Der Londoner Polizist Max Lewinsky hasst den Verbrecher Jake Sternwood. So richtig tief. Abgrundtief. Der Grund ist, dass Sternwood vor drei Jahren Lewinsky eine Kugel ins Bein gejagt hat, als der ihn fast hätte festnehmen können. Stattdessen hat Lewinsky jetzt regelmäßig Schmerzen im Bein, und Sternwood lebt in Ruhe und Frieden in Island. Doch jetzt hat Sternwoods Sohn Schwierigkeiten, und der Vater kommt zurück nach London. Lewinsky weiß das, und dreht durch wie ein Hamster auf Speed. Schnell wird ihm klar, dass der momentan zu bearbeitende Fall mit dem Ex-Soldaten Dean Warns und der Fall mit dem Sohn von Sternwood zusammenhängen, aber wie tief die Verstrickungen reichen, und wieviel Hass er noch aufwenden muss um aus der Sache lebendig wieder rauszukommen (und ich vermeide wohlweislich den Begriff heil), das kann er sich noch gar nicht vorstellen.
Jedem regelmäßigen Filmfan wird nach 20 Minuten klar sein, wer hier der Bösewicht ist. Und der Boss vom Bösewicht ist ebenfalls sehr schnell entlarvt. Sprich, die Story ist jetzt nicht wirklich innovativ oder gar neu. Entsprechend danken die Macher des Films im Abspann dem großartigen Hong Kong-Actionkino und all den Polizei-und-Gangster-Filmen, die sie inspiriert haben. Endlich einmal Filmemacher die ehrlich sind …
Nein, hier sind andere Dinge ausschlaggebend. Zum einen die großartigen Bilder – Ridley Scott als ausführender Produzent ist nicht zu übersehen, und angenehmerweise hat sich sein Einfluss nicht auf die Geschichte ausgedehnt. Die ist nämlich ausgesprochen druck- und kraftvoll, gut geerdet, kommt mit mächtig Rumms daher und hat ein wunderbares un-mainstreamiges Ende. Es hat auf der einen Seite ruhige Passagen die viel Atmosphäre zaubern, und dann auch einiges an gut geschnittenen und spannenden Shoot-Outs, die deutlich vom Hongkong-Kino inspiriert wurden (siehe oben).
Last but not least sind da die Schauspieler. Eran Creevy geht oft ganz nah an die Menschen, und zeigt Dialoge in Form von Nahaufnahmen von Augen und Gesichtern. Die Darsteller sind durch die Bank erstklassig, vor allem James McAvoy wirkt mit seinem 24/7-Wahnsinn wie eine realistische Vorstudie zu dem deutlich abgehobeneren DRECKSAU. Mark Strong mit seiner coolen Abgeklärtheit, Andrea Riseborough mit ihrem spröden nordenglischen Charme, und die Darsteller der Bösewichter sind alle erstklassig und überzeugen auf ganzer Linie. Britisches Cops & Thugs-Kino vom Feinsten, das zwar deutlich von außen inspiriert wurde, aber sich aus den vielen guten Einflüssen der letzten 20 oder 30 Jahre das Beste rausgepickt, und in einer höllisch explosiven Mischung neu zusammengesetzt hat. Nicht neu oder innovativ (hatten wir das nicht schon mal?), aber packend und nach vorne abgehend. Große Klasse!