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Die Geschichte des jungen Forschers Lukas (Marius Jampolski), der sich freiwillig für ein Experiment zur Kontaktaufnahme mit der Aurora (Jura Jutaite) Komapatientin meldet überzeugt zunächst durch ihre Einfachheit und Linearität. Klar ist, dass es Probleme geben wird in Bezug auf die Traumwelt die sich Lukas schafft und er setzt auch seine das Experiment überwachenden Kollegen darüber nicht in Kenntnis…. VANISHING WAVES macht aus diesen wenigen Zutaten eine zunächst interessante und visuell beeindruckende Melange aus ambitioniertem Liebesdrama, Science-Fiction und Erotikfilm mit einer Prise Arthouse und Experimentalfilm. Bei nüchterner Betrachtung jedoch werden signifikante erzählerische Schwächen als auch formale Inkonsistenzen deutlich sichtbar und überstrahlen leider den ersten guten Eindruck.

Dabei gibt es visuell sehr gelungene Szenen am Strand mit einem Insekt in Großaufnahme und spätere Szenen mit der Übertragung von optischen Eigenheiten des Insekts auf den Menschen, oder wenn Lukas mit Aurora nachts nackt am Strand herumkugelt. Hier stört allerdings auch die recht aufbrausende Musik eher und weniger wäre bei diesen Szenen mehr gewesen. Auch die Szenen im Labor mit seiner klinischen Neutralität, den stoischen Blicken der Forscher und die daraus resultierende Beklemmung können gefallen. Insgesamt beeindruckt die Fähigkeit der Macher ohne den extensiven Einsatz von CGI, sondern eher mit den konventionellen Mitteln des Films Traumwelten zu generieren. Somit gehört VANISHING WAVES auch zu den wenigen Vertretern des Genres, die nicht auf aufwendige Actionszenen angewiesen sind.

Aber bei aller Sympathie für diesen in gewisser Hinsicht mutigen Genremischling gibt es einige essentielle Schwächen, die trotz meinen subjektiven Vorschusslorbeeren für VANISHING WAVES und seinen genialen Trailer leider in der Gesamtbetrachtung die Oberhand übernehmen. Zunächst einmal soll die über zweistündige Laufzeit genannt werden, die bei dem zeitweise dramaturgisch verschleppten Tempo deutliche Längen kreiert. Die erotischen Szenen, die sehr im Mittelpunkt von VANISHING WAVES stehen, sind zwar auf den ersten Blick ästhetisch gestaltet, aber in ihrem biederen Softsex Look letztlich mehr als konservativ geraten und erinnern zeitweise an FSK 16 Kamasutra Videos für Erwachsene, in denen außer erotisch wirken wollenden 08/15-Bewegungen und klischeehaften angedeuteten Stellungen nicht viel passiert.

Eben wie in VANISHING WAVES. Dort sind die Phantasien genauso gewöhnlich wie ihre visuelle Umsetzung. Diese Szenen stehen aber erzählerisch derart im Mittelpunkt, dass ich hier mehr Mut für ungewöhnliche Perspektiven, kreative Übergänge von der Real- zur Traumwelt und vielleicht sogar ein leises Herantasten an gewisse Genre- oder Tabugrenzen erwartet hätte. Dem grundsätzlich leicht experimentellen Charakter des Films hätte es sogar gut gestanden, hier deutlicher zu provozieren oder sogar Grenzlinien zu überschreiten. Doch nichts dergleichen ist auch nur ansatzweise in VANISHING WAVES vorhanden. Vereinzelt gesehen Vergleiche mit David Cronenberg sind mehr als gewagt. Und formal ist VANISHING WAVES auch erstaunlicherweise voller Brüche.

Denkt man die junge litauische Regisseurin Kristina Buozyte vertraut durchgehend auf die visuelle Kraft der Bilder wird dies an entscheidenden Stellen gebrochen. Die Bilder alleine sind ihr aber oft doch nicht aussagekräftig genug und es gibt oft recht vordergründig arrangierte elektronisch Soundflächen, die permanent vor sich hin wabern und piepen. Erzählerisch wird dem Zuschauer kaum eine Möglichkeit gegeben sich mit Lukas, er ist die einzig mögliche Figur die dazu geeignet ist, zu identifizieren. Generell ist die Geschichte alles andere als komplex und verbleibt an der Oberfläche. Auch der sehr gewollte Mindfuck am Ende von VANISHING WAVES verkommt zu einer Art Gag aufgrund der vorgenannten Schwächen. Somit kann ich trotz äußerst positiver Herangehensweise leider nur eine mittelmäßige Bewertung vergeben.

5/10 Punkten

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