Diese Draculaverfilmung wird durch den Roman von Bram Stoker von 1897 inspiriert, wie der Filmtitel auch deutlich zu erkennen gibt. Das dies ein eher kritisches und mutiges Unterfangen ist, sollte wohl klar sein, so richten sich die meisten Vampirfilme, und das sind wahrlich viele, an dieser Vorlage, aber nur diese, wahrlich eine Blockbusterproduktion aus der Hollywoodtraumschmiede benutzt den Namen auch im Filmtitel. Todesstoss oder gerecht? Schliesslich ist dieser Film aus Hollywood und nicht irgendein B-Movie der Hammerschmiede oder irgendwas entfernt ähnliches. Eins vorweg: Der Film kümmert sich viel darum authentisch zu wirken, nimmt sich viel Mühe Atmosphäre aufzubauen. Man kann unschwer erkennen wo sich der Film hier seine Vorbilder gesetzt hat. Er versprüht ähnlich viel Charme, wie viele andere Verfilmungen davor, aber ist er, gerade dieser würdig auch Bram Stokers Dracula zu heissen? In vielen Belangen ja, aber in vielen Belangen nein.
Die Story sollte soweit bekannt sein, schliesslich ist diese allgegenwärtig, und wer hat nicht einmal irgendwann im Fernsehen einen Vampirfilm über den bösen Dracula aus Transylvanien gesehen. Jeder. So verbindet man damit wohl klassischen Horror schlechthin. 1922 schaffte man es dem Film und auch dem Horrorgenre neue Impulse zu verleihen. Die Rede ist von Nosferatu - Symphonie des Grauens. Der Vampirfilm und der Mythos rund um dieses Themas in filmischen Mitteln ist also schon ein recht alter Geselle. Danach schafften die Universalstudios etliche Draculaverfilmungen, 1958, brachte eine britische Filmfirma ihre Adaption des Draculastoffes auf den Markt. Horror of Dracula von den Hammerstudios, die in den nächsten 2 Jahrzehnten etliche Vampirfilme nachzogen. Der Urdracula rückte durch die Hammerstudios in ein neues Licht. Hammer erreichte mit ihren Verfilmungen Weltruhm und gilt auch heute noch als diese Filmeschmiede, die in den 50er bis Ende der 70er DIE klassischen Horrorfilme abfertigen, wahrlich versprühten ihre Filme B-Moviecharakter, aber ihre künstlich wirkenden Kulissen verliehen den Filmen Charme. Ähnlich setzte dies auch Bram Stokers Dracula um. Dieser Film, 1992 entstanden, also nahezu ca.15 Jahre nach dem letzten Hammerfilm über Vampire, lässt diesen Charme wieder aufleben. Man könnte den Film durchaus als Huldigung sehen, so dreht man ausschließlich vor Kulissen, die ebenfalls eine schöne, charmante und künstliche Atmosphäre versprühen. Natürlich ist der Film in anderen Belangen doch etwas professioneller ausgefallen als deren eigentliche Vorbilder. Die tricktechnische Vielfalt ist grenzenlos, die Maskenarbeit sitzt, die Verwandlung vom alten, bleichen Dracula mit Hochsteckfrisur zum Ratten und Fledermausähnlichen Nosferatumonster ist gewaltig und erzeugt eine schöne Stimmung. Allgemein ist die Darstellung des Draculas in junger Erscheinung exzellent gespielt. Charme könnte wohl treffender begriff sein. Die sonstigen Rollen sind akzeptabel gespielt. Ausfälle sind keine zu sehen. In Sachen Vampirbekämpfung ist es allgegenwärtig, der Feind ist Gott, so kommen auch wieder das Kreuz, Knoblauch etc. zum Einsatz. Klassischer Stoff eben, wenn auch mich das Ungläubiger nervt. Im Film wird vieles gezeigt, mit fast 2 Stunden Spielzeit ist er aber an einigen Stellen zu lange, da er zwischendrin mit vielem Füllmaterial auf der Stelle steht, der dem Plot eigentlichen keinen Tritt gibt sondern eher belanglos und nichtssagend wirkt. Der Film macht dabei also vieles richtig. Die Kulissen und Maskenarbeit stimmt, der Charme der alten Hammerfilme ist da, aber insgesamt ist die Story doch schon zu komplex, dass man ohnehin manchmal gewillt ist auszuschalten, aber dennoch gibt es dann wieder Szenen die unterhalten, die stimmig sind, aufgrund ihrer Bilder, Effekte und dem Effekt dahinter. Insgesamt also ist Bram Stokers Dracula ein würdiger Neuaufguss der Hollywoodschmiede, der gut funktioniert, stellenweise gut gruselt, aber nie wirklich beängstigend ist und viele erotische Szenen enthält. Und das wünscht man sich doch von einem Vampirfilm. Leckere "Huren Satans" die freizügig bekleidet durch den Film wandern und Blutgeil sind. Hehe. Jetzt ist das Niveau mal einmal gesunken, so wirds jetzt wieder prächtig angekurbelt. Also.
Fazit:
Hier passt nahezu alles. Recht gelungen Draculaverfilmung, die vieles kann. Charmante Kulissen, kalter, morbider Charme, Erotische Vampirdamen, gute Maskenarbeit, ein wenig Kunstblut, eine stimmige Drama und Liebesstory, des Bram Stoker Stoffes und eine solide Atmosphäre, die eher weniger gruselt aber recht stimmig ist. Also im Endeffekt: Gelungen, sehbar aber an den typischen, klassichen Hammerfilm kommt dies nicht heran. Diese haben eindeutig mehr Charme.
8/10