Review

Gleich zu Beginn die Bewertung: 12/10 Punkten.

Dieser Film ist einzigartig. Francis Ford Coppola ist es gelungen, ein Meisterwerk zu erschaffen und gleichzeitig die einzig authentische filmische Umsetzung des Romans von Bram Stoker auf die Leinwand zu zaubern.

Und Zaubern trifft es genau. Diese Inszenzierung fühlt sich an wie ein Märchen. Ein tragisches Märchen mit viel Liebe.

Bram Stoker's Dracula wird in Tagebuchform erzählt, wie im Roman. Johnathan Harker wird als Ersatz für seinen in den Wahnsinn gefallenen Vorgänger Renfield nach Transylvanien geschickt, um mit einem Grafen Dracula Immobilienkäufe in London abzuschließen. Der Rest der Handlung dürfte bekannt sein.

Ich habe diesen Film 1992 zum ersten Mal im Kino gesehen. Mit meinem Vater. Ich war damals 10 Jahre alt. Ich durfte ihn eigentlich nicht sehen, aber ich konnte ihn sehen. Dieser Film war der Grund dafür, dass ich unbedingt Regisseur werden wollte, was leider nicht geklappt hat. Dafür habe ich diesen Film bislang an die 100 Male angeguckt. Er ist bei jedem Sehen faszinierend und wird es immer bleiben.

Dieser Film besteht aus soviel Harmonie, aus fabelhaften Szenenbildern, einzigartigen Kostümen (Oscar!), großartigen DarstellerInnen und einem tollen Score, der bis heute immer noch in anderen Produktionen eingesetzt wird.

Gary Oldman ist als Dracula ein Verletzter, eigentlich ein Opfer. Heutzutage würde ich sagen, dass Gary Oldman eine Fehlbesetzung gewesen wäre, ähnlich wie Thomas Kretschman in Argentos Version. Das war er aber nicht. Er war die perfekte Besetzung. Draculas Leid, seine Sehnsucht nach Liebe, seine Verletzbarkeit. All das unterscheidet ihn von anderen Interpretationen. Dracula ist kein Monster. Er ist ein Gefangener und hofft auf Erlösung durch Liebe.

Anthony Hopkins ist einfach die beste Wahl für die Besetzung des Van Helsing. Genau so stellt man sich Van Helsing vor. Als klugen, gebildeten Wissenschafter, der ein wenig unorthodox seine Ziele verfolgt. Einfach grandios. Nach "Das Schweigen der Lämmer" seine vielleicht beste Performance.

Winona Ryder macht eine gute "Mina". Korrekt, verliebt und für Alles bereit. Auch ihre Verletzbarkeit kommt gut rüber, gleichzeitig aber auch ihr Verlangen nach Mehr. Spitze.

Als Harker könnte ich mir keine bessere Besetzung vorstellen als Keanu Reeves. Seine Blicke, seine Angst, seine Stärke. Harker verkommt in dieser Inszenzierung nicht zu einer Nebenrolle, sondern spielt sich durch die gesamte Laufzeit gekonnt durch.

Tom Waits als Renfield. Ich kenne keinen besseren Renfield als diesen. Man muss es gesehen haben.

Ebenso verhält es sich mit Lucy Westerna. Sadie Frost in iher ersten großen Rolle. Eine schauspielerische Leistung höchster Güte (und erst ihr Hochzeitskleid, Wow!!)

Die "drei Burschen" Seward, Morris und Holmwood liefern eine pasable Leistung ab. Bei Seward erkennt man eine Spur von Wahnsinn, bei Holmwood Überheblichkeit und bei Morris den Kampfgeist.

Kurz zu sehr bemerkenswerten Szenen:

Der Beginn ist atemberaubend. Man muss ihn gesehen haben.

Die Reise von Harker zu Dracula lässt sich nicht in Worte fassen. Die Zugfahrt und das Betreten von Schloss Dracula verschlagen Einem die Sprache. Das Schloss ist eine Ruine, mit Stahlträgern gestützt. Dracula ist alt, wie im Roman. Er hat eine merkwürdige, jedoch faszinierende Frisur, welche in die Filmgeschichte eingegangen ist.

"Dracula und seine Bräute" - auch diese Szene gehört zu den Besten. U.a. Monica Belluci als eine der drei Bräute ist der Hammer. Wenn Harker durch diese Bräute vergewaltigt wird, werde ich nie seine Blicke vergessen.

Die erste Konfrontation von Dracula - verjüngt - und Mina hinterlässt auch seine Prägung. Hier gibt es keine Gewalt, kein Blut. Hier gibt es nur Liebe.

Die Szene mit Mina und Lucy im Labyrith unter Regenschauer lässt sich schwer erklären. Sie ergibt auch keinen Sinn, passt jedoch perfekt ins Gesamtkonzept.

Der vorletzte Angriff von Dracula als Wolf auf Lucy ist toll, atmosphärisch und wirklich gruselig. Diese Szene ist dermaßen intensiv inszeniert, dass man nur mehr Staunen kann. Ebenso der letzte Angriff auf Lucy, währenddessen Mina und Harker synchron heiraten. Dieser Switch, muskalisch perfekt untermalt, schlägt Alles. Anschauen! Und die Szene in der Gruft ist atemberaubend. Und das für 1992.

Lediglich das Ende ging mir zu schnell und war mir dann doch ein wenig zu sentimental.

FAZIT: "Bram Stoker's Dracula" ist kein Horrorfilm. Dieser Film ist reine Kunst. Ich habe mich ausführlich mit der Entstehung des Films und den Dreharbeiten beschäftigt. Ein Wahnsinn! Die Kostüme haben nicht umsonst einen Oscar gewonnen. Die Atmosphäre, die Dekoration, alles perfekt. Sowas gibt es heute nicht mehr.


10/10 Punkten

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