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Kino soll unterhalten und fesselnde Geschichten erzählen die uns berühren. CLOUD ATLAS schafft dies und wirkt dabei wie ein gelungenes Erwachsenenmärchen. Es werden die wichtigen Fragen nach dem Kern, Wesen und Zielen des Menschen gestellt. Er regt zum Nachdenken an über unsere Herkunft, Motivationen und Werte und wie wir die Zukunft mit Freiheit, Toleranz, Selbstbestimmung und Würde für möglichst viele Menschen gestalten können. Ja, CLOUD ATLAS ist Philosophie auf Popcorn-Film Niveau, aber dadurch erreicht der Film ein breiteres Publikum mit seinen Aussagen was zu befürworten ist.

Ohne die Details der tatsächlichen Verbindungen der 6 Episoden zu verraten ist neben den o.g. Fragen eine gemeinsame Aussage, dass alles miteinander verbunden ist und unser Tun unsere Zukunft bestimmt. In diesem moralisch-philosophischen Kontext im Sinne eines Karmas ist CLOUD ATLAS sehr zu empfehlen. Wer also komplexe Geschichten mit viel Denk- und Kombinierstoff liebt und gerne bildgewaltigem Kino in den Genres Drama, Romatik, Komödie, Action, Thriller und Science-Fiction in EINEM FILM frönt wird bei CLOUD ATLAS auf seine Kosten kommen.

Tom Tykwer (u.a. DAS PARFUM) und die Wachowski-Geschwister (u.a. MATRIX) haben sich also an nicht Geringeres als die Verfilmung des Bestsellers von David Mitchell „Der Wolkenatlas“ gemacht und m.E. ein der literarischen Vorlage angemessenes – so weit dies ein Film überhaupt sein kann - und fast episches Werk geschaffen, das mit rund 170 Minuten und dem wilden Genremix seines Gleichen sucht. Insgesamt werden die oben genannten philosophischen Fragen aufgeworfen die selbstverständlich nicht im Rahmen eines Films ausreichend beantwortet werden können. Es verbleibt aber auch nicht alles an der Oberfläche und die Botschaften des Films werden klar transportiert.

Hier die Grundzüge der Geschichte ohne etwas zu verraten (OHNE SPOILER!):  Wir erfahren die Schicksale von Menschen auf 6 Zeitebenen die 500 Jahre von 1846 bis 2346 umfassen, aber dennoch miteinander verbunden sind. Ihre persönlichen Veränderungen beinhalten große Veränderungen, nicht nur für sie selbst, sondern unter Umständen sogar gesellschaftlicher Art. Es geht meist um den Kampf gegen Unterdrückung, Benachteiligung und das Recht auf Freiheit, individuell und gesellschaftlich…

Interessant ist, dass die 6 Geschichten zwar in völlig anderen Zeiten spielen, aber mit den gleichen Schauspielern im Kern wie Tom Hanks, Hugo Weaving, Halle Berry, Susan Sarandon, Hugh Grant und weiteren 5 Schauspielern gedreht wurden. Für die deutschen Fans sein noch Trash-Ikone Götz Otto genannt, der aber nur eine kleine Rolle hat. Die o.g. gehören vielleicht nicht zu meinen Lieblingsschauspielern. aber im Kontext dieser hochwertigen Produktion und guten und komplexen Story tritt dies in den Hintergrund und man konnte sich völlig auf die Geschichte einlassen.

Alle Episoden haben ihre Stärken und Schwächen und auf diese hier im Einzelnen einzugehen würde zu viel vorwegnehmen. CLOUD ATLAS wirkt auch am besten wenn man sich nicht vorab im Detail informiert. Nicht alles ist bierernst, in einigen Episoden gibt es auch viel zu lachen. Schön sind die teilweisen fließenden Übergänge zwischen den Episoden. Visuell haben mir persönlich die Zukunftsepisoden gefallen in denen wir auf hochwertige Effekte und gute Masken und Requisiten treffen.

Generell sind die außergewöhnlich guten und aufwendigen Masken und Kostüme zu nennen und man braucht manchmal einige Minuten um die bekannten Schauspieler zu erkennen. Ich bin gegen Zensur jeder Art, aber die FSK 12 ist aufgrund der gezeigten Gewaltszenen ausnahmsweise mal deutlich zu tief gegriffen. Es geht zwar wie immer um die breite Vermarktung, aber ich bezweifle, dass ich den Film mit 12 überhaupt verstanden hätte.

Die Frage ist ggfs., ob die einzelnen Stories für sich genommen nicht doch etwas banal sind und inwieweit die Verbindung zwischen ihnen nicht etwas konstruiert zu bezeichnen ist. Der philosophische Kontext wirkt hier und da etwas bemüht und insgesamt schielt auch Hollywood Pathos, Kitsch und das ein oder andere Klischee ein wenig aus den Filmritzen. Kritisieren könnte man im Einzelnen vieles, für mich zählen allerdings der Gesamteindruck und das Filmerlebnis als Ganzes. Somit sticht CLOUD ATLAS aus der Masse nicht nur durch sein Format hervor. Er wirft die maßgeblichen moralischen Fragen der Freiheit des Menschen und des Geistes auf, die sich tatsächlich konsequent durch die Menschheitsgeschichte ziehen.

7,5/10 Punkten

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