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Mit „Bram Stoker’s Dracula“ verfilmt Francis Ford Coppola die altbekannte Geschichte ziemlich opulent.
Der Film beginnt allerdings mit einem Part, der im Roman nicht vorkommt und sich mehr auf die historische Sage um Dracula bezieht. Vlad ’Dracul’ Tepes (Gary Oldman) verteidigt im ausgehenden 15ten Jahrhundert die christliche Kirche Rumäniens gegen anstürmende Invasoren aus dem Osmanischen Reich und erwirbt sich den Namen Vlad, der Pfähler, als er gefangene Türken nach einer Schlacht aufspießen und elendig sterben lässt. Doch rachsüchtige Türken treiben seine große Liebe Elisabeta (Winona Ryder) mit einer gefälschten Nachricht zum Selbstmord, woraufhin sich Vlad sich aus Trauer von der Kirche lossagt. Eine sehr opulente, aber auch ziemlich harte Eingangssequenz, auch wenn Pfählen an sich nur als eine Art Schattenspiel gezeigt wird.
Rund vier Jahrhunderte später, nämlich 1897 (das Entstehungsjahr der Romanvorlage): Der junge Engländer Jonathan Harker (Keanu Reeves) begibt sich nach Rumänien, um dort dem Grafen Dracula, der untoten Form Vlad Tepes’, Landbesitz in London zu verkaufen. Anbei hat er auch ein Bildnis seiner jungen Verlobten Mina (Winona Ryder), die Grafen an seine verstorbene Liebe erinnert. Flugs hält er Jonathan in seinem Schloss fest und eilt nach London – so wie man es aus an sich jeder „Dracula“-Verfilmung kennt, wobei sich Coppolas Verfilmung hier enger an die Romanvorlage hält als die anderen.

In London versucht Dracula Minas Aufmerksamkeit zu erregen, doch stillt seinen Durst bei Minas Freundin Lucy Westenra (Sadie Frost). Doch dadurch ruft er nicht nur Lucys Verehrer Lord Arthur Holmwood (Cary Elwes), Dr. Jack Seward (Richard E. Grant) und Quincey P. Morris (Bill Campbell) auf den Plan, sondern auch Professor Abraham Van Helsing (Anthony Hopkins), den Jack zur Bekämpfung von Lucys scheinbarer Krankheit zurate zieht….
Die Geschichte von „Dracula“ ist altbekannt und schon oft verfilmt worden, weshalb die Story von Coppolas Film an sich wenig Neues bietet. Im Gegensatz zu vielen anderen Verfilmungen hat man die Charakterzahl hier allerdings nicht reduziert, sondern komplett beibehalten (z.B. fielen ja oft Lucys Verehrer unter den Tisch). Doch auch die Werktreue und die Einbindung von ein paar neuen Ideen wie der Vorgeschichte können nicht drüber hinwegtäuschen, dass der Plot bekannt ist und ihm daher Überraschungspotential fehlt. Zudem erzählt Coppola die Geschichte zwar opulent, aber oft auch langsam oder sogar langatmig, dass sich selten echte Spannung einstellen will.
Stattdessen setzt Coppola vollkommen auf Atmosphäre und damit liegt er goldrichtig. Die Bilderwelten wissen zu fesseln, wenn auch bei mir erst beim zweiten Ansehen (man muss sich halt damit abfinden keinen herkömmlichen Gruselfilm zu sehen). Coppola schwelgt in fantastischer Optik (man beachte nur, wie er Medien, egal ob Tagebücher, Schreibmaschinen oder Kinematographen, ins Bild einbaut) und prunkvollen Kostümen (z.B. Draculas wallender, unheimlich langer Umhang). So kann er zum großen Teil über Spannungsdefizite hinwegtäuschen und den Zuschauer fesseln. Außerdem ist „Bram Stoker’s Dracula“ noch herrlich handgemachtes Kino und setzt bei seinen Effekten noch auf gute altmodische Handarbeit, was sehr stimmig aussieht, vor allem bei den Verwandlungen des Grafen Dracula).

Gleichzeitig ist Coppolas Verfilmung aber auch Zitatenkino, nur sehr viel dezenter als Tarantino und Co. Doch wenn man genau hinguckt, kann man Techniken aus alten Filmen wieder finden (ähnlich wie in „Nosferatu“ von 1922 setzt Coppola gerne die Irisblende ein), aber auch auf das neuere Horrorgenre selbst wird dezent angespielt (z.B. erinnern die Kamerafahrten aus Draculas Egoperspektive sehr an „Tanz der Teufel“). In diesen bunten Mix kann Coppola auch etwas Erotik in Form der Vampirbräute reinbringen (eine Komponente des Romans, welche viele Verfilmungen oft unterschlagen) oder sich im Finale auch noch etwas nett gemachte Action erlauben, wenn sich die Londoner mit Draculas Zigeunern anlegen.
Gary Oldman liefert als Dracula eine recht gute Leistung ab, aber die beste Darstellung kann hier ein mal wieder großartiger Anthony Hopkins verbuchen, der Van Helsing smart, aber auch leicht verrückt verkörpert. Da wirkt Keanu Reeves in der für ihn sehr untypischen Rolle als britischer Gentleman deutlich blasser, aber auch Sadie Frost und Winona Ryder können nur bedingt mithalten. Die Nebendarsteller sind ebenfalls recht gut, aber dieser Film gehört klar Hopkins und Oldman.

So liefert „Bram Stoker’s Dracula“ eine optisch sehr ansprechende Verfilmung des Stoffes, die auch sehr gut gespielt ist – nur viel Tempo oder sehr große Spannung sollte man nicht erwarten, damit der Film einem gefällt.

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