Wenn nichts mehr passiert...09.02.2014
Die Ehe ist ein interessantes Spielfeld. Grundsätzlich geht es in amerikanischen romantischen Komödien an sich immer darum, daß sich etwas findet, dann heiratet und ein paar Kinder bekommt. Dieses Untergenre ist zumeist langweilig, vorhersehbar und nur selten komisch. Weniger befaßt man sich mit dem Ende einer Ehe, das können die schwermütigen Filmemacher in Skandinavien oder hier daheim ganz gut, selten aber zum Genuß des Zusehers. Hier haben wir es aber mit einem ungewöhnlichen Fall zu tun, denn der zu besprechende Film zeigt auf, was passiert, wenn man einfach jegliche Bemühungen um den anderen einstellt und seinen Tage immer gleich verrichtet...das ist dann die extreme Form der Ehe, eigentlich zwei Mieter in einem Haus.
So bei Kay und Arnold. Sie Hausfau, er irgendwas "mit Büro", Kinder aus dem Haus, Ehe besteht seit 31 Jahren. Schockgefrostet, getrennte Schlafzimmer, keine Aufmerksamkeiten, alles wird als selbstverständlich hingenommen, es passiert nichts mehr. Arnold scheint das zu genügen, doch Kay will mehr...sie investiert ihr Erspartes in ein Wochenseminar bei einem Ehetherapeuten, zu dem Arnold gezwungenerweise mitgeht. Zunächst scheint die Lage aussichtslos, die beiden werden über Gespräche und Übungen wieder einander näher gebracht, doch das Feuer zwischen den beiden ist erloschen. Wieder daheim geht es weiter wie bisher, doch es gibt den einen, entscheidenden Moment, der über Sieg oder Niederlage gebietet...wird Arnold noch einmal über seinen Schatten springen? Zieht Kay aus? Spannendes Finale...
...eines sehr guten, ruhigen und dialoglastigen Films, der sich über seine drei Hauptdarsteller definiert. Sehr gut Jones als knurriger Gatte, immer am Maulen, erinnert ein bißchen an das Ekel Alfred. Meryl Streep steht ihm in nichts nach, feines Schauspiel, Nuancen sind zu sehen. Auch Carrell gibt nicht den Kasper in der Rolle des Eheberaters, sondern hier und da ein Schmunzeln, aber nichts fern der Realität. Schön vor allem das hier gezeigte Erstarren der häuslichen Gemeinschaft, man kann das nicht mehr guten Herzens Leben oder Liebe nennen, und so ist der Film auch als Warnung zu verstehen, sein Leben und die Liebste nicht als selbstverständlich anzusehen. Was heute noch gut ist, kann morgen schon vorbei sein, und als Mann wird man nie gewarnt, lieber Leser, denn die Untertöne hören wir nicht. Ein ruhiger Film für ein erwachsenes Publikum, empfehlenswert als Anstoß vor einer Krise, mit einigen kleineren Hängern, aber dennoch 8/10.