Das deutsche Kino lebt ja doch noch!
"Oh Boy" beschreibt etwa 24 Stunden eines besonderen, vielleicht auch schicksalhaften, Tages aus dem Leben von Niko Fischer (grandios gespielt von Tom Schilling), der normalerweise nur ziellos in den Tag hineinlebt.
Episodenhaft vorgetragen wird Niko mit verschiedensten Aspekten seiner aktuellen Lebenssituation, seiner Vergangenheit und sogar der deutschen Geschichte konfrontiert, in dessen Verlauf er einen faszinierenden Trip durch Berlin erlebt.
Was sich erstmal recht unspektakulär anhört, entpuppt sich als einer der besten deutschen Filme der letzten Jahre. Den Streifen in seinen ganzen Facetten zu beleuchten, würde hier zu weit führen (da gibt es genug Rezensionen im Netz).
Fakt ist, dass dem Regisseur Jan Ole Gerster mit "Oh Boy" eine grandiose Dramödie gelungen ist, die zwischen humorvollen (teilweise richtig komischen) und wunderbar melancholischen Momenten balanciert und in fast jeder Szene/Episode einen Volltreffer landet. Dabei entgleist der Film niemals in den Klamauk oder drückt zu sehr auf die Tränendrüse. Alles ist wunderbar ausgewogen und dosiert. Dabei unterhält "Oh Boy" ausgesprochen prächtig und kurzweilig und ist dennoch stellenweise sehr tiefsinnig.
Des Weiteren besonders hervorzuheben ist die tolle Besetzung, die durch die Bank durch schlichtweg sensationelle Leistungen glänzt.
Abgerundet wird der Film durch die Präsentation in schönstem Schwarz/Weiß, was der Atmosphäre eine besondere Note verleiht.
Fazit: Gott sei Dank vermag das deutsche Kino auch noch Filme jenseits alberner Klamotten, Til Schweiger Produktionen und Nazi/Stasi-Vergangenheitsbewätligungsfilmen (eine sehr amüsante Anspielung darauf ist im Film auch vorhanden) hervorzubringen. Tolles, erfrischendes Kino!
9/10