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Zwischen Ende der Sechziger bis Anfang der Siebziger soll im englischen Yorkshire der böse Geist eines Mönches gehaust haben, der eine Familie in ihrem neuen Eigenheim bis aufs Blut terrorisierte, was Poltergeister in der Regel nicht machen.
Für Autor und Regisseur Pat Holden ein willkommener Anlass, einen fast schon altmodisch inszenierten Geisterfilm zu fabrizieren.

Familie Maynard, Vater Len, Mutter Jenny und ihre vorpubertäre Tochter Sally ziehen also um. Sally bemerkt recht früh die Anwesenheit eines Geistes, während ihre Eltern davon ausgehen, dass Sally einige Sachen manipuliert, weil sie das neue Haus nicht mag. Als Len selbst Zeuge eines okkulten Phänomens wird, ist guter Rat teuer…

Immer wieder stellt sich die Frage, warum eine Familie beharrlich in einem Spukhaus bleibt, anstatt schlichtweg die Flucht anzutreten. Spätestens, als Tochter Sally lebensgefährlichen Situationen ausgesetzt ist, sollte eine Mutter verantwortungsvoll handeln, anstatt der Kleinen eine Ohrfeige zu verpassen, was im Übrigen beide Elternteile nicht sonderlich sympathisch erscheinen lässt.

Tochter Sally taugt mit ihrer Verbindung zum Nachbarskind Lucy zumindest für ein paar goldige Momente außerhalb des Hauses, während sich innerhalb der vier Wände langsam die Aktivitäten steigern. Was mit einer schaukelnden Deckenlampe beginnt, geht bald zu körperlichen Übergriffen über, etwas Fieses lauert im Kleiderschrank und zuletzt werden Leute gar durch die Luft geschleudert.
Bei alledem können sich die Tricks jedoch sehen lassen, allenfalls zum Finale hätte man sich den Einsatz minderer CGI sparen können.

Ein besonderes Lob geht jedoch an die Ausstattung, denn mehr Siebziger innerhalb einfacher Lebensverhältnisse geht kaum. Die geschmacklosen Tapetenmuster dürfen ebenso wenig fehlen, wie die usselige Einbauküche, dazu kommen Kleidung, Frisuren und Musik und nicht zuletzt die Autos aus jener Zeit. Durch die entsprechende Farbgebung hat man fast das Gefühl, dass der Streifen in den Siebzigern gedreht worden sein könnte.

Leider kann der Spannungsbogen nicht konstant aufrecht erhalten werden, da die Handlung ab Filmmitte ein wenig fahrig wird und kleine Handlungselemente aufgegriffen werden, die der Story manchmal kaum weiterhelfen. Besonders im letzten Drittel, als erst ein Medium und später ein Priester ins Haus kommen, wirken einige Szenen wie wild durcheinander gewürfelt, so dass der Faden ein wenig verloren geht. Erst zum endgültigen Showdown innerhalb der letzten Minuten wirkt die Sache wieder wie aus einem Guss.

An Tobe Hoopers Klassiker „Poltergeist“ kommt dieser Streifen selbstverständlich nicht heran, denn dafür fehlen ihm die inszenatorische Klasse und vor allem die Innovationen. Doch dank tauglicher Mimen, ordentlichem Handwerks und passabler Spukeffekte unterhält er zumindest recht solide und kann somit Filmfreunden empfohlen werden, die fliegende Einrichtungsgegenstände und Berührungen durch unsichtbare Hand mögen.
6,5 von 10

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