kurz angerissen*
erstmals veröffentlicht: 08.08.2015
Eine Kopfgeburt, die aber nicht nur Head-to-Head-Talk pflegen möchte, sondern auch Head-To-Guts. Dem litauischen Duo Kristina Buožyt? und Bruno Samper ist trotz des unterkühlten Zugangs an Erfahrbarkeit gelegen. Es geht um das Eindringen ins Innere einer anderen Person, und die hierin verborgene sexuelle Konnotation wird von diesem künstlerisch freischaffenden Werk auch visuell ausformuliert.
“Vanishing Waves“ betreibt Trauminfiltration mit den Mitteln der nüchternen Science Fiction der 70er Jahre. Dies bedeutet zugleich auch Filmdekonstruktion; permanent werden Situationen durch harte Schnitte des Irrealen bezichtigt, der Zuschauer in Unsicherheit gewogen, so dass er nicht weiß, woran er nun eigentlich ist.
Allerdings hat das Autorenfilmergespann seine eigenen Stilmittel nicht im Griff. Enttäuschung macht sich breit, als man zu realisieren beginnt, dass die ständigen Finten und Situationswechsel ins Nichts führen und sich die Spannung des Unvorhersehbaren in die Gleichgültigkeit des Beliebigen verwandelt. Der prinzipiell starke Drone-Soundtrack wird überdosiert; die herausragende Architektur und Raumnutzung, die mit glatten, weiten Flächen spielt und sie in Kontrast zu Kabeln und anderen Cyber-Motiven setzt, gehört zwar zu den größten Stärken des Films und gipfelt in einer dysfunktionalen Hausskulptur mit asymmetrischen Bauverläufen. Jene leidet allerdings unter etwas, das man als Brennendes-Haus-Syndrom bezeichnen könnte, einer allzu künstlichen Herauskehrung des Surrealismus. Dass Marius Jampolskis ein eher fragwürdiger Hauptdarsteller ist, der kaum dazu in der Lage ist, den Zerfall der ihm bekannten Normalität begreiflich zu machen, kommt erschwerend hinzu.
Es handelt sich aber um einen mutigen Film, auch gerade in Hinblick auf seine geschmackvoll in die SciFi-Kulisse integrierten Erotikelemente, der in vielen Aspekten die Erwartungen an einen derart niedrig budgetierten Film übertrifft, jedoch gerade in der Zusammensetzung des Puzzles scheitert, die so wichtig ist für sein Gelingen.
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