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Graf Dracula (Gary Oldman) möchte zukünftig in England leben und kauft über den Maklerbeauftragten Jonathan Harker (Keanu Reeves) eine Ruine in London. Dort angekommen becirct er Harkers Frau Mina (Winona Ryder), die eine Wiedergeburt seiner vor 400 Jahren verstorbenen Gattin ist. Der Arzt Dr. van Helsing (Anthony Hopkins) möchte dem gar üblen Treiben Einhalt gebieten …

Opulent ist das Wort das hier am Besten passt. Opulent sind die Bilder, opulent ist die Ausstattung, opulent sind die Computertricks, und das Ergebnis all dieser Bemühungen ist – opulent … Im Ernst, DRACULA ist visuell definitiv ein Fest für die Sinne. Coppola arbeitet mit Tricks wie hintergründigen Schattenspielen die nicht zum Vordergrund passen und kleinen perspektivischen Veränderungen (man beachte die Szene wenn Harker sich rasiert, was da mit dem Hintergrund passiert), und erzeugt damit ein gigantisches Grand Guignol-Bild des viktorianischen Englands. Und wenn schon der Begriff Grand Guignol fällt, dann passen dazu auch die in weiten Teilen leicht künstlich wirkenden Kulissen und die theatralischen Szenerien. Schauerromantik, wie sie sich die damaligen Schriftsteller möglicherweise vorgestellt haben, und wie sie so in den US-amerikanischen Gruselfilmen der 20er und 30er Jahre zuletzt gesehen werden konnte (beispielsweise in den Filmen von Tod Browning und James Whale).

Und doch bleibt ein merkwürdiger Nachgeschmack. OK, es hat eine Menge Kitsch (der eigentlich nicht wirklich stört, weil der Roman halt nun mal auch viel mit Liebe zu tun hat), und manchmal drückt Coppola schon arg auf die Tränendrüse (etwa beim ersten Filmtod Winona Ryders). Aber es fällt halt auf, dass vor allem in der ersten Hälfte des Films die Bilder oft überlagert werden von anderen Filmbildern, von denen der Vorgängerfilme. Herzogs NOSFERATU drängt sich immer wieder auf, und in den Szenen am Borgopass kopiert Coppola unverhohlen DIE STUNDE WENN DRACULA KOMMT. Es fällt auf, dass Renfield in NACHTS WENN DRACULA ERWACHT erheblich überzeugender agiert (vom schauspielerischen her gesehen), und dass Keanu Reeves, den ich normalerweise recht gerne sehe, gegen Bruno Ganz im erwähnten NOSFERATU einfach ganz furchtbar abstinkt. Selbst Fred Williams war überzeugender (oder richtiger: eindrücklicher), und Anthony Hopkins kann als kauziger Dämonenjäger mit Herbert Lom ohne weiteres konkurrieren. Einzig der Hauptdarsteller überzeugt auf ganzer Linie, was aber bei Gary Oldman auch nicht anders zu erwarten ist.

Und somit haben wir wunderbare gotische Tableaus, in denen teilweise hanebüchene Aktionen von nicht immer inspirierten Schauspielern dargeboten werden. Erst im Showdown, ab der Ankunft in Varna, passt alles zusammen, wenngleich der Westerntouch hier wieder etwas störend wirkt. Vielleicht muss man den Film auch einfach im Kino auf der großen Leinwand sehen um von den Bildern erschlagen zu werden und die Schwächen nicht zu bemerken. Aber auf dem Fernseher, selbst einem großen Fernseher, drängen sich die störenden Elemente leider doch etwas in den Vordergrund.

Fazit: Wegen der vielen Kleinigkeiten die Coppola eingebaut hat, den Spielereien mit der Kamera, der wundervollen Szene in der Mina Seiten ihres Tagebuchs ins Wasser wirft (und somit Bram Stoker gar nicht die ganze Wahrheit erzählen kann), den opulenten (sic!) Tableaus, wegen all diesen schönen Dingen vergebe ich knappe 7 von 10 Blutfontänen. Und wegen des Traums, dass sich die nackte Monica Bellucci zwischen meinen gespreizten Beinen materialisiert … Schauspieler hätte man werden sollen …

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