 48.000 Pfund leihen muss – von Milo, dem Serben. Es kommt was kommen muss, das Geschäft platzt, der Stoff landet im Round Pond, Frank wird mangels Beweisen wieder freigelassen, und Milo will seine 55.000 Pfund wiederhaben (den Aufpreis gibt es wegen der Scheiß-Geschichte die Frank ihm erzählt, dabei ist das doch unglaublicherweise die Wahrheit). Also versucht Frank die Kohle so schnell wie möglich aufzutreiben, aber irgendwie ist in dieser Woche der Wurm drin, und es geht aber auch wirklich alles schief …

Das also ist der Film, den Nicolas Winding Refn nach DRIVE nicht drehen wollte. Die Ähnlichkeiten zu DRIVE sind ganz klar da, und Refn wäre nicht Refn, wenn er nicht tierisch Angst hätte Erwartungen zu erfüllen. Also hat er das Remake seines eigenen Erfolgsfilms bloß produziert – und hat damit nicht nur das Original übertroffen, sondern seine eigenen beiden Follow-Ups ONLY GOD FORGIVES und THE NEON DEMON meilenweit abgehängt.

Im Ernst, PUSHER zieht am Zuschauer vorbei wie ein testosterongeschwängerter Intercity. London ist halt nun mal ein klein wenig schnelllebiger als Kopenhagen, und wo der dänische Frank in Bierkneipen geht und gemütlich schaut, treibt sich sein britisches Pendant in Discos und Nachtclubs rum und prügelt sich auch mal nur zum Spaß auf der Tanzfläche. Die Musik heißt Techno und Trance, die Stimmung ist erdig und schmutzig, und die Drogen-Afficionados sind um einige Ecken abgedrehter als in der Provinzmetropole Kopenhagen.
Weitere Vergleiche fällig? OK, Kim Bodnia. Ich meine, es macht Spaß Kim Bodnia zuzuschauen, aber sein ewig gleiches Gesicht und sein Phlegma haben mich dann irgendwann mal fast ein wenig genervt. Richard Coyle hingegen lebt. Er atmet, er hat Gefühle, er kann diese Gefühle auch vermitteln, und macht als Pusher einfach erheblich mehr her als Kim Bodnia. Genauso wie die gefühlvolle Agyness Deyn als Freundin Flo eine erstklassige Besetzung! Mem Ferda hingegen als Milos rechte Hand ist oft ein wenig zu gemütlich, während Slavko Labovic in Kopenhagen eher dieses gewisse Unbehagen verursacht. Das Gefühl halt das man bekommt, wenn man die serbische Mafia beschissen hat …
Und so könnte man einige Zeit weitermachen und käme doch auf keinen grünen Zweig. Witzig ist zum Beispiel die Idee, Zlatko Buric in beiden Filmen die gleiche Rolle mit dem gleichen Namen spielen zu lassen, und er macht das mit seinem reptilienhaften Charme auch beide Male einfach großartig. Und auch wenn viele Szenen 1:1 aus dem Original übernommen wurden, so hat das UK-Teil in einem Bereich ganz klar die Nase vorn: Der Film wirkt authentischer, er hat gewissermaßen Street Credibility. Wie der Unterschied zwischen einem Bruce Springsteen-Album und einem von den Clash. Und noch etwas rockt beim britischen Film mehr: Er ist voller Adrenalin. Er ist wie ein 48-Stunden-Rave auf Speed, und genauso wenig kann man davon Abstand nehmen und sich zurücklehnen. Der PUSHER zieht Dich mit und haut Dir die raue Luft des Londoner Nachtlebens um die Ohren, dass Du Dich nach den guten alten Tagen von 51st STATE oder LAYER CAKE sehnst. Dabei ist er nicht übermäßig brutal oder stylisch, ganz im Gegenteil: Er ist einfach ausgesprochen realistisch und bodenständig. Und damit stellt er DRIVE in den Schatten, zieht mit dem Original mindestens gleich, und lässt die beiden Nachfolgelangweiler von Refn wie erwähnt ganz ganz alt aussehen. Highly recommended!

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